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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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und wild verflochten aber deßohngeachtet bei Weitem
nicht so schön war wie das, welches ich verlassen
hatte, sezte ich mich wie in einem Mittelpunkte meiner
Bestrebungen fest. Ich vermißte das heitere fenster¬
schimmernde Ahornhaus, ich vermißte das ganze Thal,
in dem ich beinahe heimisch geworden war. In einem
Hause, das an der Öffnung dreier Thäler lag und mir
daher den geeignetesten Plaz abgab, miethete ich mich
ein. Schwarzer Tannenwald sah auf meine Fenster,
schritt an den Bächen, welche aus den drei Thälern
kamen, neben feuchten Wiesen und andern offnen
Stellen in die Thalgründe hinein, und zog sich auf
die Berge. Die höheren Kuppen oder gar die Schnee¬
berge konnte man wegen der Enge des Thales über
den finstern Tannen nicht sehen. Das mochte auch
die Ursache sein, daß das Haus und die mehreren in
den Waldlehnen zerstreuten und an den Bächen hin¬
gehenden Hütten die Tann hießen. Mauern mit grü¬
nem Moose bewachsen bildeten mein Haus, und grenz¬
ten an ein zerfallenes Gärtchen, in welchem wenig
mehr als Schnittlauch wuchs. Auf der Gasse war der
Boden schwarz, und dieselbe Schwärze zog sich in
das Gras hinein; denn das Einzige, welches häufig
an diesem Wirthshause ankam, und da hielt, da¬

und wild verflochten aber deßohngeachtet bei Weitem
nicht ſo ſchön war wie das, welches ich verlaſſen
hatte, ſezte ich mich wie in einem Mittelpunkte meiner
Beſtrebungen feſt. Ich vermißte das heitere fenſter¬
ſchimmernde Ahornhaus, ich vermißte das ganze Thal,
in dem ich beinahe heimiſch geworden war. In einem
Hauſe, das an der Öffnung dreier Thäler lag und mir
daher den geeigneteſten Plaz abgab, miethete ich mich
ein. Schwarzer Tannenwald ſah auf meine Fenſter,
ſchritt an den Bächen, welche aus den drei Thälern
kamen, neben feuchten Wieſen und andern offnen
Stellen in die Thalgründe hinein, und zog ſich auf
die Berge. Die höheren Kuppen oder gar die Schnee¬
berge konnte man wegen der Enge des Thales über
den finſtern Tannen nicht ſehen. Das mochte auch
die Urſache ſein, daß das Haus und die mehreren in
den Waldlehnen zerſtreuten und an den Bächen hin¬
gehenden Hütten die Tann hießen. Mauern mit grü¬
nem Mooſe bewachſen bildeten mein Haus, und grenz¬
ten an ein zerfallenes Gärtchen, in welchem wenig
mehr als Schnittlauch wuchs. Auf der Gaſſe war der
Boden ſchwarz, und dieſelbe Schwärze zog ſich in
das Gras hinein; denn das Einzige, welches häufig
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[282/0296] und wild verflochten aber deßohngeachtet bei Weitem nicht ſo ſchön war wie das, welches ich verlaſſen hatte, ſezte ich mich wie in einem Mittelpunkte meiner Beſtrebungen feſt. Ich vermißte das heitere fenſter¬ ſchimmernde Ahornhaus, ich vermißte das ganze Thal, in dem ich beinahe heimiſch geworden war. In einem Hauſe, das an der Öffnung dreier Thäler lag und mir daher den geeigneteſten Plaz abgab, miethete ich mich ein. Schwarzer Tannenwald ſah auf meine Fenſter, ſchritt an den Bächen, welche aus den drei Thälern kamen, neben feuchten Wieſen und andern offnen Stellen in die Thalgründe hinein, und zog ſich auf die Berge. Die höheren Kuppen oder gar die Schnee¬ berge konnte man wegen der Enge des Thales über den finſtern Tannen nicht ſehen. Das mochte auch die Urſache ſein, daß das Haus und die mehreren in den Waldlehnen zerſtreuten und an den Bächen hin¬ gehenden Hütten die Tann hießen. Mauern mit grü¬ nem Mooſe bewachſen bildeten mein Haus, und grenz¬ ten an ein zerfallenes Gärtchen, in welchem wenig mehr als Schnittlauch wuchs. Auf der Gaſſe war der Boden ſchwarz, und dieſelbe Schwärze zog ſich in das Gras hinein; denn das Einzige, welches häufig an dieſem Wirthshauſe ankam, und da hielt, da¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/296>, abgerufen am 22.11.2024.