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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Farben sie hatten, wie sie hießen, und wem sie gehör¬
ten. Ich liebte die Wiesen die Felder die Gesträuche
unser Haus außerordentlich, und unsere Kirchen¬
glocken däuchten mir das Lieblichste und Anmuthigste,
was es nur auf Erden geben kann. Meine Eltern
lebten in Frieden und Eintracht, ich hatte noch eine
Schwester, welche meine Knabenfahrten mit mir
machen mußte. Zu unserem Hause, das nur ein Erd¬
geschoß hatte, welches aber schneeweiß war, und
weithin in dem Grün leuchtete, gehörten Wiesen Fel¬
der und Wäldchen. Der Vater ließ aber das durch
Knechte verwalten, er selber trieb einen Handel mit
Flachs und Linnen, der ihn auf vielfache Reisen führte.
Ich wurde, da ich noch ein Kind war, zu dem Erben
dieser Dinge bestimmt, sollte aber vorher auf einer
Lehranstalt die nothwendige Ausbildung bekommen.
Der Vater hatte, als dessen Eltern, die ich nur wenig
gekannt hatte, gestorben waren, keine Verwandten
mehr. Meine Mutter, die der Vater von ferne her
geholt hatte, hatte noch einen Bruder, der aber mit
ihr, weil sie als von einem wohlhabenden Hause
stammend eine Verbindung unter ihrem Stande, wie
er sich ausdrückte, geschlossen hatte, zerfallen war,
und durch nichts versöhnt werden konnte. Wir wu߬

Farben ſie hatten, wie ſie hießen, und wem ſie gehör¬
ten. Ich liebte die Wieſen die Felder die Geſträuche
unſer Haus außerordentlich, und unſere Kirchen¬
glocken däuchten mir das Lieblichſte und Anmuthigſte,
was es nur auf Erden geben kann. Meine Eltern
lebten in Frieden und Eintracht, ich hatte noch eine
Schweſter, welche meine Knabenfahrten mit mir
machen mußte. Zu unſerem Hauſe, das nur ein Erd¬
geſchoß hatte, welches aber ſchneeweiß war, und
weithin in dem Grün leuchtete, gehörten Wieſen Fel¬
der und Wäldchen. Der Vater ließ aber das durch
Knechte verwalten, er ſelber trieb einen Handel mit
Flachs und Linnen, der ihn auf vielfache Reiſen führte.
Ich wurde, da ich noch ein Kind war, zu dem Erben
dieſer Dinge beſtimmt, ſollte aber vorher auf einer
Lehranſtalt die nothwendige Ausbildung bekommen.
Der Vater hatte, als deſſen Eltern, die ich nur wenig
gekannt hatte, geſtorben waren, keine Verwandten
mehr. Meine Mutter, die der Vater von ferne her
geholt hatte, hatte noch einen Bruder, der aber mit
ihr, weil ſie als von einem wohlhabenden Hauſe
ſtammend eine Verbindung unter ihrem Stande, wie
er ſich ausdrückte, geſchloſſen hatte, zerfallen war,
und durch nichts verſöhnt werden konnte. Wir wu߬

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[230/0244] Farben ſie hatten, wie ſie hießen, und wem ſie gehör¬ ten. Ich liebte die Wieſen die Felder die Geſträuche unſer Haus außerordentlich, und unſere Kirchen¬ glocken däuchten mir das Lieblichſte und Anmuthigſte, was es nur auf Erden geben kann. Meine Eltern lebten in Frieden und Eintracht, ich hatte noch eine Schweſter, welche meine Knabenfahrten mit mir machen mußte. Zu unſerem Hauſe, das nur ein Erd¬ geſchoß hatte, welches aber ſchneeweiß war, und weithin in dem Grün leuchtete, gehörten Wieſen Fel¬ der und Wäldchen. Der Vater ließ aber das durch Knechte verwalten, er ſelber trieb einen Handel mit Flachs und Linnen, der ihn auf vielfache Reiſen führte. Ich wurde, da ich noch ein Kind war, zu dem Erben dieſer Dinge beſtimmt, ſollte aber vorher auf einer Lehranſtalt die nothwendige Ausbildung bekommen. Der Vater hatte, als deſſen Eltern, die ich nur wenig gekannt hatte, geſtorben waren, keine Verwandten mehr. Meine Mutter, die der Vater von ferne her geholt hatte, hatte noch einen Bruder, der aber mit ihr, weil ſie als von einem wohlhabenden Hauſe ſtammend eine Verbindung unter ihrem Stande, wie er ſich ausdrückte, geſchloſſen hatte, zerfallen war, und durch nichts verſöhnt werden konnte. Wir wu߬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/244>, abgerufen am 24.11.2024.