eine bessere sei. Auch darüber haben wir ernste Be¬ rathungen und vielerlei Versuche angestellt, welche Farbe wir den Wänden geben sollen, daß sich die Bilder am besten von ihnen abheben. Wir blieben dann bei dem röthlichen Braun stehen, das ihr jezt noch in dem Gemäldezimmer findet. Ich lasse nun nichts mehr ändern. Die jezige Lage der Bilder ist mir zu einer Gewohnheit und ist mir lieb geworden, und ich möchte ohne übeln Eindruck die Sache nicht anders sehen. Sie ist mir eine Freude und eine Blume meines Alters geworden. Die Erwerbung der Bilder, die, wie ihr schon aus meinen früheren Worten schlie¬ ßen könnt, nicht immer so leicht war, wie die der hei¬ ligen Maria, stellt eine eigene Linie in dem Gange meines Lebens dar, und diese Linie ist mit vielem versehen, was mir theils einen freudigen theils einen trüben Rückblick gewährt. Wir sind in manche Ver¬ hältnisse gerathen, haben manche Menschen kennen gelernt, und haben manche Zeit mit Wiederherstel¬ lung der Bilder mit Verwindung von Täuschungen mit Hineinleben in Schönheiten zugebracht, wir ha¬ ben auch manche zu Zeichnungen und Entwürfen von Rahmen verwendet; denn alle Gemälde haben wir nach und nach in neue von uns entworfene Rah¬
eine beſſere ſei. Auch darüber haben wir ernſte Be¬ rathungen und vielerlei Verſuche angeſtellt, welche Farbe wir den Wänden geben ſollen, daß ſich die Bilder am beſten von ihnen abheben. Wir blieben dann bei dem röthlichen Braun ſtehen, das ihr jezt noch in dem Gemäldezimmer findet. Ich laſſe nun nichts mehr ändern. Die jezige Lage der Bilder iſt mir zu einer Gewohnheit und iſt mir lieb geworden, und ich möchte ohne übeln Eindruck die Sache nicht anders ſehen. Sie iſt mir eine Freude und eine Blume meines Alters geworden. Die Erwerbung der Bilder, die, wie ihr ſchon aus meinen früheren Worten ſchlie¬ ßen könnt, nicht immer ſo leicht war, wie die der hei¬ ligen Maria, ſtellt eine eigene Linie in dem Gange meines Lebens dar, und dieſe Linie iſt mit vielem verſehen, was mir theils einen freudigen theils einen trüben Rückblick gewährt. Wir ſind in manche Ver¬ hältniſſe gerathen, haben manche Menſchen kennen gelernt, und haben manche Zeit mit Wiederherſtel¬ lung der Bilder mit Verwindung von Täuſchungen mit Hineinleben in Schönheiten zugebracht, wir ha¬ ben auch manche zu Zeichnungen und Entwürfen von Rahmen verwendet; denn alle Gemälde haben wir nach und nach in neue von uns entworfene Rah¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0181"n="167"/>
eine beſſere ſei. Auch darüber haben wir ernſte Be¬<lb/>
rathungen und vielerlei Verſuche angeſtellt, welche<lb/>
Farbe wir den Wänden geben ſollen, daß ſich die<lb/>
Bilder am beſten von ihnen abheben. Wir blieben<lb/>
dann bei dem röthlichen Braun ſtehen, das ihr jezt<lb/>
noch in dem Gemäldezimmer findet. Ich laſſe nun<lb/>
nichts mehr ändern. Die jezige Lage der Bilder iſt<lb/>
mir zu einer Gewohnheit und iſt mir lieb geworden,<lb/>
und ich möchte ohne übeln Eindruck die Sache nicht<lb/>
anders ſehen. Sie iſt mir eine Freude und eine Blume<lb/>
meines Alters geworden. Die Erwerbung der Bilder,<lb/>
die, wie ihr ſchon aus meinen früheren Worten ſchlie¬<lb/>
ßen könnt, nicht immer ſo leicht war, wie die der hei¬<lb/>
ligen Maria, ſtellt eine eigene Linie in dem Gange<lb/>
meines Lebens dar, und dieſe Linie iſt mit vielem<lb/>
verſehen, was mir theils einen freudigen theils einen<lb/>
trüben Rückblick gewährt. Wir ſind in manche Ver¬<lb/>
hältniſſe gerathen, haben manche Menſchen kennen<lb/>
gelernt, und haben manche Zeit mit Wiederherſtel¬<lb/>
lung der Bilder mit Verwindung von Täuſchungen<lb/>
mit Hineinleben in Schönheiten zugebracht, wir ha¬<lb/>
ben auch manche zu Zeichnungen und Entwürfen<lb/>
von Rahmen verwendet; denn alle Gemälde haben<lb/>
wir nach und nach in neue von uns entworfene Rah¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[167/0181]
eine beſſere ſei. Auch darüber haben wir ernſte Be¬
rathungen und vielerlei Verſuche angeſtellt, welche
Farbe wir den Wänden geben ſollen, daß ſich die
Bilder am beſten von ihnen abheben. Wir blieben
dann bei dem röthlichen Braun ſtehen, das ihr jezt
noch in dem Gemäldezimmer findet. Ich laſſe nun
nichts mehr ändern. Die jezige Lage der Bilder iſt
mir zu einer Gewohnheit und iſt mir lieb geworden,
und ich möchte ohne übeln Eindruck die Sache nicht
anders ſehen. Sie iſt mir eine Freude und eine Blume
meines Alters geworden. Die Erwerbung der Bilder,
die, wie ihr ſchon aus meinen früheren Worten ſchlie¬
ßen könnt, nicht immer ſo leicht war, wie die der hei¬
ligen Maria, ſtellt eine eigene Linie in dem Gange
meines Lebens dar, und dieſe Linie iſt mit vielem
verſehen, was mir theils einen freudigen theils einen
trüben Rückblick gewährt. Wir ſind in manche Ver¬
hältniſſe gerathen, haben manche Menſchen kennen
gelernt, und haben manche Zeit mit Wiederherſtel¬
lung der Bilder mit Verwindung von Täuſchungen
mit Hineinleben in Schönheiten zugebracht, wir ha¬
ben auch manche zu Zeichnungen und Entwürfen
von Rahmen verwendet; denn alle Gemälde haben
wir nach und nach in neue von uns entworfene Rah¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/181>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.