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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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machen, damit Klotilde sich ein wenig in diese Bil¬
dungen einlebe. Das vorausgesagte schöne Wetter
war eingetroffen, es dauerte fort, und so konnten wir
uns der Freude und dem Vergnügen, welche diese
Gänge uns gewährten, um so ungestörter hingeben,
als auch der Stand unserer Gesundheit ein vortreff¬
licher war und die Befürchtungen, welche die Mutter
und zum Theile auch ich in Hinsicht Klotildens ge¬
hegt hatten, nicht in Erfüllung gingen. Wir schickten
von hier aus Briefe nach Hause.

In der Folge der Tage führte ich sie auf den See
hinaus. Ich führte sie auf die verschiedenen Theile, die
entweder an sich schön und bedeutend waren, oder von
denen man schöne und merkwürdige Anblicke gewinnen
konnte. Ich unterstüzte sie mit allen meinen Erfahrun¬
gen, die ich mir durch meine mehrfältigen Aufenthalte
in dem Gebirge gesammelt hatte. Sie nahm alles mit
einer tiefen Seele auf, und durch meine Hilfe waren
ihr manche Umwege erspart, welche diejenigen, die zum
ersten Male die Berge besuchen, machen müssen, ehe
es ihnen gelingt, sich die Größe und Erhabenheit der
Gebirge aufschließen zu können. Auf den Seefahrten
unterstüzten uns zwei junge Schiffer, die meine steten
Begleiter bei meinen Messungen gewesen waren. Wir

machen, damit Klotilde ſich ein wenig in dieſe Bil¬
dungen einlebe. Das vorausgeſagte ſchöne Wetter
war eingetroffen, es dauerte fort, und ſo konnten wir
uns der Freude und dem Vergnügen, welche dieſe
Gänge uns gewährten, um ſo ungeſtörter hingeben,
als auch der Stand unſerer Geſundheit ein vortreff¬
licher war und die Befürchtungen, welche die Mutter
und zum Theile auch ich in Hinſicht Klotildens ge¬
hegt hatten, nicht in Erfüllung gingen. Wir ſchickten
von hier aus Briefe nach Hauſe.

In der Folge der Tage führte ich ſie auf den See
hinaus. Ich führte ſie auf die verſchiedenen Theile, die
entweder an ſich ſchön und bedeutend waren, oder von
denen man ſchöne und merkwürdige Anblicke gewinnen
konnte. Ich unterſtüzte ſie mit allen meinen Erfahrun¬
gen, die ich mir durch meine mehrfältigen Aufenthalte
in dem Gebirge geſammelt hatte. Sie nahm alles mit
einer tiefen Seele auf, und durch meine Hilfe waren
ihr manche Umwege erſpart, welche diejenigen, die zum
erſten Male die Berge beſuchen, machen müſſen, ehe
es ihnen gelingt, ſich die Größe und Erhabenheit der
Gebirge aufſchließen zu können. Auf den Seefahrten
unterſtüzten uns zwei junge Schiffer, die meine ſteten
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[128/0142] machen, damit Klotilde ſich ein wenig in dieſe Bil¬ dungen einlebe. Das vorausgeſagte ſchöne Wetter war eingetroffen, es dauerte fort, und ſo konnten wir uns der Freude und dem Vergnügen, welche dieſe Gänge uns gewährten, um ſo ungeſtörter hingeben, als auch der Stand unſerer Geſundheit ein vortreff¬ licher war und die Befürchtungen, welche die Mutter und zum Theile auch ich in Hinſicht Klotildens ge¬ hegt hatten, nicht in Erfüllung gingen. Wir ſchickten von hier aus Briefe nach Hauſe. In der Folge der Tage führte ich ſie auf den See hinaus. Ich führte ſie auf die verſchiedenen Theile, die entweder an ſich ſchön und bedeutend waren, oder von denen man ſchöne und merkwürdige Anblicke gewinnen konnte. Ich unterſtüzte ſie mit allen meinen Erfahrun¬ gen, die ich mir durch meine mehrfältigen Aufenthalte in dem Gebirge geſammelt hatte. Sie nahm alles mit einer tiefen Seele auf, und durch meine Hilfe waren ihr manche Umwege erſpart, welche diejenigen, die zum erſten Male die Berge beſuchen, machen müſſen, ehe es ihnen gelingt, ſich die Größe und Erhabenheit der Gebirge aufſchließen zu können. Auf den Seefahrten unterſtüzten uns zwei junge Schiffer, die meine ſteten Begleiter bei meinen Meſſungen geweſen waren. Wir

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/142>, abgerufen am 22.11.2024.