ich zu Hause, und zeichnete und malte dasjenige in mein Hauptblatt, was ich im Freien auf viele Neben¬ blätter aufgenommen hatte. So rückte das Unterneh¬ men der Vollendung immer näher.
Endlich waren die Arbeiten im Freien beendigt, und es erübrigte nur noch, die vielen Angaben, welche in meinen Papieren zerstreut waren, und welche ich bisher nicht hatte bewältigen können, in die Zeich¬ nung einzutragen, und die Gestalten, welche ich auf ein¬ zelnen Blättern hatte, theils mit der Hauptzeichnung wegen der Richtigkeit zu vergleichen, theils diese, wo es noththat, zu ergänzen. Auch Farben mußten auf verschiedene Stellen aufgetragen werden.
Nach langer Arbeit und nach vielen Schwierig¬ keiten, die ich zur Erzielung einer großen Genauigkeit zu überwinden hatte, war das Werk eines Tages fer¬ tig, und der ganze Entwurf lag in schwermüthiger Düsterheit und in einer Schönheit vor meinen Augen, die ich selber nicht erwartet hatte. Ich betrachtete al¬ lein die Abbildung eine Weile, da niemand war, der das Anschauen mit mir getheilt hätte, rollte dann das Blatt auf eine Walze, verpackte es sehr gut in einen Koffer, nahm von dem See und von allen Bewoh¬ nern des Seewirthshauses Abschied, und begab
ich zu Hauſe, und zeichnete und malte dasjenige in mein Hauptblatt, was ich im Freien auf viele Neben¬ blätter aufgenommen hatte. So rückte das Unterneh¬ men der Vollendung immer näher.
Endlich waren die Arbeiten im Freien beendigt, und es erübrigte nur noch, die vielen Angaben, welche in meinen Papieren zerſtreut waren, und welche ich bisher nicht hatte bewältigen können, in die Zeich¬ nung einzutragen, und die Geſtalten, welche ich auf ein¬ zelnen Blättern hatte, theils mit der Hauptzeichnung wegen der Richtigkeit zu vergleichen, theils dieſe, wo es noththat, zu ergänzen. Auch Farben mußten auf verſchiedene Stellen aufgetragen werden.
Nach langer Arbeit und nach vielen Schwierig¬ keiten, die ich zur Erzielung einer großen Genauigkeit zu überwinden hatte, war das Werk eines Tages fer¬ tig, und der ganze Entwurf lag in ſchwermüthiger Düſterheit und in einer Schönheit vor meinen Augen, die ich ſelber nicht erwartet hatte. Ich betrachtete al¬ lein die Abbildung eine Weile, da niemand war, der das Anſchauen mit mir getheilt hätte, rollte dann das Blatt auf eine Walze, verpackte es ſehr gut in einen Koffer, nahm von dem See und von allen Bewoh¬ nern des Seewirthshauſes Abſchied, und begab
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ich zu Hauſe, und zeichnete und malte dasjenige in
mein Hauptblatt, was ich im Freien auf viele Neben¬
blätter aufgenommen hatte. So rückte das Unterneh¬
men der Vollendung immer näher.
Endlich waren die Arbeiten im Freien beendigt,
und es erübrigte nur noch, die vielen Angaben, welche
in meinen Papieren zerſtreut waren, und welche ich
bisher nicht hatte bewältigen können, in die Zeich¬
nung einzutragen, und die Geſtalten, welche ich auf ein¬
zelnen Blättern hatte, theils mit der Hauptzeichnung
wegen der Richtigkeit zu vergleichen, theils dieſe, wo
es noththat, zu ergänzen. Auch Farben mußten auf
verſchiedene Stellen aufgetragen werden.
Nach langer Arbeit und nach vielen Schwierig¬
keiten, die ich zur Erzielung einer großen Genauigkeit
zu überwinden hatte, war das Werk eines Tages fer¬
tig, und der ganze Entwurf lag in ſchwermüthiger
Düſterheit und in einer Schönheit vor meinen Augen,
die ich ſelber nicht erwartet hatte. Ich betrachtete al¬
lein die Abbildung eine Weile, da niemand war, der
das Anſchauen mit mir getheilt hätte, rollte dann das
Blatt auf eine Walze, verpackte es ſehr gut in einen
Koffer, nahm von dem See und von allen Bewoh¬
nern des Seewirthshauſes Abſchied, und begab
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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