schöne Tage, die ich mit Eustach in diesen Verglei¬ chungen und diesen Bestrebungen hinbrachte.
Ich wurde auch wieder auf die Gemälde alter und längstvergangener Zeiten zurückgeführt. Ich hatte in meiner frühesten Jugend eine Abneigung vor alten Gemälden gehabt. Ich glaubte, daß in ihnen eine Dunkelheit und Düsterheit herrsche, die dem fröhlichen Reize der Farben, wie er in den neuen Bildern sich vorstellt, und wie ich ihn auch in der Natur zu sehen meinte, entgegen und weit untergeordnet sei. Diese Meinung hatte ich zwar fahren gelassen, als ich selber zu mahlen begonnen, und nach und nach gesehen hatte, daß die Dinge der Natur und selber das mensch¬ liche Angesicht die heftigen Farben nicht haben, die sich in dem Farbekasten befinden, daß aber dafür die Natur eine Kraft des Lichtes und des Schattens besize, die wenigstens ich durch alle meine Farben nicht darzustellen vermochte. Deßohngeachtet war mir die Erkenntniß dessen, was die Malerkunst in früheren Zeiten hervorgebracht hatte, nicht in dem Maße auf¬ gegangen, als es der Sache nach nothwendig gewesen wäre. Wenn ich gleich im Einzelnen vorgeschritten war, und manches in alten Bildern als sehr schön er¬ kannt hatte, so war ich doch fort und fort zu sehr in
ſchöne Tage, die ich mit Euſtach in dieſen Verglei¬ chungen und dieſen Beſtrebungen hinbrachte.
Ich wurde auch wieder auf die Gemälde alter und längſtvergangener Zeiten zurückgeführt. Ich hatte in meiner früheſten Jugend eine Abneigung vor alten Gemälden gehabt. Ich glaubte, daß in ihnen eine Dunkelheit und Düſterheit herrſche, die dem fröhlichen Reize der Farben, wie er in den neuen Bildern ſich vorſtellt, und wie ich ihn auch in der Natur zu ſehen meinte, entgegen und weit untergeordnet ſei. Dieſe Meinung hatte ich zwar fahren gelaſſen, als ich ſelber zu mahlen begonnen, und nach und nach geſehen hatte, daß die Dinge der Natur und ſelber das menſch¬ liche Angeſicht die heftigen Farben nicht haben, die ſich in dem Farbekaſten befinden, daß aber dafür die Natur eine Kraft des Lichtes und des Schattens beſize, die wenigſtens ich durch alle meine Farben nicht darzuſtellen vermochte. Deßohngeachtet war mir die Erkenntniß deſſen, was die Malerkunſt in früheren Zeiten hervorgebracht hatte, nicht in dem Maße auf¬ gegangen, als es der Sache nach nothwendig geweſen wäre. Wenn ich gleich im Einzelnen vorgeſchritten war, und manches in alten Bildern als ſehr ſchön er¬ kannt hatte, ſo war ich doch fort und fort zu ſehr in
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ſchöne Tage, die ich mit Euſtach in dieſen Verglei¬
chungen und dieſen Beſtrebungen hinbrachte.
Ich wurde auch wieder auf die Gemälde alter und
längſtvergangener Zeiten zurückgeführt. Ich hatte in
meiner früheſten Jugend eine Abneigung vor alten
Gemälden gehabt. Ich glaubte, daß in ihnen eine
Dunkelheit und Düſterheit herrſche, die dem fröhlichen
Reize der Farben, wie er in den neuen Bildern ſich
vorſtellt, und wie ich ihn auch in der Natur zu ſehen
meinte, entgegen und weit untergeordnet ſei. Dieſe
Meinung hatte ich zwar fahren gelaſſen, als ich ſelber
zu mahlen begonnen, und nach und nach geſehen
hatte, daß die Dinge der Natur und ſelber das menſch¬
liche Angeſicht die heftigen Farben nicht haben, die
ſich in dem Farbekaſten befinden, daß aber dafür die
Natur eine Kraft des Lichtes und des Schattens
beſize, die wenigſtens ich durch alle meine Farben nicht
darzuſtellen vermochte. Deßohngeachtet war mir die
Erkenntniß deſſen, was die Malerkunſt in früheren
Zeiten hervorgebracht hatte, nicht in dem Maße auf¬
gegangen, als es der Sache nach nothwendig geweſen
wäre. Wenn ich gleich im Einzelnen vorgeſchritten
war, und manches in alten Bildern als ſehr ſchön er¬
kannt hatte, ſo war ich doch fort und fort zu ſehr in
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/157>, abgerufen am 22.11.2024.
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