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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Theile in den Gliedern und Gewändern machten auf
mich wieder jene ernste tiefe fremde zauberartige Wir¬
kung, welche die Gestalt auf der Treppe in dem Hause
meines Gastfreundes in mir hervorgebracht hatte, da
ich im vergangenen Sommer während des Gewitters
zu ihr empor gestiegen war. Auf den andern Steinen
befanden sich Männer in Helmen, entweder schöne
junge Angesichter oder alte mit ehrwürdigen Bärten.
Solche, die in mittleren Mannesjahren standen, wa¬
ren gar nicht vorhanden. Auch Frauenköpfe waren
auf einigen Steinen zu sehen. Auf mehreren zeigten
sich ganze Gestalten, ein Hermes mit den Flügeln an
den Füßen, ein schreitender Jüngling oder einer, der
mit dem Arme zum Wurfe mit einem Steine ausholt.
Diese Gestalten waren so genau und richtig, daß sie
das Vergrößerungsglas ertrugen. Steine mit andern
Dingen als menschliche Gestalten hatte mein Vater
gar nicht. Ich erinnerte mich, daß ich irgendwo --
des Ortes konnte ich mich nicht mehr entsinnen --
Käfer auf Steine geschnitten gesehen hatte.

"Ich habe die Steine mit menschlichen Gestalten
vorgezogen," sagte mein Vater, als ich in dieser Hin¬
sicht eine Bemerkung machte, "weil sie mir doch das¬
jenige schienen, was zu dem Menschen in der nächsten

Theile in den Gliedern und Gewändern machten auf
mich wieder jene ernſte tiefe fremde zauberartige Wir¬
kung, welche die Geſtalt auf der Treppe in dem Hauſe
meines Gaſtfreundes in mir hervorgebracht hatte, da
ich im vergangenen Sommer während des Gewitters
zu ihr empor geſtiegen war. Auf den andern Steinen
befanden ſich Männer in Helmen, entweder ſchöne
junge Angeſichter oder alte mit ehrwürdigen Bärten.
Solche, die in mittleren Mannesjahren ſtanden, wa¬
ren gar nicht vorhanden. Auch Frauenköpfe waren
auf einigen Steinen zu ſehen. Auf mehreren zeigten
ſich ganze Geſtalten, ein Hermes mit den Flügeln an
den Füßen, ein ſchreitender Jüngling oder einer, der
mit dem Arme zum Wurfe mit einem Steine ausholt.
Dieſe Geſtalten waren ſo genau und richtig, daß ſie
das Vergrößerungsglas ertrugen. Steine mit andern
Dingen als menſchliche Geſtalten hatte mein Vater
gar nicht. Ich erinnerte mich, daß ich irgendwo —
des Ortes konnte ich mich nicht mehr entſinnen —
Käfer auf Steine geſchnitten geſehen hatte.

„Ich habe die Steine mit menſchlichen Geſtalten
vorgezogen,“ ſagte mein Vater, als ich in dieſer Hin¬
ſicht eine Bemerkung machte, „weil ſie mir doch das¬
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[240/0254] Theile in den Gliedern und Gewändern machten auf mich wieder jene ernſte tiefe fremde zauberartige Wir¬ kung, welche die Geſtalt auf der Treppe in dem Hauſe meines Gaſtfreundes in mir hervorgebracht hatte, da ich im vergangenen Sommer während des Gewitters zu ihr empor geſtiegen war. Auf den andern Steinen befanden ſich Männer in Helmen, entweder ſchöne junge Angeſichter oder alte mit ehrwürdigen Bärten. Solche, die in mittleren Mannesjahren ſtanden, wa¬ ren gar nicht vorhanden. Auch Frauenköpfe waren auf einigen Steinen zu ſehen. Auf mehreren zeigten ſich ganze Geſtalten, ein Hermes mit den Flügeln an den Füßen, ein ſchreitender Jüngling oder einer, der mit dem Arme zum Wurfe mit einem Steine ausholt. Dieſe Geſtalten waren ſo genau und richtig, daß ſie das Vergrößerungsglas ertrugen. Steine mit andern Dingen als menſchliche Geſtalten hatte mein Vater gar nicht. Ich erinnerte mich, daß ich irgendwo — des Ortes konnte ich mich nicht mehr entſinnen — Käfer auf Steine geſchnitten geſehen hatte. „Ich habe die Steine mit menſchlichen Geſtalten vorgezogen,“ ſagte mein Vater, als ich in dieſer Hin¬ ſicht eine Bemerkung machte, „weil ſie mir doch das¬ jenige ſchienen, was zu dem Menſchen in der nächſten

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/254>, abgerufen am 22.11.2024.