Sterne die Bäume die Felder schwebten in einem Glanze, und selbst die Personen ihrer Mutter und ihres alten Freundes waren verklärter. Daß in Nata¬ lien Ähnliches war, wußte ich, ohne daß sie es sagte.
Wenn wir an dem Scheunenthore des Maierhofes vorbeigingen, oder an einer anderen Thür oder an einem Felde oder sonst an einem Plaze, auf welchem gearbeitet wurde, so traten die Menschen zusammen, blickten uns nach, und sahen uns mit denselben be¬ deutungsvollen Augen an, mit denen man mich in dem, Asperhofe angeschaut hatte. Es war mir also klar, daß man auch hier wußte, in welchen Beziehun¬ gen ich zu der Tochter des Hauses stehe. Ich hätte es auch aus der größeren Ehrerbiethung der Diener her¬ aus lesen können, wenn es mir nicht schon sonst deut¬ lich gewesen wäre. Aber auch hier wie in dem Asper¬ hofe bemerkte ich, daß es etwas Freundliches war, etwas, das wie Freude aussah, was sich in den Mie¬ nen der Leute spiegelte. Sie mußten also auch hier mit dem, was sich vorbereitete, zufrieden sein. Ich war darüber tief vergnügt; denn auf welchem Stande der Entwickelung die Leute immer stehen mögen, so ist es doch gewiß, wie ich aus dem Umgange mit vielen Menschen reichlich erfahren habe, daß Gerin¬
Sterne die Bäume die Felder ſchwebten in einem Glanze, und ſelbſt die Perſonen ihrer Mutter und ihres alten Freundes waren verklärter. Daß in Nata¬ lien Ähnliches war, wußte ich, ohne daß ſie es ſagte.
Wenn wir an dem Scheunenthore des Maierhofes vorbeigingen, oder an einer anderen Thür oder an einem Felde oder ſonſt an einem Plaze, auf welchem gearbeitet wurde, ſo traten die Menſchen zuſammen, blickten uns nach, und ſahen uns mit denſelben be¬ deutungsvollen Augen an, mit denen man mich in dem, Asperhofe angeſchaut hatte. Es war mir alſo klar, daß man auch hier wußte, in welchen Beziehun¬ gen ich zu der Tochter des Hauſes ſtehe. Ich hätte es auch aus der größeren Ehrerbiethung der Diener her¬ aus leſen können, wenn es mir nicht ſchon ſonſt deut¬ lich geweſen wäre. Aber auch hier wie in dem Asper¬ hofe bemerkte ich, daß es etwas Freundliches war, etwas, das wie Freude ausſah, was ſich in den Mie¬ nen der Leute ſpiegelte. Sie mußten alſo auch hier mit dem, was ſich vorbereitete, zufrieden ſein. Ich war darüber tief vergnügt; denn auf welchem Stande der Entwickelung die Leute immer ſtehen mögen, ſo iſt es doch gewiß, wie ich aus dem Umgange mit vielen Menſchen reichlich erfahren habe, daß Gerin¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0116"n="102"/>
Sterne die Bäume die Felder ſchwebten in einem<lb/>
Glanze, und ſelbſt die Perſonen ihrer Mutter und<lb/>
ihres alten Freundes waren verklärter. Daß in Nata¬<lb/>
lien Ähnliches war, wußte ich, ohne daß ſie es ſagte.</p><lb/><p>Wenn wir an dem Scheunenthore des Maierhofes<lb/>
vorbeigingen, oder an einer anderen Thür oder an<lb/>
einem Felde oder ſonſt an einem Plaze, auf welchem<lb/>
gearbeitet wurde, ſo traten die Menſchen zuſammen,<lb/>
blickten uns nach, und ſahen uns mit denſelben be¬<lb/>
deutungsvollen Augen an, mit denen man mich in<lb/>
dem, Asperhofe angeſchaut hatte. Es war mir alſo<lb/>
klar, daß man auch hier wußte, in welchen Beziehun¬<lb/>
gen ich zu der Tochter des Hauſes ſtehe. Ich hätte es<lb/>
auch aus der größeren Ehrerbiethung der Diener her¬<lb/>
aus leſen können, wenn es mir nicht ſchon ſonſt deut¬<lb/>
lich geweſen wäre. Aber auch hier wie in dem Asper¬<lb/>
hofe bemerkte ich, daß es etwas Freundliches war,<lb/>
etwas, das wie Freude ausſah, was ſich in den Mie¬<lb/>
nen der Leute ſpiegelte. Sie mußten alſo auch hier<lb/>
mit dem, was ſich vorbereitete, zufrieden ſein. Ich<lb/>
war darüber tief vergnügt; denn auf welchem Stande<lb/>
der Entwickelung die Leute immer ſtehen mögen, ſo<lb/>
iſt es doch gewiß, wie ich aus dem Umgange mit<lb/>
vielen Menſchen reichlich erfahren habe, daß Gerin¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[102/0116]
Sterne die Bäume die Felder ſchwebten in einem
Glanze, und ſelbſt die Perſonen ihrer Mutter und
ihres alten Freundes waren verklärter. Daß in Nata¬
lien Ähnliches war, wußte ich, ohne daß ſie es ſagte.
Wenn wir an dem Scheunenthore des Maierhofes
vorbeigingen, oder an einer anderen Thür oder an
einem Felde oder ſonſt an einem Plaze, auf welchem
gearbeitet wurde, ſo traten die Menſchen zuſammen,
blickten uns nach, und ſahen uns mit denſelben be¬
deutungsvollen Augen an, mit denen man mich in
dem, Asperhofe angeſchaut hatte. Es war mir alſo
klar, daß man auch hier wußte, in welchen Beziehun¬
gen ich zu der Tochter des Hauſes ſtehe. Ich hätte es
auch aus der größeren Ehrerbiethung der Diener her¬
aus leſen können, wenn es mir nicht ſchon ſonſt deut¬
lich geweſen wäre. Aber auch hier wie in dem Asper¬
hofe bemerkte ich, daß es etwas Freundliches war,
etwas, das wie Freude ausſah, was ſich in den Mie¬
nen der Leute ſpiegelte. Sie mußten alſo auch hier
mit dem, was ſich vorbereitete, zufrieden ſein. Ich
war darüber tief vergnügt; denn auf welchem Stande
der Entwickelung die Leute immer ſtehen mögen, ſo
iſt es doch gewiß, wie ich aus dem Umgange mit
vielen Menſchen reichlich erfahren habe, daß Gerin¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/116>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.