die Verherrlichung Gottes in seinen Tempeln, wäh¬ rend wir jezt hauptsächlich auf den stofflichen Verkehr sehen, auf die Hervorbringung des Stoffes und auf die Verwendung des Stoffes, was nicht einmal ein an sich gültiges Streben ist, sondern nur beziehungs¬ weise, in so fern ihm ein höherer Gedanke zu Grunde gelegt werden kann. Das Streben unserer älteren Vorgänger war auch insbesondere darum ein höheres, weil ihm immer Erfolge zur Seite standen, die Her¬ vorbringung eines wahrhaft Schönen. Jene Tempel waren die Bewunderung ihrer Zeit, Jahrhunderte bauten daran, sie liebten sie also, und jene Tempel sind auch jezt in ihrer Unvollendung oder in ihren Trümmern die Bewunderung einer wieder erwachen¬ den Zeit, die ihre Verdüsterung abgeschüttelt hat, aber zum allseitigen Handeln noch nicht durchgedrungen ist. Sogar das Streben unserer unmittelbaren Vor¬ gänger, welche sehr viele Kirchen nach ihrer Schön¬ heitsvorstellung gebaut, noch mehr Kirchen aber durch zahllose Zubauten durch Aufstellung von Altä¬ ren durch Umänderungen entstellt, und uns eine sehr große Zahl solcher Denkmale hinterlassen haben, ist in so ferne noch höher als das unsere, indem es auch auf Erbauung von Gotteshäusern ausging auf Dar¬
die Verherrlichung Gottes in ſeinen Tempeln, wäh¬ rend wir jezt hauptſächlich auf den ſtofflichen Verkehr ſehen, auf die Hervorbringung des Stoffes und auf die Verwendung des Stoffes, was nicht einmal ein an ſich gültiges Streben iſt, ſondern nur beziehungs¬ weiſe, in ſo fern ihm ein höherer Gedanke zu Grunde gelegt werden kann. Das Streben unſerer älteren Vorgänger war auch insbeſondere darum ein höheres, weil ihm immer Erfolge zur Seite ſtanden, die Her¬ vorbringung eines wahrhaft Schönen. Jene Tempel waren die Bewunderung ihrer Zeit, Jahrhunderte bauten daran, ſie liebten ſie alſo, und jene Tempel ſind auch jezt in ihrer Unvollendung oder in ihren Trümmern die Bewunderung einer wieder erwachen¬ den Zeit, die ihre Verdüſterung abgeſchüttelt hat, aber zum allſeitigen Handeln noch nicht durchgedrungen iſt. Sogar das Streben unſerer unmittelbaren Vor¬ gänger, welche ſehr viele Kirchen nach ihrer Schön¬ heitsvorſtellung gebaut, noch mehr Kirchen aber durch zahlloſe Zubauten durch Aufſtellung von Altä¬ ren durch Umänderungen entſtellt, und uns eine ſehr große Zahl ſolcher Denkmale hinterlaſſen haben, iſt in ſo ferne noch höher als das unſere, indem es auch auf Erbauung von Gotteshäuſern ausging auf Dar¬
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die Verherrlichung Gottes in ſeinen Tempeln, wäh¬
rend wir jezt hauptſächlich auf den ſtofflichen Verkehr
ſehen, auf die Hervorbringung des Stoffes und auf
die Verwendung des Stoffes, was nicht einmal ein
an ſich gültiges Streben iſt, ſondern nur beziehungs¬
weiſe, in ſo fern ihm ein höherer Gedanke zu Grunde
gelegt werden kann. Das Streben unſerer älteren
Vorgänger war auch insbeſondere darum ein höheres,
weil ihm immer Erfolge zur Seite ſtanden, die Her¬
vorbringung eines wahrhaft Schönen. Jene Tempel
waren die Bewunderung ihrer Zeit, Jahrhunderte
bauten daran, ſie liebten ſie alſo, und jene Tempel
ſind auch jezt in ihrer Unvollendung oder in ihren
Trümmern die Bewunderung einer wieder erwachen¬
den Zeit, die ihre Verdüſterung abgeſchüttelt hat, aber
zum allſeitigen Handeln noch nicht durchgedrungen
iſt. Sogar das Streben unſerer unmittelbaren Vor¬
gänger, welche ſehr viele Kirchen nach ihrer Schön¬
heitsvorſtellung gebaut, noch mehr Kirchen aber
durch zahlloſe Zubauten durch Aufſtellung von Altä¬
ren durch Umänderungen entſtellt, und uns eine ſehr
große Zahl ſolcher Denkmale hinterlaſſen haben, iſt
in ſo ferne noch höher als das unſere, indem es auch
auf Erbauung von Gotteshäuſern ausging auf Dar¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/104>, abgerufen am 22.11.2024.
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