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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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auf Staatsdinge auf das Recht und mitunter auf die
Kunst ging, noch ziemlich unbekannt war, an den
Naturwissenschaften. Wir können jezt noch nicht
ahnen, was die Pflege dieses Gewichtes für einen
Einfluß haben wird auf die Umgestaltung der Welt
und des Lebens. Wir haben zum Theile die Säze
dieser Wissenschaften noch als todtes Eigenthum in
den Büchern oder Lehrzimmern, zum Theile haben
wir sie erst auf die Gewerbe auf den Handel auf den
Bau von Straßen und ähnlichen Dingen verwendet,
wir stehen noch zu sehr in dem Brausen dieses An¬
fanges, um die Ergebnisse beurtheilen zu können,
ja wir stehen erst ganz am Anfange des Anfanges.
Wie wird es sein, wenn wir mit der Schnelligkeit des
Blizes Nachrichten über die ganze Erde werden ver¬
breiten können, wenn wir selber mit großer Geschwin¬
digkeit und in kurzer Zeit an die verschiedensten Stel¬
len der Erde werden gelangen, und wenn wir mit
gleicher Schnelligkeit große Lasten werden befördern
können? Werden die Güter der Erde da nicht durch
die Möglichkeit des leichten Austauschens gemeinsam
werden, daß allen Alles zugänglich ist? Jezt kann
sich eine kleine Landstadt und ihre Umgebung mit
dem, was sie hat, was sie ist, und was sie weiß, ab¬

auf Staatsdinge auf das Recht und mitunter auf die
Kunſt ging, noch ziemlich unbekannt war, an den
Naturwiſſenſchaften. Wir können jezt noch nicht
ahnen, was die Pflege dieſes Gewichtes für einen
Einfluß haben wird auf die Umgeſtaltung der Welt
und des Lebens. Wir haben zum Theile die Säze
dieſer Wiſſenſchaften noch als todtes Eigenthum in
den Büchern oder Lehrzimmern, zum Theile haben
wir ſie erſt auf die Gewerbe auf den Handel auf den
Bau von Straßen und ähnlichen Dingen verwendet,
wir ſtehen noch zu ſehr in dem Brauſen dieſes An¬
fanges, um die Ergebniſſe beurtheilen zu können,
ja wir ſtehen erſt ganz am Anfange des Anfanges.
Wie wird es ſein, wenn wir mit der Schnelligkeit des
Blizes Nachrichten über die ganze Erde werden ver¬
breiten können, wenn wir ſelber mit großer Geſchwin¬
digkeit und in kurzer Zeit an die verſchiedenſten Stel¬
len der Erde werden gelangen, und wenn wir mit
gleicher Schnelligkeit große Laſten werden befördern
können? Werden die Güter der Erde da nicht durch
die Möglichkeit des leichten Austauſchens gemeinſam
werden, daß allen Alles zugänglich iſt? Jezt kann
ſich eine kleine Landſtadt und ihre Umgebung mit
dem, was ſie hat, was ſie iſt, und was ſie weiß, ab¬

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[354/0368] auf Staatsdinge auf das Recht und mitunter auf die Kunſt ging, noch ziemlich unbekannt war, an den Naturwiſſenſchaften. Wir können jezt noch nicht ahnen, was die Pflege dieſes Gewichtes für einen Einfluß haben wird auf die Umgeſtaltung der Welt und des Lebens. Wir haben zum Theile die Säze dieſer Wiſſenſchaften noch als todtes Eigenthum in den Büchern oder Lehrzimmern, zum Theile haben wir ſie erſt auf die Gewerbe auf den Handel auf den Bau von Straßen und ähnlichen Dingen verwendet, wir ſtehen noch zu ſehr in dem Brauſen dieſes An¬ fanges, um die Ergebniſſe beurtheilen zu können, ja wir ſtehen erſt ganz am Anfange des Anfanges. Wie wird es ſein, wenn wir mit der Schnelligkeit des Blizes Nachrichten über die ganze Erde werden ver¬ breiten können, wenn wir ſelber mit großer Geſchwin¬ digkeit und in kurzer Zeit an die verſchiedenſten Stel¬ len der Erde werden gelangen, und wenn wir mit gleicher Schnelligkeit große Laſten werden befördern können? Werden die Güter der Erde da nicht durch die Möglichkeit des leichten Austauſchens gemeinſam werden, daß allen Alles zugänglich iſt? Jezt kann ſich eine kleine Landſtadt und ihre Umgebung mit dem, was ſie hat, was ſie iſt, und was ſie weiß, ab¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/368>, abgerufen am 22.11.2024.