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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Fassung der Edelsteine mit ihm zu sprechen, und meine
Gedanken hierüber ihm mitzutheilen.

Unter diesen Dingen ging neben meinen eigent¬
lichen Arbeiten der Unterricht, den ich meiner
Schwester gab, regelmäßig fort. In der Malerei
hatte sie noch viel größere Schwierigkeiten als ich,
weil sie einestheils weniger geübt war, und weil sie
anderntheils die Urbilder nicht gesehen sondern nur
fehlerhafte Abbilder vor sich hatte. Im Zitherspiel
ging es weit besser. Ich wurde heuer ein wirksamerer
Lehrer, als ich es in dem vergangenen Jahre gewesen
war, und konnte nach dem, was ich gelernt hatte,
überhaupt ein besserer Lehrer für sie sein, als einer in
der Stadt zu finden gewesen wäre, obwohl diese
Schwierigkeiten überwanden, deren Besiegung mir
und Klotilden eine Unmöglichkeit gewesen wäre. Nach
meinen Ansichten, die ich in den Bergen gelernt hatte,
kam es aber darauf nicht an. Wir lernten endlich
wechselweise von einander, und brachten manche freu¬
dige und empfindungsreiche Stunde an der Zither zu.

Ich mußte zulezt Klotilden auch im Spanischen
unterrichten. Da ich immer einige Schritte vor ihr
voraus war, so konnte ich allerdings einen Lehrer für
sie wenigstens in den Anfangsgründen vorstellen. Wie

Faſſung der Edelſteine mit ihm zu ſprechen, und meine
Gedanken hierüber ihm mitzutheilen.

Unter dieſen Dingen ging neben meinen eigent¬
lichen Arbeiten der Unterricht, den ich meiner
Schweſter gab, regelmäßig fort. In der Malerei
hatte ſie noch viel größere Schwierigkeiten als ich,
weil ſie einestheils weniger geübt war, und weil ſie
anderntheils die Urbilder nicht geſehen ſondern nur
fehlerhafte Abbilder vor ſich hatte. Im Zitherſpiel
ging es weit beſſer. Ich wurde heuer ein wirkſamerer
Lehrer, als ich es in dem vergangenen Jahre geweſen
war, und konnte nach dem, was ich gelernt hatte,
überhaupt ein beſſerer Lehrer für ſie ſein, als einer in
der Stadt zu finden geweſen wäre, obwohl dieſe
Schwierigkeiten überwanden, deren Beſiegung mir
und Klotilden eine Unmöglichkeit geweſen wäre. Nach
meinen Anſichten, die ich in den Bergen gelernt hatte,
kam es aber darauf nicht an. Wir lernten endlich
wechſelweiſe von einander, und brachten manche freu¬
dige und empfindungsreiche Stunde an der Zither zu.

Ich mußte zulezt Klotilden auch im Spaniſchen
unterrichten. Da ich immer einige Schritte vor ihr
voraus war, ſo konnte ich allerdings einen Lehrer für
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[85/0099] Faſſung der Edelſteine mit ihm zu ſprechen, und meine Gedanken hierüber ihm mitzutheilen. Unter dieſen Dingen ging neben meinen eigent¬ lichen Arbeiten der Unterricht, den ich meiner Schweſter gab, regelmäßig fort. In der Malerei hatte ſie noch viel größere Schwierigkeiten als ich, weil ſie einestheils weniger geübt war, und weil ſie anderntheils die Urbilder nicht geſehen ſondern nur fehlerhafte Abbilder vor ſich hatte. Im Zitherſpiel ging es weit beſſer. Ich wurde heuer ein wirkſamerer Lehrer, als ich es in dem vergangenen Jahre geweſen war, und konnte nach dem, was ich gelernt hatte, überhaupt ein beſſerer Lehrer für ſie ſein, als einer in der Stadt zu finden geweſen wäre, obwohl dieſe Schwierigkeiten überwanden, deren Beſiegung mir und Klotilden eine Unmöglichkeit geweſen wäre. Nach meinen Anſichten, die ich in den Bergen gelernt hatte, kam es aber darauf nicht an. Wir lernten endlich wechſelweiſe von einander, und brachten manche freu¬ dige und empfindungsreiche Stunde an der Zither zu. Ich mußte zulezt Klotilden auch im Spaniſchen unterrichten. Da ich immer einige Schritte vor ihr voraus war, ſo konnte ich allerdings einen Lehrer für ſie wenigſtens in den Anfangsgründen vorſtellen. Wie

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/99>, abgerufen am 22.11.2024.