stand man auf, um wieder zu seinen Geschäften zu gehen, die jedem ernst und wichtig genug waren, mochten sie nun im Erwerben von Kenntnissen be¬ stehen, wie fast ausschließlich bei Gustav, oder moch¬ ten sie im Vorwärtsdringen in der Kunst oder auf wissenschaftlichem Felde oder in einer richtigeren Ge¬ staltung der eigenen Lebenslage enthalten sein.
Für den heutigen Nachmittag war ein besonderes Geschäft vorbehalten worden, zu welchem auch Ro¬ land kommen, und deßhalb seine heutige Arbeit an seinem Bilde abbrechen mußte. Es war eine Samm¬ lung von Kupferstichen eingelangt, welche zum Kaufe angebothen waren, und deren Besichtigung man auf den heutigen Nachmittag anberaumt hatte. Mein Gastfreund lud mich zu der Sache ein. Die Kupfer¬ stiche lagen in zwei Mappen in dem Zimmer meines Gastfreundes. Wir gingen über die Treppe, die für die Dienerschaft bestimmt war, in sein Zimmer empor, und rückten den Tisch, auf welchem die Mappen lagen, näher an ein Fenster, damit wir die Blätter besser betrachten konnten. Die Mappen wurden geöffnet, und bald sah man, daß der Sammler der in denselben enthaltenen Stücke kein Mann gewesen sei, der von der Tiefe der Kunst von ihrem Ernste und von ihrer
ſtand man auf, um wieder zu ſeinen Geſchäften zu gehen, die jedem ernſt und wichtig genug waren, mochten ſie nun im Erwerben von Kenntniſſen be¬ ſtehen, wie faſt ausſchließlich bei Guſtav, oder moch¬ ten ſie im Vorwärtsdringen in der Kunſt oder auf wiſſenſchaftlichem Felde oder in einer richtigeren Ge¬ ſtaltung der eigenen Lebenslage enthalten ſein.
Für den heutigen Nachmittag war ein beſonderes Geſchäft vorbehalten worden, zu welchem auch Ro¬ land kommen, und deßhalb ſeine heutige Arbeit an ſeinem Bilde abbrechen mußte. Es war eine Samm¬ lung von Kupferſtichen eingelangt, welche zum Kaufe angebothen waren, und deren Beſichtigung man auf den heutigen Nachmittag anberaumt hatte. Mein Gaſtfreund lud mich zu der Sache ein. Die Kupfer¬ ſtiche lagen in zwei Mappen in dem Zimmer meines Gaſtfreundes. Wir gingen über die Treppe, die für die Dienerſchaft beſtimmt war, in ſein Zimmer empor, und rückten den Tiſch, auf welchem die Mappen lagen, näher an ein Fenſter, damit wir die Blätter beſſer betrachten konnten. Die Mappen wurden geöffnet, und bald ſah man, daß der Sammler der in denſelben enthaltenen Stücke kein Mann geweſen ſei, der von der Tiefe der Kunſt von ihrem Ernſte und von ihrer
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0211"n="197"/>ſtand man auf, um wieder zu ſeinen Geſchäften zu<lb/>
gehen, die jedem ernſt und wichtig genug waren,<lb/>
mochten ſie nun im Erwerben von Kenntniſſen be¬<lb/>ſtehen, wie faſt ausſchließlich bei Guſtav, oder moch¬<lb/>
ten ſie im Vorwärtsdringen in der Kunſt oder auf<lb/>
wiſſenſchaftlichem Felde oder in einer richtigeren Ge¬<lb/>ſtaltung der eigenen Lebenslage enthalten ſein.</p><lb/><p>Für den heutigen Nachmittag war ein beſonderes<lb/>
Geſchäft vorbehalten worden, zu welchem auch Ro¬<lb/>
land kommen, und deßhalb ſeine heutige Arbeit an<lb/>ſeinem Bilde abbrechen mußte. Es war eine Samm¬<lb/>
lung von Kupferſtichen eingelangt, welche zum Kaufe<lb/>
angebothen waren, und deren Beſichtigung man auf<lb/>
den heutigen Nachmittag anberaumt hatte. Mein<lb/>
Gaſtfreund lud mich zu der Sache ein. Die Kupfer¬<lb/>ſtiche lagen in zwei Mappen in dem Zimmer meines<lb/>
Gaſtfreundes. Wir gingen über die Treppe, die für<lb/>
die Dienerſchaft beſtimmt war, in ſein Zimmer empor,<lb/>
und rückten den Tiſch, auf welchem die Mappen lagen,<lb/>
näher an ein Fenſter, damit wir die Blätter beſſer<lb/>
betrachten konnten. Die Mappen wurden geöffnet,<lb/>
und bald ſah man, daß der Sammler der in denſelben<lb/>
enthaltenen Stücke kein Mann geweſen ſei, der von<lb/>
der Tiefe der Kunſt von ihrem Ernſte und von ihrer<lb/></p></div></body></text></TEI>
[197/0211]
ſtand man auf, um wieder zu ſeinen Geſchäften zu
gehen, die jedem ernſt und wichtig genug waren,
mochten ſie nun im Erwerben von Kenntniſſen be¬
ſtehen, wie faſt ausſchließlich bei Guſtav, oder moch¬
ten ſie im Vorwärtsdringen in der Kunſt oder auf
wiſſenſchaftlichem Felde oder in einer richtigeren Ge¬
ſtaltung der eigenen Lebenslage enthalten ſein.
Für den heutigen Nachmittag war ein beſonderes
Geſchäft vorbehalten worden, zu welchem auch Ro¬
land kommen, und deßhalb ſeine heutige Arbeit an
ſeinem Bilde abbrechen mußte. Es war eine Samm¬
lung von Kupferſtichen eingelangt, welche zum Kaufe
angebothen waren, und deren Beſichtigung man auf
den heutigen Nachmittag anberaumt hatte. Mein
Gaſtfreund lud mich zu der Sache ein. Die Kupfer¬
ſtiche lagen in zwei Mappen in dem Zimmer meines
Gaſtfreundes. Wir gingen über die Treppe, die für
die Dienerſchaft beſtimmt war, in ſein Zimmer empor,
und rückten den Tiſch, auf welchem die Mappen lagen,
näher an ein Fenſter, damit wir die Blätter beſſer
betrachten konnten. Die Mappen wurden geöffnet,
und bald ſah man, daß der Sammler der in denſelben
enthaltenen Stücke kein Mann geweſen ſei, der von
der Tiefe der Kunſt von ihrem Ernſte und von ihrer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/211>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.