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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Ich erschrak ein wenig, wußte aber nicht warum. Mit
einer Freundlichkeit, die mein Zutrauen gewann, hieß
sie mich einen Plaz nehmen, und als ich dies gethan
hatte, nannte sie meinen Vor- und Familiennamen,
hieß mich beinahe herzlich willkommen, und sagte, daß
sie sich schon sehr gesehnt habe, mich unter ihrem
Dache zu sehen."

""Alfred,"" rief sie, ""komm, und küsse diesem
Herrn die Hand.""

"Der Knabe, welcher bisher neben ihr gespielt
hatte, stand auf, trat vor mich, küßte mir die Hand
und sagte: ""Sei willkommen!""

""Sei auch du willkommen,"" erwiederte ich, und
drückte ein wenig das Händchen des Knaben. Er hatte
ein sehr rosiges Angesicht, ebenfalls braune Haare wie
die Mutter aber dunkelblaue Augen, wie ich sie an
dem Vater gesehen zu haben glaubte."

""Das ist das Kind, dessentwillen ich euch so sehr
in unser Haus gewünscht habe,"" sagte sie. ""Ihr sollt
dasselbe weniger unterrichten, dazu sind Lehrer da,
welche das Haus besuchen, sondern wir bitten euch,
daß ihr bei uns lebet, daß ihr dem Knaben öfter eure
Gesellschaft gönnt, daß er außer dem Umgange mit
seinem Vater auch den eines jungen Mannes hat,

Ich erſchrak ein wenig, wußte aber nicht warum. Mit
einer Freundlichkeit, die mein Zutrauen gewann, hieß
ſie mich einen Plaz nehmen, und als ich dies gethan
hatte, nannte ſie meinen Vor- und Familiennamen,
hieß mich beinahe herzlich willkommen, und ſagte, daß
ſie ſich ſchon ſehr geſehnt habe, mich unter ihrem
Dache zu ſehen.“

„„Alfred,““ rief ſie, „„komm, und küſſe dieſem
Herrn die Hand.““

„Der Knabe, welcher bisher neben ihr geſpielt
hatte, ſtand auf, trat vor mich, küßte mir die Hand
und ſagte: „„Sei willkommen!““

„„Sei auch du willkommen,““ erwiederte ich, und
drückte ein wenig das Händchen des Knaben. Er hatte
ein ſehr roſiges Angeſicht, ebenfalls braune Haare wie
die Mutter aber dunkelblaue Augen, wie ich ſie an
dem Vater geſehen zu haben glaubte.“

„„Das iſt das Kind, deſſentwillen ich euch ſo ſehr
in unſer Haus gewünſcht habe,““ ſagte ſie. „„Ihr ſollt
daſſelbe weniger unterrichten, dazu ſind Lehrer da,
welche das Haus beſuchen, ſondern wir bitten euch,
daß ihr bei uns lebet, daß ihr dem Knaben öfter eure
Geſellſchaft gönnt, daß er außer dem Umgange mit
ſeinem Vater auch den eines jungen Mannes hat,

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[256/0270] Ich erſchrak ein wenig, wußte aber nicht warum. Mit einer Freundlichkeit, die mein Zutrauen gewann, hieß ſie mich einen Plaz nehmen, und als ich dies gethan hatte, nannte ſie meinen Vor- und Familiennamen, hieß mich beinahe herzlich willkommen, und ſagte, daß ſie ſich ſchon ſehr geſehnt habe, mich unter ihrem Dache zu ſehen.“ „„Alfred,““ rief ſie, „„komm, und küſſe dieſem Herrn die Hand.““ „Der Knabe, welcher bisher neben ihr geſpielt hatte, ſtand auf, trat vor mich, küßte mir die Hand und ſagte: „„Sei willkommen!““ „„Sei auch du willkommen,““ erwiederte ich, und drückte ein wenig das Händchen des Knaben. Er hatte ein ſehr roſiges Angeſicht, ebenfalls braune Haare wie die Mutter aber dunkelblaue Augen, wie ich ſie an dem Vater geſehen zu haben glaubte.“ „„Das iſt das Kind, deſſentwillen ich euch ſo ſehr in unſer Haus gewünſcht habe,““ ſagte ſie. „„Ihr ſollt daſſelbe weniger unterrichten, dazu ſind Lehrer da, welche das Haus beſuchen, ſondern wir bitten euch, daß ihr bei uns lebet, daß ihr dem Knaben öfter eure Geſellſchaft gönnt, daß er außer dem Umgange mit ſeinem Vater auch den eines jungen Mannes hat,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/270>, abgerufen am 24.11.2024.