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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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nachtwärts mit einem Wagen in unsere Stadt gefah¬
ren. Den Vater traf ich sehr heiter an, er schien
gleichsam um mehrere Jahre jünger geworden zu sein.
Die Augen glänzten in seinem Angesichte, als wäre
ihm eine sehr große Freude widerfahren. Auch die
anderen sahen sehr vergnügt und fröhlich aus.

Nach dem Mittagessen führte er mich in das glä¬
serne Häuschen, und zeigte mir, daß sich die Verklei¬
dungen bereits auf den Pfeilern befänden. Es war
ein bewunderungswürdiger Anblick, ich hätte nie ge¬
dacht, daß sich die Schnizerei so gut darstellen würde.
Sie war vollkommen gereinigt und schwach mit Fir¬
niß überzogen worden.

"Siehst du," sagte der Vater, "wie sich alles schön
gestaltet hat. Die Holzverkleidung fügt sich, als wäre
sie für diese Pfeiler gemacht worden. Es ist fast auch
so der Fall; wenn nicht die Holzverkleidung für
die Pfeiler gemacht worden ist, so sind doch die Pfei¬
ler für die Holzverkleidung gemacht worden. Was
aber von weit größerer Bedeutung ist, besteht darin,
daß das Holzkunstwerk in das ganze Häuschen so
paßt, als wäre sie ursprünglich für dasselbe bestimmt
gewesen -- und dies freut mich am meisten. Ich
kann mich daher auch nicht so betrüben wie du, daß

nachtwärts mit einem Wagen in unſere Stadt gefah¬
ren. Den Vater traf ich ſehr heiter an, er ſchien
gleichſam um mehrere Jahre jünger geworden zu ſein.
Die Augen glänzten in ſeinem Angeſichte, als wäre
ihm eine ſehr große Freude widerfahren. Auch die
anderen ſahen ſehr vergnügt und fröhlich aus.

Nach dem Mittageſſen führte er mich in das glä¬
ſerne Häuschen, und zeigte mir, daß ſich die Verklei¬
dungen bereits auf den Pfeilern befänden. Es war
ein bewunderungswürdiger Anblick, ich hätte nie ge¬
dacht, daß ſich die Schnizerei ſo gut darſtellen würde.
Sie war vollkommen gereinigt und ſchwach mit Fir¬
niß überzogen worden.

„Siehſt du,“ ſagte der Vater, „wie ſich alles ſchön
geſtaltet hat. Die Holzverkleidung fügt ſich, als wäre
ſie für dieſe Pfeiler gemacht worden. Es iſt faſt auch
ſo der Fall; wenn nicht die Holzverkleidung für
die Pfeiler gemacht worden iſt, ſo ſind doch die Pfei¬
ler für die Holzverkleidung gemacht worden. Was
aber von weit größerer Bedeutung iſt, beſteht darin,
daß das Holzkunſtwerk in das ganze Häuschen ſo
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[192/0206] nachtwärts mit einem Wagen in unſere Stadt gefah¬ ren. Den Vater traf ich ſehr heiter an, er ſchien gleichſam um mehrere Jahre jünger geworden zu ſein. Die Augen glänzten in ſeinem Angeſichte, als wäre ihm eine ſehr große Freude widerfahren. Auch die anderen ſahen ſehr vergnügt und fröhlich aus. Nach dem Mittageſſen führte er mich in das glä¬ ſerne Häuschen, und zeigte mir, daß ſich die Verklei¬ dungen bereits auf den Pfeilern befänden. Es war ein bewunderungswürdiger Anblick, ich hätte nie ge¬ dacht, daß ſich die Schnizerei ſo gut darſtellen würde. Sie war vollkommen gereinigt und ſchwach mit Fir¬ niß überzogen worden. „Siehſt du,“ ſagte der Vater, „wie ſich alles ſchön geſtaltet hat. Die Holzverkleidung fügt ſich, als wäre ſie für dieſe Pfeiler gemacht worden. Es iſt faſt auch ſo der Fall; wenn nicht die Holzverkleidung für die Pfeiler gemacht worden iſt, ſo ſind doch die Pfei¬ ler für die Holzverkleidung gemacht worden. Was aber von weit größerer Bedeutung iſt, beſteht darin, daß das Holzkunſtwerk in das ganze Häuschen ſo paßt, als wäre ſie urſprünglich für dasſelbe beſtimmt geweſen — und dies freut mich am meiſten. Ich kann mich daher auch nicht ſo betrüben wie du, daß

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/206>, abgerufen am 24.11.2024.