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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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der Entstehung unseres Standbildes können wir auch
jezt noch nichts Festes behaupten, auch nicht, ob es
mit anderen aus dem Volke von Standbildern, das
in Hellas stand, nach Rom gekommen ist, oder ob es
unter den Römern von einem Griechen gefertigt wor¬
den ist, wie man es in jener Römerzeit, da griechische
Kunst mit nicht hinlänglichem Verständnisse über Ita¬
lien ausgebreitet wurde, in den Siz eines Römers
gebracht hat, und wie es auf ein ganz anderes ent¬
ferntes Geschlecht übergegangen ist."

Er schwieg nach diesen Worten, und ich sah den
Mann an. Wir waren, während er sprach, in dem
Saale auf und nieder gegangen. Ich begrif, warum
er diesen Saal bei Abendgewittern aufsucht. Durch
die hellen Fenster schaut der ganze südliche Himmel
herein, und auch Theile des westlichen und des öst¬
lichen sind zu erblicken. Die ganze Kette der hiesigen
Alpen kann am Rande des Gesichtskreises gesehen
werden. Wenn nun ein Gewitter in jenem Raume
entsteht -- und am schönsten sind Gewitterwände oder
Gewitterberge, wenn sie sich über fernhinziehende Ge¬
birge lagern, oder längs des Kammes derselben dahin
gehen -- so kann er dasselbe frei betrachten, und es
breitet sich vor ihm aus. Zu dem Ernste der Wolken¬

der Entſtehung unſeres Standbildes können wir auch
jezt noch nichts Feſtes behaupten, auch nicht, ob es
mit anderen aus dem Volke von Standbildern, das
in Hellas ſtand, nach Rom gekommen iſt, oder ob es
unter den Römern von einem Griechen gefertigt wor¬
den iſt, wie man es in jener Römerzeit, da griechiſche
Kunſt mit nicht hinlänglichem Verſtändniſſe über Ita¬
lien ausgebreitet wurde, in den Siz eines Römers
gebracht hat, und wie es auf ein ganz anderes ent¬
ferntes Geſchlecht übergegangen iſt.“

Er ſchwieg nach dieſen Worten, und ich ſah den
Mann an. Wir waren, während er ſprach, in dem
Saale auf und nieder gegangen. Ich begrif, warum
er dieſen Saal bei Abendgewittern aufſucht. Durch
die hellen Fenſter ſchaut der ganze ſüdliche Himmel
herein, und auch Theile des weſtlichen und des öſt¬
lichen ſind zu erblicken. Die ganze Kette der hieſigen
Alpen kann am Rande des Geſichtskreiſes geſehen
werden. Wenn nun ein Gewitter in jenem Raume
entſteht — und am ſchönſten ſind Gewitterwände oder
Gewitterberge, wenn ſie ſich über fernhinziehende Ge¬
birge lagern, oder längs des Kammes derſelben dahin
gehen — ſo kann er dasſelbe frei betrachten, und es
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[124/0138] der Entſtehung unſeres Standbildes können wir auch jezt noch nichts Feſtes behaupten, auch nicht, ob es mit anderen aus dem Volke von Standbildern, das in Hellas ſtand, nach Rom gekommen iſt, oder ob es unter den Römern von einem Griechen gefertigt wor¬ den iſt, wie man es in jener Römerzeit, da griechiſche Kunſt mit nicht hinlänglichem Verſtändniſſe über Ita¬ lien ausgebreitet wurde, in den Siz eines Römers gebracht hat, und wie es auf ein ganz anderes ent¬ ferntes Geſchlecht übergegangen iſt.“ Er ſchwieg nach dieſen Worten, und ich ſah den Mann an. Wir waren, während er ſprach, in dem Saale auf und nieder gegangen. Ich begrif, warum er dieſen Saal bei Abendgewittern aufſucht. Durch die hellen Fenſter ſchaut der ganze ſüdliche Himmel herein, und auch Theile des weſtlichen und des öſt¬ lichen ſind zu erblicken. Die ganze Kette der hieſigen Alpen kann am Rande des Geſichtskreiſes geſehen werden. Wenn nun ein Gewitter in jenem Raume entſteht — und am ſchönſten ſind Gewitterwände oder Gewitterberge, wenn ſie ſich über fernhinziehende Ge¬ birge lagern, oder längs des Kammes derſelben dahin gehen — ſo kann er dasſelbe frei betrachten, und es breitet ſich vor ihm aus. Zu dem Ernſte der Wolken¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/138>, abgerufen am 22.11.2024.