sehr kundig waren. Wir gingen mehrere Stunden in diesem tiefen Schnee, dann kamen Wälder, in denen er niederer lag, und durch welche das Fortkommen leichter war. Viele Gerölle und schiefliegende Wände, die nun folgten, zeigten ebenfalls weniger Schnee als die Tiefe, und es war über sie im Winter leichter zu gehen, als ich es im Sommer gefunden hatte, da die Unebenheiten und die kleinen scharfen Riffe und Steine mit einer Schneedecke überhüllt waren. Als wir die ersten Vorberge überwunden hatten, und auf die Hochebene der Echern gekommen waren, von der man wieder den blauen See recht tief und dunkel in der weißen Umgebung unten liegen sah, machten wir ein wenig Halt. Die Oberfläche der Echern oder die Hochebene, wie man sie auch gerne nennt, ist aber nichts weniger als eine Ebene, sie ist es nur im Ver¬ gleiche mit den steilen Abhängen, welche ihre Seiten¬ wände gegen den See bilden. Sie besteht aus einer großen Anzahl von Gipfeln, die hinter und neben einander stehen, verschieden an Größe und Gestalt sind, tiefe Rinnen zwischen sich haben, und bald in einer Spize sich erheben, bald breitgedehnte Flächen darstellen. Diese sind mit kurzem Grase und hie und da mit Knieföhren bedeckt, und unzählige Felsblöcke
ſehr kundig waren. Wir gingen mehrere Stunden in dieſem tiefen Schnee, dann kamen Wälder, in denen er niederer lag, und durch welche das Fortkommen leichter war. Viele Gerölle und ſchiefliegende Wände, die nun folgten, zeigten ebenfalls weniger Schnee als die Tiefe, und es war über ſie im Winter leichter zu gehen, als ich es im Sommer gefunden hatte, da die Unebenheiten und die kleinen ſcharfen Riffe und Steine mit einer Schneedecke überhüllt waren. Als wir die erſten Vorberge überwunden hatten, und auf die Hochebene der Echern gekommen waren, von der man wieder den blauen See recht tief und dunkel in der weißen Umgebung unten liegen ſah, machten wir ein wenig Halt. Die Oberfläche der Echern oder die Hochebene, wie man ſie auch gerne nennt, iſt aber nichts weniger als eine Ebene, ſie iſt es nur im Ver¬ gleiche mit den ſteilen Abhängen, welche ihre Seiten¬ wände gegen den See bilden. Sie beſteht aus einer großen Anzahl von Gipfeln, die hinter und neben einander ſtehen, verſchieden an Größe und Geſtalt ſind, tiefe Rinnen zwiſchen ſich haben, und bald in einer Spize ſich erheben, bald breitgedehnte Flächen darſtellen. Dieſe ſind mit kurzem Graſe und hie und da mit Knieföhren bedeckt, und unzählige Felsblöcke
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0165"n="151"/>ſehr kundig waren. Wir gingen mehrere Stunden in<lb/>
dieſem tiefen Schnee, dann kamen Wälder, in denen<lb/>
er niederer lag, und durch welche das Fortkommen<lb/>
leichter war. Viele Gerölle und ſchiefliegende Wände,<lb/>
die nun folgten, zeigten ebenfalls weniger Schnee als<lb/>
die Tiefe, und es war über ſie im Winter leichter zu<lb/>
gehen, als ich es im Sommer gefunden hatte, da die<lb/>
Unebenheiten und die kleinen ſcharfen Riffe und Steine<lb/>
mit einer Schneedecke überhüllt waren. Als wir die<lb/>
erſten Vorberge überwunden hatten, und auf die<lb/>
Hochebene der Echern gekommen waren, von der man<lb/>
wieder den blauen See recht tief und dunkel in der<lb/>
weißen Umgebung unten liegen ſah, machten wir ein<lb/>
wenig Halt. Die Oberfläche der Echern oder die<lb/>
Hochebene, wie man ſie auch gerne nennt, iſt aber<lb/>
nichts weniger als eine Ebene, ſie iſt es nur im Ver¬<lb/>
gleiche mit den ſteilen Abhängen, welche ihre Seiten¬<lb/>
wände gegen den See bilden. Sie beſteht aus einer<lb/>
großen Anzahl von Gipfeln, die hinter und neben<lb/>
einander ſtehen, verſchieden an Größe und Geſtalt<lb/>ſind, tiefe Rinnen zwiſchen ſich haben, und bald in<lb/>
einer Spize ſich erheben, bald breitgedehnte Flächen<lb/>
darſtellen. Dieſe ſind mit kurzem Graſe und hie und<lb/>
da mit Knieföhren bedeckt, und unzählige Felsblöcke<lb/></p></div></body></text></TEI>
[151/0165]
ſehr kundig waren. Wir gingen mehrere Stunden in
dieſem tiefen Schnee, dann kamen Wälder, in denen
er niederer lag, und durch welche das Fortkommen
leichter war. Viele Gerölle und ſchiefliegende Wände,
die nun folgten, zeigten ebenfalls weniger Schnee als
die Tiefe, und es war über ſie im Winter leichter zu
gehen, als ich es im Sommer gefunden hatte, da die
Unebenheiten und die kleinen ſcharfen Riffe und Steine
mit einer Schneedecke überhüllt waren. Als wir die
erſten Vorberge überwunden hatten, und auf die
Hochebene der Echern gekommen waren, von der man
wieder den blauen See recht tief und dunkel in der
weißen Umgebung unten liegen ſah, machten wir ein
wenig Halt. Die Oberfläche der Echern oder die
Hochebene, wie man ſie auch gerne nennt, iſt aber
nichts weniger als eine Ebene, ſie iſt es nur im Ver¬
gleiche mit den ſteilen Abhängen, welche ihre Seiten¬
wände gegen den See bilden. Sie beſteht aus einer
großen Anzahl von Gipfeln, die hinter und neben
einander ſtehen, verſchieden an Größe und Geſtalt
ſind, tiefe Rinnen zwiſchen ſich haben, und bald in
einer Spize ſich erheben, bald breitgedehnte Flächen
darſtellen. Dieſe ſind mit kurzem Graſe und hie und
da mit Knieföhren bedeckt, und unzählige Felsblöcke
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/165>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.