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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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"Er hatte auch die Vermuthung ausgesprochen,
daß mir etwa auch seine Familie unvergeßlich bleiben
dürfte. Sie blieb mir unvergeßlich."

"Ich verabschiedete auf der Post den Wagen aus
Heinbach, das lezte Merkmal aus diesem Orte, und
ließ mich nach der Stadt einschreiben, wo ich so lange
gewesen war, wo ich meine Lernzeit vollendet hatte,
von wo ich nach Heinbach gegangen war, und wo sich
das Haus von Mathildens Eltern befand. Ich blieb
aber nicht in der Stadt."

"In der Nähe meiner Heimath ist im Walde eine
Felskuppe, von welcher man sehr weit sieht. Sie
geht mit ihrem nördlichen Rücken sanft ab, und trägt
auf ihm sehr dunkle Tannen. Gegen Süden stürzt sie
steil ab, ist hoch und geklüftet, und sieht auf einen
dünnbestandenen Wald, zwischen dessen Stämmen
Weidegrund ist. Jenseits des Waldes erblickt man
Wiesen und Feld, weiter ein blauliches Moor, dann
ein dunkelblaues Waldband und über diesem die fer¬
nen Hochgebirge. Ich ging von der Stadt in meine
Heimath und von der Heimath auf diese Felskuppe.
Ich saß auf ihr, und weinte bitterlich. Jezt war ich
verödet, wie ich früher nie verödet gewesen war. Ich
sah in das dunkle Innere der Schlünde, und fragte,

„Er hatte auch die Vermuthung ausgeſprochen,
daß mir etwa auch ſeine Familie unvergeßlich bleiben
dürfte. Sie blieb mir unvergeßlich.“

„Ich verabſchiedete auf der Poſt den Wagen aus
Heinbach, das lezte Merkmal aus dieſem Orte, und
ließ mich nach der Stadt einſchreiben, wo ich ſo lange
geweſen war, wo ich meine Lernzeit vollendet hatte,
von wo ich nach Heinbach gegangen war, und wo ſich
das Haus von Mathildens Eltern befand. Ich blieb
aber nicht in der Stadt.“

„In der Nähe meiner Heimath iſt im Walde eine
Felskuppe, von welcher man ſehr weit ſieht. Sie
geht mit ihrem nördlichen Rücken ſanft ab, und trägt
auf ihm ſehr dunkle Tannen. Gegen Süden ſtürzt ſie
ſteil ab, iſt hoch und geklüftet, und ſieht auf einen
dünnbeſtandenen Wald, zwiſchen deſſen Stämmen
Weidegrund iſt. Jenſeits des Waldes erblickt man
Wieſen und Feld, weiter ein blauliches Moor, dann
ein dunkelblaues Waldband und über dieſem die fer¬
nen Hochgebirge. Ich ging von der Stadt in meine
Heimath und von der Heimath auf dieſe Felskuppe.
Ich ſaß auf ihr, und weinte bitterlich. Jezt war ich
verödet, wie ich früher nie verödet geweſen war. Ich
ſah in das dunkle Innere der Schlünde, und fragte,

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[329/0343] „Er hatte auch die Vermuthung ausgeſprochen, daß mir etwa auch ſeine Familie unvergeßlich bleiben dürfte. Sie blieb mir unvergeßlich.“ „Ich verabſchiedete auf der Poſt den Wagen aus Heinbach, das lezte Merkmal aus dieſem Orte, und ließ mich nach der Stadt einſchreiben, wo ich ſo lange geweſen war, wo ich meine Lernzeit vollendet hatte, von wo ich nach Heinbach gegangen war, und wo ſich das Haus von Mathildens Eltern befand. Ich blieb aber nicht in der Stadt.“ „In der Nähe meiner Heimath iſt im Walde eine Felskuppe, von welcher man ſehr weit ſieht. Sie geht mit ihrem nördlichen Rücken ſanft ab, und trägt auf ihm ſehr dunkle Tannen. Gegen Süden ſtürzt ſie ſteil ab, iſt hoch und geklüftet, und ſieht auf einen dünnbeſtandenen Wald, zwiſchen deſſen Stämmen Weidegrund iſt. Jenſeits des Waldes erblickt man Wieſen und Feld, weiter ein blauliches Moor, dann ein dunkelblaues Waldband und über dieſem die fer¬ nen Hochgebirge. Ich ging von der Stadt in meine Heimath und von der Heimath auf dieſe Felskuppe. Ich ſaß auf ihr, und weinte bitterlich. Jezt war ich verödet, wie ich früher nie verödet geweſen war. Ich ſah in das dunkle Innere der Schlünde, und fragte,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/343>, abgerufen am 22.11.2024.