ich ihr, wenn ich dachte, daß sie ihr Freude machen könnten."
"Der Sommer war beinahe vergangen, und der Herbst stand bevor. Wir hatten so viel gethan, daß uns die Zeit sehr kurz schien. Wir waren uns auch genug, um unsere Stunden zu erfüllen. Wenn fremde Kinder zugegen waren, wenn Spiele veranstaltet wa¬ ren, und alle auf dem heiteren Rasen hüpften, und sprangen, stand Mathilde seitwärts, und sah theil¬ nahmlos zu. Wir fuhren auch nicht so oft in die Nachbarschaft wie im vergangenen Jahre, und ver¬ langten es auch nicht."
"Eines Tages nachmittags standen wir drei an dem Ausgange des langen Laubenweges, der mit Re¬ ben bekleidet ist, und zu dem Obstgarten führt. Ma¬ thilde und ich standen ganz allein an der Mündung des Laubganges, Alfred war unter den Bäumen damit beschäftigt gewesen, einige Täfelchen, die an den Stämmen hingen, und schmuzig geworden waren, zu reinigen, dann las er abgefallenes halbreifes Obst zusammen, legte es in Häufchen, und sonderte das bessere von dem schlechteren ab. Ich sagte zu Mathil¬ den, daß der Sommer nun bald zu Ende sei, daß die Tage mit immer größerer Schnelligkeit kürzer werden,
ich ihr, wenn ich dachte, daß ſie ihr Freude machen könnten.“
„Der Sommer war beinahe vergangen, und der Herbſt ſtand bevor. Wir hatten ſo viel gethan, daß uns die Zeit ſehr kurz ſchien. Wir waren uns auch genug, um unſere Stunden zu erfüllen. Wenn fremde Kinder zugegen waren, wenn Spiele veranſtaltet wa¬ ren, und alle auf dem heiteren Raſen hüpften, und ſprangen, ſtand Mathilde ſeitwärts, und ſah theil¬ nahmlos zu. Wir fuhren auch nicht ſo oft in die Nachbarſchaft wie im vergangenen Jahre, und ver¬ langten es auch nicht.“
„Eines Tages nachmittags ſtanden wir drei an dem Ausgange des langen Laubenweges, der mit Re¬ ben bekleidet iſt, und zu dem Obſtgarten führt. Ma¬ thilde und ich ſtanden ganz allein an der Mündung des Laubganges, Alfred war unter den Bäumen damit beſchäftigt geweſen, einige Täfelchen, die an den Stämmen hingen, und ſchmuzig geworden waren, zu reinigen, dann las er abgefallenes halbreifes Obſt zuſammen, legte es in Häufchen, und ſonderte das beſſere von dem ſchlechteren ab. Ich ſagte zu Mathil¬ den, daß der Sommer nun bald zu Ende ſei, daß die Tage mit immer größerer Schnelligkeit kürzer werden,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0301"n="287"/>
ich ihr, wenn ich dachte, daß ſie ihr Freude machen<lb/>
könnten.“</p><lb/><p>„Der Sommer war beinahe vergangen, und der<lb/>
Herbſt ſtand bevor. Wir hatten ſo viel gethan, daß<lb/>
uns die Zeit ſehr kurz ſchien. Wir waren uns auch<lb/>
genug, um unſere Stunden zu erfüllen. Wenn fremde<lb/>
Kinder zugegen waren, wenn Spiele veranſtaltet wa¬<lb/>
ren, und alle auf dem heiteren Raſen hüpften, und<lb/>ſprangen, ſtand Mathilde ſeitwärts, und ſah theil¬<lb/>
nahmlos zu. Wir fuhren auch nicht ſo oft in die<lb/>
Nachbarſchaft wie im vergangenen Jahre, und ver¬<lb/>
langten es auch nicht.“</p><lb/><p>„Eines Tages nachmittags ſtanden wir drei an<lb/>
dem Ausgange des langen Laubenweges, der mit Re¬<lb/>
ben bekleidet iſt, und zu dem Obſtgarten führt. Ma¬<lb/>
thilde und ich ſtanden ganz allein an der Mündung des<lb/>
Laubganges, Alfred war unter den Bäumen damit<lb/>
beſchäftigt geweſen, einige Täfelchen, die an den<lb/>
Stämmen hingen, und ſchmuzig geworden waren,<lb/>
zu reinigen, dann las er abgefallenes halbreifes Obſt<lb/>
zuſammen, legte es in Häufchen, und ſonderte das<lb/>
beſſere von dem ſchlechteren ab. Ich ſagte zu Mathil¬<lb/>
den, daß der Sommer nun bald zu Ende ſei, daß die<lb/>
Tage mit immer größerer Schnelligkeit kürzer werden,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[287/0301]
ich ihr, wenn ich dachte, daß ſie ihr Freude machen
könnten.“
„Der Sommer war beinahe vergangen, und der
Herbſt ſtand bevor. Wir hatten ſo viel gethan, daß
uns die Zeit ſehr kurz ſchien. Wir waren uns auch
genug, um unſere Stunden zu erfüllen. Wenn fremde
Kinder zugegen waren, wenn Spiele veranſtaltet wa¬
ren, und alle auf dem heiteren Raſen hüpften, und
ſprangen, ſtand Mathilde ſeitwärts, und ſah theil¬
nahmlos zu. Wir fuhren auch nicht ſo oft in die
Nachbarſchaft wie im vergangenen Jahre, und ver¬
langten es auch nicht.“
„Eines Tages nachmittags ſtanden wir drei an
dem Ausgange des langen Laubenweges, der mit Re¬
ben bekleidet iſt, und zu dem Obſtgarten führt. Ma¬
thilde und ich ſtanden ganz allein an der Mündung des
Laubganges, Alfred war unter den Bäumen damit
beſchäftigt geweſen, einige Täfelchen, die an den
Stämmen hingen, und ſchmuzig geworden waren,
zu reinigen, dann las er abgefallenes halbreifes Obſt
zuſammen, legte es in Häufchen, und ſonderte das
beſſere von dem ſchlechteren ab. Ich ſagte zu Mathil¬
den, daß der Sommer nun bald zu Ende ſei, daß die
Tage mit immer größerer Schnelligkeit kürzer werden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/301>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.