und gab mir das beste Versprechen, daß meine Stube so warm und heimlich sein solle, als wehe kein einziges Lüftchen hinein, und so licht, als schiene die Sonne, wenn sie überhaupt scheint, sonst nirgends hin als auf meine Fenster. Ich ließ meine Geräth¬ schaften in die Stube bringen, und bald loderte auch ein lustiges Feuer in dem Ofen derselben, der aus¬ nahmsweise, wie es sonst in den Gebirgen fast gar nicht vorkömmt, von Innen zu heizen war. Die Wirthin hatte es so einrichten lassen, weil von Außen der Zugang zu dem Ofen so schwer gewesen war. Als ich mich ein wenig erwärmt, und meine Haupt¬ sachen in Ordnung gebracht hatte, ging ich in die allgemeine Gaststube hinunter. In ihr waren ver¬ schiedene Leute anwesend, die der Weg vorbei führte, oder die eine kleine Erquickung und ein Gespräch such¬ ten. Bei den vielen und sehr nahe stehenden Fenstern drang ein reichliches Licht herein, so daß die Sonnen¬ strahlen des Wintertages um die Tische spielten, was um so wohlthätiger war, da auch eine behagliche Wärme von den in dem großen Ofen brennenden Klözen das Zimmer erfüllte. Ich fragte wieder um meinen Zitherspiellehrer, es hatte niemand etwas von ihm gehört. Ich fragte um den alten Kaspar, er war
und gab mir das beſte Verſprechen, daß meine Stube ſo warm und heimlich ſein ſolle, als wehe kein einziges Lüftchen hinein, und ſo licht, als ſchiene die Sonne, wenn ſie überhaupt ſcheint, ſonſt nirgends hin als auf meine Fenſter. Ich ließ meine Geräth¬ ſchaften in die Stube bringen, und bald loderte auch ein luſtiges Feuer in dem Ofen derſelben, der aus¬ nahmsweiſe, wie es ſonſt in den Gebirgen faſt gar nicht vorkömmt, von Innen zu heizen war. Die Wirthin hatte es ſo einrichten laſſen, weil von Außen der Zugang zu dem Ofen ſo ſchwer geweſen war. Als ich mich ein wenig erwärmt, und meine Haupt¬ ſachen in Ordnung gebracht hatte, ging ich in die allgemeine Gaſtſtube hinunter. In ihr waren ver¬ ſchiedene Leute anweſend, die der Weg vorbei führte, oder die eine kleine Erquickung und ein Geſpräch ſuch¬ ten. Bei den vielen und ſehr nahe ſtehenden Fenſtern drang ein reichliches Licht herein, ſo daß die Sonnen¬ ſtrahlen des Wintertages um die Tiſche ſpielten, was um ſo wohlthätiger war, da auch eine behagliche Wärme von den in dem großen Ofen brennenden Klözen das Zimmer erfüllte. Ich fragte wieder um meinen Zitherſpiellehrer, es hatte niemand etwas von ihm gehört. Ich fragte um den alten Kaspar, er war
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0160"n="146"/>
und gab mir das beſte Verſprechen, daß meine Stube<lb/>ſo warm und heimlich ſein ſolle, als wehe kein<lb/>
einziges Lüftchen hinein, und ſo licht, als ſchiene die<lb/>
Sonne, wenn ſie überhaupt ſcheint, ſonſt nirgends<lb/>
hin als auf meine Fenſter. Ich ließ meine Geräth¬<lb/>ſchaften in die Stube bringen, und bald loderte auch<lb/>
ein luſtiges Feuer in dem Ofen derſelben, der aus¬<lb/>
nahmsweiſe, wie es ſonſt in den Gebirgen faſt gar<lb/>
nicht vorkömmt, von Innen zu heizen war. Die<lb/>
Wirthin hatte es ſo einrichten laſſen, weil von Außen<lb/>
der Zugang zu dem Ofen ſo ſchwer geweſen war.<lb/>
Als ich mich ein wenig erwärmt, und meine Haupt¬<lb/>ſachen in Ordnung gebracht hatte, ging ich in die<lb/>
allgemeine Gaſtſtube hinunter. In ihr waren ver¬<lb/>ſchiedene Leute anweſend, die der Weg vorbei führte,<lb/>
oder die eine kleine Erquickung und ein Geſpräch ſuch¬<lb/>
ten. Bei den vielen und ſehr nahe ſtehenden Fenſtern<lb/>
drang ein reichliches Licht herein, ſo daß die Sonnen¬<lb/>ſtrahlen des Wintertages um die Tiſche ſpielten, was<lb/>
um ſo wohlthätiger war, da auch eine behagliche<lb/>
Wärme von den in dem großen Ofen brennenden<lb/>
Klözen das Zimmer erfüllte. Ich fragte wieder um<lb/>
meinen Zitherſpiellehrer, es hatte niemand etwas von<lb/>
ihm gehört. Ich fragte um den alten Kaspar, er war<lb/></p></div></body></text></TEI>
[146/0160]
und gab mir das beſte Verſprechen, daß meine Stube
ſo warm und heimlich ſein ſolle, als wehe kein
einziges Lüftchen hinein, und ſo licht, als ſchiene die
Sonne, wenn ſie überhaupt ſcheint, ſonſt nirgends
hin als auf meine Fenſter. Ich ließ meine Geräth¬
ſchaften in die Stube bringen, und bald loderte auch
ein luſtiges Feuer in dem Ofen derſelben, der aus¬
nahmsweiſe, wie es ſonſt in den Gebirgen faſt gar
nicht vorkömmt, von Innen zu heizen war. Die
Wirthin hatte es ſo einrichten laſſen, weil von Außen
der Zugang zu dem Ofen ſo ſchwer geweſen war.
Als ich mich ein wenig erwärmt, und meine Haupt¬
ſachen in Ordnung gebracht hatte, ging ich in die
allgemeine Gaſtſtube hinunter. In ihr waren ver¬
ſchiedene Leute anweſend, die der Weg vorbei führte,
oder die eine kleine Erquickung und ein Geſpräch ſuch¬
ten. Bei den vielen und ſehr nahe ſtehenden Fenſtern
drang ein reichliches Licht herein, ſo daß die Sonnen¬
ſtrahlen des Wintertages um die Tiſche ſpielten, was
um ſo wohlthätiger war, da auch eine behagliche
Wärme von den in dem großen Ofen brennenden
Klözen das Zimmer erfüllte. Ich fragte wieder um
meinen Zitherſpiellehrer, es hatte niemand etwas von
ihm gehört. Ich fragte um den alten Kaspar, er war
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/160>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.