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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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kleinen Dingen des Gebrauches auf Schreibtischen
Schreinen Waschtischen oder zu Theilen von Geräthen
oder zu Geräthen selbst. Ich hoffte meinem Vater und
meiner Mutter eine große Freude zu machen, wenn
ich nach und nach als Nebengewinn meiner Arbeiten
eine Zierde in ihr Haus oder gar in den Garten
brächte; denn ich sann auch darauf, aus einem Blocke,
wenn ich einen fände, der groß genug wäre, ein
Wasserbecken machen zu lassen.

Im Lauterthale fand ich einmal Roland, den Bru¬
der Eustachs. Er hatte in einer alten Kirche gezeich¬
net, und war jezt damit beschäftigt im Gasthause des
Lauterthales diese Zeichnungen und einige andere,
welche er in der Nähe entworfen hatte, mehr in das
Reine zu bringen. Es befand sich nehmlich nicht weit
von Lauterthal ein einsamer Hof oder eigentlich mehr
ein festes steinernes schloßartiges Haus, welches ein¬
mal einer Familie gehört hatte, die durch Handel mit
Gebirgserzeugnissen und durch immer ausgedehnteren
Verkehr in viele Gegenden der Erde wohlhabend und
durch Entartung ihrer Nachkommen durch den Leicht¬
sinn derselben und durch Verschwendung wieder arm
geworden war. Einer dieses Geschlechtes hatte das
große steinerne Haus gebaut. Es gehörte jezt einem

kleinen Dingen des Gebrauches auf Schreibtiſchen
Schreinen Waſchtiſchen oder zu Theilen von Geräthen
oder zu Geräthen ſelbſt. Ich hoffte meinem Vater und
meiner Mutter eine große Freude zu machen, wenn
ich nach und nach als Nebengewinn meiner Arbeiten
eine Zierde in ihr Haus oder gar in den Garten
brächte; denn ich ſann auch darauf, aus einem Blocke,
wenn ich einen fände, der groß genug wäre, ein
Waſſerbecken machen zu laſſen.

Im Lauterthale fand ich einmal Roland, den Bru¬
der Euſtachs. Er hatte in einer alten Kirche gezeich¬
net, und war jezt damit beſchäftigt im Gaſthauſe des
Lauterthales dieſe Zeichnungen und einige andere,
welche er in der Nähe entworfen hatte, mehr in das
Reine zu bringen. Es befand ſich nehmlich nicht weit
von Lauterthal ein einſamer Hof oder eigentlich mehr
ein feſtes ſteinernes ſchloßartiges Haus, welches ein¬
mal einer Familie gehört hatte, die durch Handel mit
Gebirgserzeugniſſen und durch immer ausgedehnteren
Verkehr in viele Gegenden der Erde wohlhabend und
durch Entartung ihrer Nachkommen durch den Leicht¬
ſinn derſelben und durch Verſchwendung wieder arm
geworden war. Einer dieſes Geſchlechtes hatte das
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[6/0020] kleinen Dingen des Gebrauches auf Schreibtiſchen Schreinen Waſchtiſchen oder zu Theilen von Geräthen oder zu Geräthen ſelbſt. Ich hoffte meinem Vater und meiner Mutter eine große Freude zu machen, wenn ich nach und nach als Nebengewinn meiner Arbeiten eine Zierde in ihr Haus oder gar in den Garten brächte; denn ich ſann auch darauf, aus einem Blocke, wenn ich einen fände, der groß genug wäre, ein Waſſerbecken machen zu laſſen. Im Lauterthale fand ich einmal Roland, den Bru¬ der Euſtachs. Er hatte in einer alten Kirche gezeich¬ net, und war jezt damit beſchäftigt im Gaſthauſe des Lauterthales dieſe Zeichnungen und einige andere, welche er in der Nähe entworfen hatte, mehr in das Reine zu bringen. Es befand ſich nehmlich nicht weit von Lauterthal ein einſamer Hof oder eigentlich mehr ein feſtes ſteinernes ſchloßartiges Haus, welches ein¬ mal einer Familie gehört hatte, die durch Handel mit Gebirgserzeugniſſen und durch immer ausgedehnteren Verkehr in viele Gegenden der Erde wohlhabend und durch Entartung ihrer Nachkommen durch den Leicht¬ ſinn derſelben und durch Verſchwendung wieder arm geworden war. Einer dieſes Geſchlechtes hatte das große ſteinerne Haus gebaut. Es gehörte jezt einem

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/20>, abgerufen am 24.11.2024.