wollte nicht getrennt sein. Auch, meinte sie, würde sich Mathilde fern von ihr nicht wohl fühlen. Von Künsten wurde bei wechselseitigen Besuchen vorzüg¬ lich die Musik geübt. Es war der Gesang, der ge¬ pflegt wurde, das Clavier, und zu vierstimmigen Dar¬ stellungen die Geigen. Der Vater Alfreds schien mir ein Meister auf der Geige zu sein. Wir hörten solchen Vorstellungen zu. Wir Unbeschäftigten sahen aber auch sehr gerne zu, wenn die Kinder auf dem Rasenplaze hüpften, und sich in ihren Spielen ergözten. Bei alle dem besorgte die Mutter Alfreds aber auch ihr aus¬ gedehntes Hauswesen. Sie gab den Dienern und Mägden hervor, was das Haus brauchte, sorgte für die richtige und zweckmäßige Verwendung, leitete die Einkäufe, und ordnete die Arbeiten an. Die Beklei¬ dung des Herrn der Frau und der Kinder war sehr ausgezeichnet aber auch sehr einfach und wohlbildend. Nach dem Abendessen saß man oft noch eine geraume Weile in Gesprächen bei dem Tische, und dann suchte jedes sein Zimmer."
"So war eine Zeit vergangen, und so kam nach und nach der Herbst. Ich lebte mich immer mehr in das Haus ein, und fühlte mich mit jedem Tage woh¬ ler. Man behandelte mich sehr gütig. Was ich be¬
wollte nicht getrennt ſein. Auch, meinte ſie, würde ſich Mathilde fern von ihr nicht wohl fühlen. Von Künſten wurde bei wechſelſeitigen Beſuchen vorzüg¬ lich die Muſik geübt. Es war der Geſang, der ge¬ pflegt wurde, das Clavier, und zu vierſtimmigen Dar¬ ſtellungen die Geigen. Der Vater Alfreds ſchien mir ein Meiſter auf der Geige zu ſein. Wir hörten ſolchen Vorſtellungen zu. Wir Unbeſchäftigten ſahen aber auch ſehr gerne zu, wenn die Kinder auf dem Raſenplaze hüpften, und ſich in ihren Spielen ergözten. Bei alle dem beſorgte die Mutter Alfreds aber auch ihr aus¬ gedehntes Hausweſen. Sie gab den Dienern und Mägden hervor, was das Haus brauchte, ſorgte für die richtige und zweckmäßige Verwendung, leitete die Einkäufe, und ordnete die Arbeiten an. Die Beklei¬ dung des Herrn der Frau und der Kinder war ſehr ausgezeichnet aber auch ſehr einfach und wohlbildend. Nach dem Abendeſſen ſaß man oft noch eine geraume Weile in Geſprächen bei dem Tiſche, und dann ſuchte jedes ſein Zimmer.“
„So war eine Zeit vergangen, und ſo kam nach und nach der Herbſt. Ich lebte mich immer mehr in das Haus ein, und fühlte mich mit jedem Tage woh¬ ler. Man behandelte mich ſehr gütig. Was ich be¬
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wollte nicht getrennt ſein. Auch, meinte ſie, würde
ſich Mathilde fern von ihr nicht wohl fühlen. Von
Künſten wurde bei wechſelſeitigen Beſuchen vorzüg¬
lich die Muſik geübt. Es war der Geſang, der ge¬
pflegt wurde, das Clavier, und zu vierſtimmigen Dar¬
ſtellungen die Geigen. Der Vater Alfreds ſchien mir
ein Meiſter auf der Geige zu ſein. Wir hörten ſolchen
Vorſtellungen zu. Wir Unbeſchäftigten ſahen aber auch
ſehr gerne zu, wenn die Kinder auf dem Raſenplaze
hüpften, und ſich in ihren Spielen ergözten. Bei alle
dem beſorgte die Mutter Alfreds aber auch ihr aus¬
gedehntes Hausweſen. Sie gab den Dienern und
Mägden hervor, was das Haus brauchte, ſorgte für
die richtige und zweckmäßige Verwendung, leitete die
Einkäufe, und ordnete die Arbeiten an. Die Beklei¬
dung des Herrn der Frau und der Kinder war ſehr
ausgezeichnet aber auch ſehr einfach und wohlbildend.
Nach dem Abendeſſen ſaß man oft noch eine geraume
Weile in Geſprächen bei dem Tiſche, und dann ſuchte
jedes ſein Zimmer.“
„So war eine Zeit vergangen, und ſo kam nach
und nach der Herbſt. Ich lebte mich immer mehr in
das Haus ein, und fühlte mich mit jedem Tage woh¬
ler. Man behandelte mich ſehr gütig. Was ich be¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/288>, abgerufen am 24.11.2024.
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