lernen als bei Gemälden, da mein Freund alte und neue Kupferstiche hatte, während in seinem Bilder¬ zimmer nur sehr wenige neue Bilder hingen, die Ver¬ gleichung also schwieriger war, und ich mich auf die neuen Bilder weniger erinnerte, welche ich in der Stadt gesehen hatte, und welche ich auch mit anderen Augen mochte angeschaut haben. Ich lernte die Fein¬ heiten die Großartigkeit die Schönheit die Ruhe in der Behandlung immer mehr kennen und würdigen, und beschloß, da mir Kupferstiche weit leichter zu er¬ werben waren als Gemälde, vorläufig damit zu be¬ ginnen, mir Blätter, die ich für trefflich hielt, zu kaufen, und eine Sammlung anzubahnen. Es war eine ziem¬ liche Zeit hingegangen, die ich mit Betrachtung und Einprägung der Kupferstiche und Gemälde verbrachte. Eustach war häufig bei mir, wir sprachen über die Dinge, und ich lernte täglich höher von diesem Manne denken.
Ich kam während dieser Zeit auch öfter in das Schreinerhaus und andere Werkstätten, und sah zu, was da verfertiget werde.
Bei diesen Veranlassungen fiel es mir auf, daß mein Gastfreund noch nicht begonnen hatte, aus dem in Wahrheit gewiß außerordentlich schönen Marmor,
lernen als bei Gemälden, da mein Freund alte und neue Kupferſtiche hatte, während in ſeinem Bilder¬ zimmer nur ſehr wenige neue Bilder hingen, die Ver¬ gleichung alſo ſchwieriger war, und ich mich auf die neuen Bilder weniger erinnerte, welche ich in der Stadt geſehen hatte, und welche ich auch mit anderen Augen mochte angeſchaut haben. Ich lernte die Fein¬ heiten die Großartigkeit die Schönheit die Ruhe in der Behandlung immer mehr kennen und würdigen, und beſchloß, da mir Kupferſtiche weit leichter zu er¬ werben waren als Gemälde, vorläufig damit zu be¬ ginnen, mir Blätter, die ich für trefflich hielt, zu kaufen, und eine Sammlung anzubahnen. Es war eine ziem¬ liche Zeit hingegangen, die ich mit Betrachtung und Einprägung der Kupferſtiche und Gemälde verbrachte. Euſtach war häufig bei mir, wir ſprachen über die Dinge, und ich lernte täglich höher von dieſem Manne denken.
Ich kam während dieſer Zeit auch öfter in das Schreinerhaus und andere Werkſtätten, und ſah zu, was da verfertiget werde.
Bei dieſen Veranlaſſungen fiel es mir auf, daß mein Gaſtfreund noch nicht begonnen hatte, aus dem in Wahrheit gewiß außerordentlich ſchönen Marmor,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0184"n="170"/>
lernen als bei Gemälden, da mein Freund alte und<lb/>
neue Kupferſtiche hatte, während in ſeinem Bilder¬<lb/>
zimmer nur ſehr wenige neue Bilder hingen, die Ver¬<lb/>
gleichung alſo ſchwieriger war, und ich mich auf die<lb/>
neuen Bilder weniger erinnerte, welche ich in der<lb/>
Stadt geſehen hatte, und welche ich auch mit anderen<lb/>
Augen mochte angeſchaut haben. Ich lernte die Fein¬<lb/>
heiten die Großartigkeit die Schönheit die Ruhe in<lb/>
der Behandlung immer mehr kennen und würdigen,<lb/>
und beſchloß, da mir Kupferſtiche weit leichter zu er¬<lb/>
werben waren als Gemälde, vorläufig damit zu be¬<lb/>
ginnen, mir Blätter, die ich für trefflich hielt, zu kaufen,<lb/>
und eine Sammlung anzubahnen. Es war eine ziem¬<lb/>
liche Zeit hingegangen, die ich mit Betrachtung und<lb/>
Einprägung der Kupferſtiche und Gemälde verbrachte.<lb/>
Euſtach war häufig bei mir, wir ſprachen über die<lb/>
Dinge, und ich lernte täglich höher von dieſem<lb/>
Manne denken.</p><lb/><p>Ich kam während dieſer Zeit auch öfter in das<lb/>
Schreinerhaus und andere Werkſtätten, und ſah zu,<lb/>
was da verfertiget werde.</p><lb/><p>Bei dieſen Veranlaſſungen fiel es mir auf, daß<lb/>
mein Gaſtfreund noch nicht begonnen hatte, aus dem<lb/>
in Wahrheit gewiß außerordentlich ſchönen Marmor,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[170/0184]
lernen als bei Gemälden, da mein Freund alte und
neue Kupferſtiche hatte, während in ſeinem Bilder¬
zimmer nur ſehr wenige neue Bilder hingen, die Ver¬
gleichung alſo ſchwieriger war, und ich mich auf die
neuen Bilder weniger erinnerte, welche ich in der
Stadt geſehen hatte, und welche ich auch mit anderen
Augen mochte angeſchaut haben. Ich lernte die Fein¬
heiten die Großartigkeit die Schönheit die Ruhe in
der Behandlung immer mehr kennen und würdigen,
und beſchloß, da mir Kupferſtiche weit leichter zu er¬
werben waren als Gemälde, vorläufig damit zu be¬
ginnen, mir Blätter, die ich für trefflich hielt, zu kaufen,
und eine Sammlung anzubahnen. Es war eine ziem¬
liche Zeit hingegangen, die ich mit Betrachtung und
Einprägung der Kupferſtiche und Gemälde verbrachte.
Euſtach war häufig bei mir, wir ſprachen über die
Dinge, und ich lernte täglich höher von dieſem
Manne denken.
Ich kam während dieſer Zeit auch öfter in das
Schreinerhaus und andere Werkſtätten, und ſah zu,
was da verfertiget werde.
Bei dieſen Veranlaſſungen fiel es mir auf, daß
mein Gaſtfreund noch nicht begonnen hatte, aus dem
in Wahrheit gewiß außerordentlich ſchönen Marmor,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/184>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.