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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Bäume. Zu jedem führte ein Weg, und fast unter
jedem stand ein Bänkchen oder ein Siz. Alfred
führte mich zu den meisten, und nannte mir sie. Mich
erfreute dieses Zeichen des Gedächtnisses und der Auf¬
merksamkeit. Er erzählte mir auch, was sie bald unter
diesem bald unter jenem Baume gethan, und wie sie
gespielt hätten. Die Bäume waren Eichen Linden
Ulmen und eine Anzahl sehr großer Birnbäume. Diese
Art von Wald hatte etwas sehr Anmuthiges."

""Ich darf allein nicht zu dem Teiche gehen,""
sagte Alfred, ""weil ich leicht hinein fallen könnte,
und ich gehe auch nicht hin; aber weil du heute bei
mir bist, so dürfen wir ihn besuchen. Komme mit,
ich habe Brot bei mir, um es den Enten und den
Fischen zu geben.""

"Er faßte mich bei der Hand, und ich ließ mich
von ihm führen. Er geleitete mich durch ein kleines
Gebüsch zu einem mäßig großen Teiche, der das Merk¬
würdige hatte, daß auf ihm hölzerne Hüttchen in ge¬
ringen Entfernungen angebracht waren, die die Be¬
stimmung hatten, daß darin Wildenten nisteten. Das
geschah auch reichlich. Es war noch nicht so weit im
Sommer, und wir sahen noch manche Mutter mit
ihren fast erwachsenen, aber noch nicht flugfähigen Jun¬

Bäume. Zu jedem führte ein Weg, und faſt unter
jedem ſtand ein Bänkchen oder ein Siz. Alfred
führte mich zu den meiſten, und nannte mir ſie. Mich
erfreute dieſes Zeichen des Gedächtniſſes und der Auf¬
merkſamkeit. Er erzählte mir auch, was ſie bald unter
dieſem bald unter jenem Baume gethan, und wie ſie
geſpielt hätten. Die Bäume waren Eichen Linden
Ulmen und eine Anzahl ſehr großer Birnbäume. Dieſe
Art von Wald hatte etwas ſehr Anmuthiges.“

„„Ich darf allein nicht zu dem Teiche gehen,““
ſagte Alfred, „„weil ich leicht hinein fallen könnte,
und ich gehe auch nicht hin; aber weil du heute bei
mir biſt, ſo dürfen wir ihn beſuchen. Komme mit,
ich habe Brot bei mir, um es den Enten und den
Fiſchen zu geben.““

„Er faßte mich bei der Hand, und ich ließ mich
von ihm führen. Er geleitete mich durch ein kleines
Gebüſch zu einem mäßig großen Teiche, der das Merk¬
würdige hatte, daß auf ihm hölzerne Hüttchen in ge¬
ringen Entfernungen angebracht waren, die die Be¬
ſtimmung hatten, daß darin Wildenten niſteten. Das
geſchah auch reichlich. Es war noch nicht ſo weit im
Sommer, und wir ſahen noch manche Mutter mit
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[266/0280] Bäume. Zu jedem führte ein Weg, und faſt unter jedem ſtand ein Bänkchen oder ein Siz. Alfred führte mich zu den meiſten, und nannte mir ſie. Mich erfreute dieſes Zeichen des Gedächtniſſes und der Auf¬ merkſamkeit. Er erzählte mir auch, was ſie bald unter dieſem bald unter jenem Baume gethan, und wie ſie geſpielt hätten. Die Bäume waren Eichen Linden Ulmen und eine Anzahl ſehr großer Birnbäume. Dieſe Art von Wald hatte etwas ſehr Anmuthiges.“ „„Ich darf allein nicht zu dem Teiche gehen,““ ſagte Alfred, „„weil ich leicht hinein fallen könnte, und ich gehe auch nicht hin; aber weil du heute bei mir biſt, ſo dürfen wir ihn beſuchen. Komme mit, ich habe Brot bei mir, um es den Enten und den Fiſchen zu geben.““ „Er faßte mich bei der Hand, und ich ließ mich von ihm führen. Er geleitete mich durch ein kleines Gebüſch zu einem mäßig großen Teiche, der das Merk¬ würdige hatte, daß auf ihm hölzerne Hüttchen in ge¬ ringen Entfernungen angebracht waren, die die Be¬ ſtimmung hatten, daß darin Wildenten niſteten. Das geſchah auch reichlich. Es war noch nicht ſo weit im Sommer, und wir ſahen noch manche Mutter mit ihren faſt erwachſenen, aber noch nicht flugfähigen Jun¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/280>, abgerufen am 24.11.2024.