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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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sie mit manchen Eigenthümlichkeiten derselben bekannt,
und sezte ihr meine verschiedenen Reisen in denselben
und meine Bestrebungen ausführlicher als sonst aus¬
einander. Ich hatte nie so viel von den Gebirgen mit
ihr geredet. Nach diesen Worten verlangte sie auch,
daß ich sie unterrichte, eben solche Abbildungen ver¬
fertigen zu können, wie sie hier vor ihr liegen. Sie
wolle sich Farben und alle andere dazu nothwendigen
Geräthschaften verschaffen. Da sie ohnehin ziemlich gut
zeichnen konnte, so war die Sache nicht so schwierig,
als sie beim ersten Anscheine ausgesehen hatte. Ich
versprach ihr meinen Beistand, wenn die Eltern ein¬
willigen würden.

Wir fragten nach einiger Zeit die Eltern. Sie
hatten im Ganzen nichts dagegen, nur die Mutter
verlangte ausdrücklich, daß diese Arbeiten nur Neben¬
dinge sein sollen, Dinge zum Vergnügen, nicht Haupt¬
beschäftigungen; denn die Hauptpflicht des Weibes
sei ihr Haus, diese Dinge können zwar auch recht
wohl in das Haus gehören; aber einseitig oder gar
mit Leidenschaft betrieben, untergraben sie eher das
Haus, als sie es bauen helfen. Klotilde aber sei
schon so alt, daß sie sich ihrem künftigen Berufe zu¬
wenden müsse.

ſie mit manchen Eigenthümlichkeiten derſelben bekannt,
und ſezte ihr meine verſchiedenen Reiſen in denſelben
und meine Beſtrebungen ausführlicher als ſonſt aus¬
einander. Ich hatte nie ſo viel von den Gebirgen mit
ihr geredet. Nach dieſen Worten verlangte ſie auch,
daß ich ſie unterrichte, eben ſolche Abbildungen ver¬
fertigen zu können, wie ſie hier vor ihr liegen. Sie
wolle ſich Farben und alle andere dazu nothwendigen
Geräthſchaften verſchaffen. Da ſie ohnehin ziemlich gut
zeichnen konnte, ſo war die Sache nicht ſo ſchwierig,
als ſie beim erſten Anſcheine ausgeſehen hatte. Ich
verſprach ihr meinen Beiſtand, wenn die Eltern ein¬
willigen würden.

Wir fragten nach einiger Zeit die Eltern. Sie
hatten im Ganzen nichts dagegen, nur die Mutter
verlangte ausdrücklich, daß dieſe Arbeiten nur Neben¬
dinge ſein ſollen, Dinge zum Vergnügen, nicht Haupt¬
beſchäftigungen; denn die Hauptpflicht des Weibes
ſei ihr Haus, dieſe Dinge können zwar auch recht
wohl in das Haus gehören; aber einſeitig oder gar
mit Leidenſchaft betrieben, untergraben ſie eher das
Haus, als ſie es bauen helfen. Klotilde aber ſei
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[73/0087] ſie mit manchen Eigenthümlichkeiten derſelben bekannt, und ſezte ihr meine verſchiedenen Reiſen in denſelben und meine Beſtrebungen ausführlicher als ſonſt aus¬ einander. Ich hatte nie ſo viel von den Gebirgen mit ihr geredet. Nach dieſen Worten verlangte ſie auch, daß ich ſie unterrichte, eben ſolche Abbildungen ver¬ fertigen zu können, wie ſie hier vor ihr liegen. Sie wolle ſich Farben und alle andere dazu nothwendigen Geräthſchaften verſchaffen. Da ſie ohnehin ziemlich gut zeichnen konnte, ſo war die Sache nicht ſo ſchwierig, als ſie beim erſten Anſcheine ausgeſehen hatte. Ich verſprach ihr meinen Beiſtand, wenn die Eltern ein¬ willigen würden. Wir fragten nach einiger Zeit die Eltern. Sie hatten im Ganzen nichts dagegen, nur die Mutter verlangte ausdrücklich, daß dieſe Arbeiten nur Neben¬ dinge ſein ſollen, Dinge zum Vergnügen, nicht Haupt¬ beſchäftigungen; denn die Hauptpflicht des Weibes ſei ihr Haus, dieſe Dinge können zwar auch recht wohl in das Haus gehören; aber einſeitig oder gar mit Leidenſchaft betrieben, untergraben ſie eher das Haus, als ſie es bauen helfen. Klotilde aber ſei ſchon ſo alt, daß ſie ſich ihrem künftigen Berufe zu¬ wenden müſſe.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/87>, abgerufen am 24.11.2024.