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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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war, mit Eifer und Lust zu Ende führte, sobald ich
mir nur den Hauptzweck und die Mittelzwecke deutlich
machen und mir aneignen konnte. Im ersten Falle
vermochte ich es mir nur durch die Vorstellung, daß
der Zweck wenn auch dunkel doch ein hoher sei, abzu¬
ringen, daß ich mit aller Kraft an das Werk ging,
wobei ich aber immer zum Eilen geneigt war, we߬
halb man mich auch ungeduldig schalt: im zweiten
Falle gingen die Kräfte von selber an das Werk, und
es wurde mit der größten Ausdauer und mit Verwen¬
dung aller gegebenen Zeit zu Stande gebracht, we߬
halb man mich auch wieder hartnäckig nannte. Ihr
werdet in diesem Hause Dinge gesehen haben, aus
denen euch klar geworden ist, daß ich Zwecke auch mit
großer Geduld verfolgen kann. Sonderbar ist es über¬
haupt, und dürfte von größerer Bedeutung sein, als
man ahnt, daß mit dem zunehmenden Alter die Weit¬
aussichtigkeit der Pläne wächst, man denkt an Dinge,
die unabsehliche Strecken jenseits alles Lebenszieles
liegen, was man in der Jugend nicht thut, und das
Alter sezt mehr Bäume und baut mehr Häuser als die
Jugend. Ihr seht, daß mir zwei Hauptdinge zum
Staatsdiener fehlen, das Geschick zum Gehorchen,
was eine Grundbedingung jeder Gliederung von Per¬

war, mit Eifer und Luſt zu Ende führte, ſobald ich
mir nur den Hauptzweck und die Mittelzwecke deutlich
machen und mir aneignen konnte. Im erſten Falle
vermochte ich es mir nur durch die Vorſtellung, daß
der Zweck wenn auch dunkel doch ein hoher ſei, abzu¬
ringen, daß ich mit aller Kraft an das Werk ging,
wobei ich aber immer zum Eilen geneigt war, we߬
halb man mich auch ungeduldig ſchalt: im zweiten
Falle gingen die Kräfte von ſelber an das Werk, und
es wurde mit der größten Ausdauer und mit Verwen¬
dung aller gegebenen Zeit zu Stande gebracht, we߬
halb man mich auch wieder hartnäckig nannte. Ihr
werdet in dieſem Hauſe Dinge geſehen haben, aus
denen euch klar geworden iſt, daß ich Zwecke auch mit
großer Geduld verfolgen kann. Sonderbar iſt es über¬
haupt, und dürfte von größerer Bedeutung ſein, als
man ahnt, daß mit dem zunehmenden Alter die Weit¬
ausſichtigkeit der Pläne wächſt, man denkt an Dinge,
die unabſehliche Strecken jenſeits alles Lebenszieles
liegen, was man in der Jugend nicht thut, und das
Alter ſezt mehr Bäume und baut mehr Häuſer als die
Jugend. Ihr ſeht, daß mir zwei Hauptdinge zum
Staatsdiener fehlen, das Geſchick zum Gehorchen,
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[213/0227] war, mit Eifer und Luſt zu Ende führte, ſobald ich mir nur den Hauptzweck und die Mittelzwecke deutlich machen und mir aneignen konnte. Im erſten Falle vermochte ich es mir nur durch die Vorſtellung, daß der Zweck wenn auch dunkel doch ein hoher ſei, abzu¬ ringen, daß ich mit aller Kraft an das Werk ging, wobei ich aber immer zum Eilen geneigt war, we߬ halb man mich auch ungeduldig ſchalt: im zweiten Falle gingen die Kräfte von ſelber an das Werk, und es wurde mit der größten Ausdauer und mit Verwen¬ dung aller gegebenen Zeit zu Stande gebracht, we߬ halb man mich auch wieder hartnäckig nannte. Ihr werdet in dieſem Hauſe Dinge geſehen haben, aus denen euch klar geworden iſt, daß ich Zwecke auch mit großer Geduld verfolgen kann. Sonderbar iſt es über¬ haupt, und dürfte von größerer Bedeutung ſein, als man ahnt, daß mit dem zunehmenden Alter die Weit¬ ausſichtigkeit der Pläne wächſt, man denkt an Dinge, die unabſehliche Strecken jenſeits alles Lebenszieles liegen, was man in der Jugend nicht thut, und das Alter ſezt mehr Bäume und baut mehr Häuſer als die Jugend. Ihr ſeht, daß mir zwei Hauptdinge zum Staatsdiener fehlen, das Geſchick zum Gehorchen, was eine Grundbedingung jeder Gliederung von Per¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/227>, abgerufen am 24.11.2024.