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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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unser Mittagmahl, und gingen dann unter dem sich
immer mehr und mehr lichtenden Nebel, der uns aber
hier kein wesentliches Hinderniß mehr machte, die steile
Senkung der Berge hinunter. Der an ihrem Fuße
beobachtete Wärmemesser zeigte wirklich eine größere
Kälte, als wir auf den Bergen gehabt hatten.

Am Nachmittage waren wir wieder in dem See¬
wirthshause.

Am andern Tage gingen wir in das Ahornhaus
im Lauterthale. Alles umringte uns, und wollte un¬
sere Erlebnisse wissen. Sie wunderten sich, daß die
Unternehmung so einfach gewesen sei, besonders aber,
daß die Kälte, die schon im Sommer gegen die Wärme
der Thäler so abstehe, im Winter nicht ganz fürchter¬
lich soll gewesen sein. Kaspar war ein wichtiger Mann
geworden.

Ich aber war von dem, was ich oben gesehen und
gefunden hatte, vollkommen erfüllt. Die tiefe Em¬
pfindung, welche jezt immer in meinem Herzen war,
und welche mich angetrieben hatte, im Winter die
Höhen der Berge zu suchen, hatte mich nicht getäuscht.
Ein erhabenes Gefühl war in meine Seele gekommen,
fast so erhaben wie meine Liebe zu Natalien. Ja diese
Liebe wurde durch das Gefühl noch gehoben und ver¬

unſer Mittagmahl, und gingen dann unter dem ſich
immer mehr und mehr lichtenden Nebel, der uns aber
hier kein weſentliches Hinderniß mehr machte, die ſteile
Senkung der Berge hinunter. Der an ihrem Fuße
beobachtete Wärmemeſſer zeigte wirklich eine größere
Kälte, als wir auf den Bergen gehabt hatten.

Am Nachmittage waren wir wieder in dem See¬
wirthshauſe.

Am andern Tage gingen wir in das Ahornhaus
im Lauterthale. Alles umringte uns, und wollte un¬
ſere Erlebniſſe wiſſen. Sie wunderten ſich, daß die
Unternehmung ſo einfach geweſen ſei, beſonders aber,
daß die Kälte, die ſchon im Sommer gegen die Wärme
der Thäler ſo abſtehe, im Winter nicht ganz fürchter¬
lich ſoll geweſen ſein. Kaspar war ein wichtiger Mann
geworden.

Ich aber war von dem, was ich oben geſehen und
gefunden hatte, vollkommen erfüllt. Die tiefe Em¬
pfindung, welche jezt immer in meinem Herzen war,
und welche mich angetrieben hatte, im Winter die
Höhen der Berge zu ſuchen, hatte mich nicht getäuſcht.
Ein erhabenes Gefühl war in meine Seele gekommen,
faſt ſo erhaben wie meine Liebe zu Natalien. Ja dieſe
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[165/0179] unſer Mittagmahl, und gingen dann unter dem ſich immer mehr und mehr lichtenden Nebel, der uns aber hier kein weſentliches Hinderniß mehr machte, die ſteile Senkung der Berge hinunter. Der an ihrem Fuße beobachtete Wärmemeſſer zeigte wirklich eine größere Kälte, als wir auf den Bergen gehabt hatten. Am Nachmittage waren wir wieder in dem See¬ wirthshauſe. Am andern Tage gingen wir in das Ahornhaus im Lauterthale. Alles umringte uns, und wollte un¬ ſere Erlebniſſe wiſſen. Sie wunderten ſich, daß die Unternehmung ſo einfach geweſen ſei, beſonders aber, daß die Kälte, die ſchon im Sommer gegen die Wärme der Thäler ſo abſtehe, im Winter nicht ganz fürchter¬ lich ſoll geweſen ſein. Kaspar war ein wichtiger Mann geworden. Ich aber war von dem, was ich oben geſehen und gefunden hatte, vollkommen erfüllt. Die tiefe Em¬ pfindung, welche jezt immer in meinem Herzen war, und welche mich angetrieben hatte, im Winter die Höhen der Berge zu ſuchen, hatte mich nicht getäuſcht. Ein erhabenes Gefühl war in meine Seele gekommen, faſt ſo erhaben wie meine Liebe zu Natalien. Ja dieſe Liebe wurde durch das Gefühl noch gehoben und ver¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/179>, abgerufen am 24.11.2024.