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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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schweigenden bereiften Wälder, der ruhenden Obst¬
bäume, die ihre weißen Gitter ausstreckten, der Häu¬
ser, von denen der wohnliche Rauch aufstieg, und
der Unzahl der Sterne, die Nachts in dem kalten und
finsteren Himmel feuriger funkelten als je sonst im
Sommer. Ich hatte vor, zuerst die Gebirge und dann
meinen Gastfreund zu besuchen.

Ich fuhr bis in die Nähe des Lauterthales, Da
ich die Straße verlassen sollte, miethete ich einen ein¬
spännigen Schlitten, weil in den Seitenwegen, auf
denen man immer im Winter nur mit einem Pferde
fährt, die Bahn zu enge ist, als daß zwei Pferde
sicher neben einander gehen könnten, und fuhr
in das Thal und in das Ahornwirthshaus. Die
Ahorne streckten ungeheure abenteuerlich gestaltete
entblätterte und mit feinen Zweigen wie mit Bärten
versehene Arme der winterlichen Luft entgegen, das
fensterreiche Wirthshaus war in seiner braunen Farbe
gegen die Schneedecke auf seinem Dache und gegen
den Schnee, der überall ringsum lag, noch brauner
als sonst, und die Fichtentische vor dem Hause waren
abgebrochen und in Aufbewahrung gethan worden.
Die Wirthin empfing mich mit Erstaunen und mit
Freude, daß ich in einer solchen Jahreszeit komme,

Stifter, Nachsommer. III. 10

ſchweigenden bereiften Wälder, der ruhenden Obſt¬
bäume, die ihre weißen Gitter ausſtreckten, der Häu¬
ſer, von denen der wohnliche Rauch aufſtieg, und
der Unzahl der Sterne, die Nachts in dem kalten und
finſteren Himmel feuriger funkelten als je ſonſt im
Sommer. Ich hatte vor, zuerſt die Gebirge und dann
meinen Gaſtfreund zu beſuchen.

Ich fuhr bis in die Nähe des Lauterthales, Da
ich die Straße verlaſſen ſollte, miethete ich einen ein¬
ſpännigen Schlitten, weil in den Seitenwegen, auf
denen man immer im Winter nur mit einem Pferde
fährt, die Bahn zu enge iſt, als daß zwei Pferde
ſicher neben einander gehen könnten, und fuhr
in das Thal und in das Ahornwirthshaus. Die
Ahorne ſtreckten ungeheure abenteuerlich geſtaltete
entblätterte und mit feinen Zweigen wie mit Bärten
verſehene Arme der winterlichen Luft entgegen, das
fenſterreiche Wirthshaus war in ſeiner braunen Farbe
gegen die Schneedecke auf ſeinem Dache und gegen
den Schnee, der überall ringsum lag, noch brauner
als ſonſt, und die Fichtentiſche vor dem Hauſe waren
abgebrochen und in Aufbewahrung gethan worden.
Die Wirthin empfing mich mit Erſtaunen und mit
Freude, daß ich in einer ſolchen Jahreszeit komme,

Stifter, Nachſommer. III. 10
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[145/0159] ſchweigenden bereiften Wälder, der ruhenden Obſt¬ bäume, die ihre weißen Gitter ausſtreckten, der Häu¬ ſer, von denen der wohnliche Rauch aufſtieg, und der Unzahl der Sterne, die Nachts in dem kalten und finſteren Himmel feuriger funkelten als je ſonſt im Sommer. Ich hatte vor, zuerſt die Gebirge und dann meinen Gaſtfreund zu beſuchen. Ich fuhr bis in die Nähe des Lauterthales, Da ich die Straße verlaſſen ſollte, miethete ich einen ein¬ ſpännigen Schlitten, weil in den Seitenwegen, auf denen man immer im Winter nur mit einem Pferde fährt, die Bahn zu enge iſt, als daß zwei Pferde ſicher neben einander gehen könnten, und fuhr in das Thal und in das Ahornwirthshaus. Die Ahorne ſtreckten ungeheure abenteuerlich geſtaltete entblätterte und mit feinen Zweigen wie mit Bärten verſehene Arme der winterlichen Luft entgegen, das fenſterreiche Wirthshaus war in ſeiner braunen Farbe gegen die Schneedecke auf ſeinem Dache und gegen den Schnee, der überall ringsum lag, noch brauner als ſonſt, und die Fichtentiſche vor dem Hauſe waren abgebrochen und in Aufbewahrung gethan worden. Die Wirthin empfing mich mit Erſtaunen und mit Freude, daß ich in einer ſolchen Jahreszeit komme, Stifter, Nachſommer. III. 10

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/159>, abgerufen am 22.11.2024.