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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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sonders ihr eigenes Stübchen, in welchem man alles
gelassen hatte, wie es bei ihrer Erkrankung gewesen
war. Der Schwager und die Schwester bothen mir
an, und bathen mich, eine Zeit bei ihnen zu verwei¬
len. Ich nahm es an. In dem hinteren Theile des
Hauses, den ich immer am meisten geliebt hatte, war
schon vor der Erkrankung der Mutter ein Zimmer für
mich größtentheils durch ihre Hände hergerichtet wor¬
den. Dieses Zimmer bezog ich, und packte darin mei¬
nen Koffer aus. Seine zwei Fenster gingen in den
Garten, die weißen Fenstervorhänge hatte noch die
Mutter geordnet, und das Linnen des Bettes war
durch ihre vorsorglichen Finger gleichgestrichen wor¬
den. Ich getraute mir kaum etwas zu berühren, um
es nicht zu zerstören. Ich blieb sehr lange unbeweg¬
lich in dem Zimmer sizen. Dann ging ich wieder durch
das ganze Haus. Es schien mir gar nicht, als ob es
das wäre, in welchem ich die Tage meiner Kindheit
verlebt hatte. Es erschien mir so groß und fremd.
Die Wohnung, welche sich meine Schwester und ihr
Gatte darin eingerichtet hatten, war früher nicht da
gewesen, dafür war das Gemach für Vater und Mut¬
ter, das immer auch nach seinem Tode noch bestanden
war, verschwunden, ebenso fand ich das Zimmer für

ſonders ihr eigenes Stübchen, in welchem man alles
gelaſſen hatte, wie es bei ihrer Erkrankung geweſen
war. Der Schwager und die Schweſter bothen mir
an, und bathen mich, eine Zeit bei ihnen zu verwei¬
len. Ich nahm es an. In dem hinteren Theile des
Hauſes, den ich immer am meiſten geliebt hatte, war
ſchon vor der Erkrankung der Mutter ein Zimmer für
mich größtentheils durch ihre Hände hergerichtet wor¬
den. Dieſes Zimmer bezog ich, und packte darin mei¬
nen Koffer aus. Seine zwei Fenſter gingen in den
Garten, die weißen Fenſtervorhänge hatte noch die
Mutter geordnet, und das Linnen des Bettes war
durch ihre vorſorglichen Finger gleichgeſtrichen wor¬
den. Ich getraute mir kaum etwas zu berühren, um
es nicht zu zerſtören. Ich blieb ſehr lange unbeweg¬
lich in dem Zimmer ſizen. Dann ging ich wieder durch
das ganze Haus. Es ſchien mir gar nicht, als ob es
das wäre, in welchem ich die Tage meiner Kindheit
verlebt hatte. Es erſchien mir ſo groß und fremd.
Die Wohnung, welche ſich meine Schweſter und ihr
Gatte darin eingerichtet hatten, war früher nicht da
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[248/0262] ſonders ihr eigenes Stübchen, in welchem man alles gelaſſen hatte, wie es bei ihrer Erkrankung geweſen war. Der Schwager und die Schweſter bothen mir an, und bathen mich, eine Zeit bei ihnen zu verwei¬ len. Ich nahm es an. In dem hinteren Theile des Hauſes, den ich immer am meiſten geliebt hatte, war ſchon vor der Erkrankung der Mutter ein Zimmer für mich größtentheils durch ihre Hände hergerichtet wor¬ den. Dieſes Zimmer bezog ich, und packte darin mei¬ nen Koffer aus. Seine zwei Fenſter gingen in den Garten, die weißen Fenſtervorhänge hatte noch die Mutter geordnet, und das Linnen des Bettes war durch ihre vorſorglichen Finger gleichgeſtrichen wor¬ den. Ich getraute mir kaum etwas zu berühren, um es nicht zu zerſtören. Ich blieb ſehr lange unbeweg¬ lich in dem Zimmer ſizen. Dann ging ich wieder durch das ganze Haus. Es ſchien mir gar nicht, als ob es das wäre, in welchem ich die Tage meiner Kindheit verlebt hatte. Es erſchien mir ſo groß und fremd. Die Wohnung, welche ſich meine Schweſter und ihr Gatte darin eingerichtet hatten, war früher nicht da geweſen, dafür war das Gemach für Vater und Mut¬ ter, das immer auch nach ſeinem Tode noch beſtanden war, verſchwunden, ebenſo fand ich das Zimmer für

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/262>, abgerufen am 24.11.2024.