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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Schritte gethan, die wir verabredet hatten. Und in
der gegenseitigen Hilfleistung stärkte sich die Neigung,
die wir gegen einander hatten, die nie verschwunden
war, die sich zu einem edlen tiefen freundlichen Ge¬
fühle gebildet hatte, und die nun offen und rechtmäßig
bestehen konnte. Ich hatte wieder Jemanden, den
ich zu lieben vermochte, und Mathilde konnte ihr
Herz, das mir immer gehört hatte, unumwunden an
mein Wohl und an mein Wesen wenden. Nach einer
Zeit wurde der Sternenhof verkäuflich. Ich schlug
Mathilden den Kauf vor. Sie besah das Gut. Seiner
Nachbarschaft mit mir willen und schon seiner Linden
willen, die sie an die großen Bäume auf dem Rasen¬
plaze vor dem Hause in Heinbach erinnerten, war sie
zu dem Kaufe geneigt. Auch hatte der Sternenhof
überhaupt große Ähnlichkeit mit dem Hause in Hein¬
bach, war an sich eine sehr angenehme Besizung, und
gab Mathilden für den Rest ihres Lebens einen festen
Punkt und einige Abrundung ihrer Verhältnisse. Also
wurde er erworben. Um dieselbe Zeit ließ ich in
meinem Hause die Wohnung für Mathilden und
Natalien herrichten. In dem Sternenhofe war viel
Arbeit, bis alles zur gefälligen Wohnlichkeit geordnet
war. Und auch nach dieser Zeit wurde beständig

Schritte gethan, die wir verabredet hatten. Und in
der gegenſeitigen Hilfleiſtung ſtärkte ſich die Neigung,
die wir gegen einander hatten, die nie verſchwunden
war, die ſich zu einem edlen tiefen freundlichen Ge¬
fühle gebildet hatte, und die nun offen und rechtmäßig
beſtehen konnte. Ich hatte wieder Jemanden, den
ich zu lieben vermochte, und Mathilde konnte ihr
Herz, das mir immer gehört hatte, unumwunden an
mein Wohl und an mein Weſen wenden. Nach einer
Zeit wurde der Sternenhof verkäuflich. Ich ſchlug
Mathilden den Kauf vor. Sie beſah das Gut. Seiner
Nachbarſchaft mit mir willen und ſchon ſeiner Linden
willen, die ſie an die großen Bäume auf dem Raſen¬
plaze vor dem Hauſe in Heinbach erinnerten, war ſie
zu dem Kaufe geneigt. Auch hatte der Sternenhof
überhaupt große Ähnlichkeit mit dem Hauſe in Hein¬
bach, war an ſich eine ſehr angenehme Beſizung, und
gab Mathilden für den Reſt ihres Lebens einen feſten
Punkt und einige Abrundung ihrer Verhältniſſe. Alſo
wurde er erworben. Um dieſelbe Zeit ließ ich in
meinem Hauſe die Wohnung für Mathilden und
Natalien herrichten. In dem Sternenhofe war viel
Arbeit, bis alles zur gefälligen Wohnlichkeit geordnet
war. Und auch nach dieſer Zeit wurde beſtändig

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[347/0361] Schritte gethan, die wir verabredet hatten. Und in der gegenſeitigen Hilfleiſtung ſtärkte ſich die Neigung, die wir gegen einander hatten, die nie verſchwunden war, die ſich zu einem edlen tiefen freundlichen Ge¬ fühle gebildet hatte, und die nun offen und rechtmäßig beſtehen konnte. Ich hatte wieder Jemanden, den ich zu lieben vermochte, und Mathilde konnte ihr Herz, das mir immer gehört hatte, unumwunden an mein Wohl und an mein Weſen wenden. Nach einer Zeit wurde der Sternenhof verkäuflich. Ich ſchlug Mathilden den Kauf vor. Sie beſah das Gut. Seiner Nachbarſchaft mit mir willen und ſchon ſeiner Linden willen, die ſie an die großen Bäume auf dem Raſen¬ plaze vor dem Hauſe in Heinbach erinnerten, war ſie zu dem Kaufe geneigt. Auch hatte der Sternenhof überhaupt große Ähnlichkeit mit dem Hauſe in Hein¬ bach, war an ſich eine ſehr angenehme Beſizung, und gab Mathilden für den Reſt ihres Lebens einen feſten Punkt und einige Abrundung ihrer Verhältniſſe. Alſo wurde er erworben. Um dieſelbe Zeit ließ ich in meinem Hauſe die Wohnung für Mathilden und Natalien herrichten. In dem Sternenhofe war viel Arbeit, bis alles zur gefälligen Wohnlichkeit geordnet war. Und auch nach dieſer Zeit wurde beſtändig

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/361>, abgerufen am 22.11.2024.