Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

wären. Zwei so auserlesene Stücke wie den großen
Kleiderschrein und den Schreibschrein mit den Del¬
phinen dürfte man kaum irgendwo finden. Sie wären
werth, in einem kaiserlichen Gemache zu stehen.

Ich erzählte ihm, um den Mann der die Entwürfe
für den Sternenhof gemacht hatte, näher zu bezeich¬
nen, daß ich viele Bauzeichnungen und Zeichnungen
von anderen Dingen in dem Rosenhause gesehen habe,
welche weit höhere Gegenstände darstellen, und auch
mit einer ungleich größeren Vollendung ausgeführt
seien, als ich bei meinen Abbildungen anzubringen im
Stande gewesen wäre. Diese Arbeiten seien bei dem
Manne Vorbildungen gewesen, damit er die Ent¬
würfe hätte machen können, die er gemacht habe.

Er schien auf meine Worte nicht zu achten, son¬
dern legte irgend ein Blatt hin, nahm ein anderes
auf, und betrachtete es.

"So weit ich aus den Abbildungen urtheilen
kann," sagte er, "sind die alterthümlichen Gegen¬
stände, welche du mir da veranschaulicht hast, nicht
nur an sich sehr vortrefflich, sondern sie sind auch
höchst wahrscheinlich, wie Farbe und Zeichnung dar¬
thut, sehr zweckmäßig wieder hergestellt. Meine
Habseligkeiten sinken dagegen zu Unbedeutenheiten

wären. Zwei ſo auserleſene Stücke wie den großen
Kleiderſchrein und den Schreibſchrein mit den Del¬
phinen dürfte man kaum irgendwo finden. Sie wären
werth, in einem kaiſerlichen Gemache zu ſtehen.

Ich erzählte ihm, um den Mann der die Entwürfe
für den Sternenhof gemacht hatte, näher zu bezeich¬
nen, daß ich viele Bauzeichnungen und Zeichnungen
von anderen Dingen in dem Roſenhauſe geſehen habe,
welche weit höhere Gegenſtände darſtellen, und auch
mit einer ungleich größeren Vollendung ausgeführt
ſeien, als ich bei meinen Abbildungen anzubringen im
Stande geweſen wäre. Dieſe Arbeiten ſeien bei dem
Manne Vorbildungen geweſen, damit er die Ent¬
würfe hätte machen können, die er gemacht habe.

Er ſchien auf meine Worte nicht zu achten, ſon¬
dern legte irgend ein Blatt hin, nahm ein anderes
auf, und betrachtete es.

„So weit ich aus den Abbildungen urtheilen
kann,“ ſagte er, „ſind die alterthümlichen Gegen¬
ſtände, welche du mir da veranſchaulicht haſt, nicht
nur an ſich ſehr vortrefflich, ſondern ſie ſind auch
höchſt wahrſcheinlich, wie Farbe und Zeichnung dar¬
thut, ſehr zweckmäßig wieder hergeſtellt. Meine
Habſeligkeiten ſinken dagegen zu Unbedeutenheiten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0078" n="64"/>
wären. Zwei &#x017F;o auserle&#x017F;ene Stücke wie den großen<lb/>
Kleider&#x017F;chrein und den Schreib&#x017F;chrein mit den Del¬<lb/>
phinen dürfte man kaum irgendwo finden. Sie wären<lb/>
werth, in einem kai&#x017F;erlichen Gemache zu &#x017F;tehen.</p><lb/>
        <p>Ich erzählte ihm, um den Mann der die Entwürfe<lb/>
für den Sternenhof gemacht hatte, näher zu bezeich¬<lb/>
nen, daß ich viele Bauzeichnungen und Zeichnungen<lb/>
von anderen Dingen in dem Ro&#x017F;enhau&#x017F;e ge&#x017F;ehen habe,<lb/>
welche weit höhere Gegen&#x017F;tände dar&#x017F;tellen, und auch<lb/>
mit einer ungleich größeren Vollendung ausgeführt<lb/>
&#x017F;eien, als ich bei meinen Abbildungen anzubringen im<lb/>
Stande gewe&#x017F;en wäre. Die&#x017F;e Arbeiten &#x017F;eien bei dem<lb/>
Manne Vorbildungen gewe&#x017F;en, damit er die Ent¬<lb/>
würfe hätte machen können, die er gemacht habe.</p><lb/>
        <p>Er &#x017F;chien auf meine Worte nicht zu achten, &#x017F;on¬<lb/>
dern legte irgend ein Blatt hin, nahm ein anderes<lb/>
auf, und betrachtete es.</p><lb/>
        <p>&#x201E;So weit ich aus den Abbildungen urtheilen<lb/>
kann,&#x201C; &#x017F;agte er, &#x201E;&#x017F;ind die alterthümlichen Gegen¬<lb/>
&#x017F;tände, welche du mir da veran&#x017F;chaulicht ha&#x017F;t, nicht<lb/>
nur an &#x017F;ich &#x017F;ehr vortrefflich, &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;ind auch<lb/>
höch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich, wie Farbe und Zeichnung dar¬<lb/>
thut, &#x017F;ehr zweckmäßig wieder herge&#x017F;tellt. Meine<lb/>
Hab&#x017F;eligkeiten &#x017F;inken dagegen zu Unbedeutenheiten<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0078] wären. Zwei ſo auserleſene Stücke wie den großen Kleiderſchrein und den Schreibſchrein mit den Del¬ phinen dürfte man kaum irgendwo finden. Sie wären werth, in einem kaiſerlichen Gemache zu ſtehen. Ich erzählte ihm, um den Mann der die Entwürfe für den Sternenhof gemacht hatte, näher zu bezeich¬ nen, daß ich viele Bauzeichnungen und Zeichnungen von anderen Dingen in dem Roſenhauſe geſehen habe, welche weit höhere Gegenſtände darſtellen, und auch mit einer ungleich größeren Vollendung ausgeführt ſeien, als ich bei meinen Abbildungen anzubringen im Stande geweſen wäre. Dieſe Arbeiten ſeien bei dem Manne Vorbildungen geweſen, damit er die Ent¬ würfe hätte machen können, die er gemacht habe. Er ſchien auf meine Worte nicht zu achten, ſon¬ dern legte irgend ein Blatt hin, nahm ein anderes auf, und betrachtete es. „So weit ich aus den Abbildungen urtheilen kann,“ ſagte er, „ſind die alterthümlichen Gegen¬ ſtände, welche du mir da veranſchaulicht haſt, nicht nur an ſich ſehr vortrefflich, ſondern ſie ſind auch höchſt wahrſcheinlich, wie Farbe und Zeichnung dar¬ thut, ſehr zweckmäßig wieder hergeſtellt. Meine Habſeligkeiten ſinken dagegen zu Unbedeutenheiten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/78
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/78>, abgerufen am 25.11.2024.