Glätten würde die lezte Nachhülfe geben. Für tiefer gehende Verunreinigung wurde die Anwendung des Messers und der Feile beschlossen; nur sollte die äußerste Vorsicht beobachtet und lieber eine kleine Verunreinigung gelassen werden, als daß eine sicht¬ bare Umgestaltung des Stoffes vorgenommen würde. Eustach machte in meiner Gegenwart Versuche, und ich billigte sein Verfahren. Es wurde nun sogleich ans Werk geschritten, und die Arbeit in der nächsten Zeit fortgesezt. Eines Tages kam Eustach zu mir herauf und sagte, er müsse mich auf einen sonderbaren Umstand aufmerksam machen. Er sei auf dem Schul¬ terblatte mit dem feinen Messer auf einen Stoff gesto¬ ßen, der nicht das Taube des Gipses habe, sondern das Messer gleiten mache, und etwas wie die Ahnung eines Klanges merken lasse. Wenn die Sache nicht zu unwahrscheinlich wäre, würde er sagen, daß der Stoff Marmor sei. Ich ging mit ihm in die Bretter¬ hütte hinab. Er zeigte mir die Stelle. Es war ein Plaz, mit dem die Gestalt häufig, wenn sie gelegt wurde, auf den Boden kam, und der daher durch die¬ sen Umstand und zum Theile durch Versendungen, denen die Gestalt ausgesezt gewesen sein mochte, mehr abgenüzt war als andere. Ich ließ das Messer auf
8*
Glätten würde die lezte Nachhülfe geben. Für tiefer gehende Verunreinigung wurde die Anwendung des Meſſers und der Feile beſchloſſen; nur ſollte die äußerſte Vorſicht beobachtet und lieber eine kleine Verunreinigung gelaſſen werden, als daß eine ſicht¬ bare Umgeſtaltung des Stoffes vorgenommen würde. Euſtach machte in meiner Gegenwart Verſuche, und ich billigte ſein Verfahren. Es wurde nun ſogleich ans Werk geſchritten, und die Arbeit in der nächſten Zeit fortgeſezt. Eines Tages kam Euſtach zu mir herauf und ſagte, er müſſe mich auf einen ſonderbaren Umſtand aufmerkſam machen. Er ſei auf dem Schul¬ terblatte mit dem feinen Meſſer auf einen Stoff geſto¬ ßen, der nicht das Taube des Gipſes habe, ſondern das Meſſer gleiten mache, und etwas wie die Ahnung eines Klanges merken laſſe. Wenn die Sache nicht zu unwahrſcheinlich wäre, würde er ſagen, daß der Stoff Marmor ſei. Ich ging mit ihm in die Bretter¬ hütte hinab. Er zeigte mir die Stelle. Es war ein Plaz, mit dem die Geſtalt häufig, wenn ſie gelegt wurde, auf den Boden kam, und der daher durch die¬ ſen Umſtand und zum Theile durch Verſendungen, denen die Geſtalt ausgeſezt geweſen ſein mochte, mehr abgenüzt war als andere. Ich ließ das Meſſer auf
8*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0129"n="115"/>
Glätten würde die lezte Nachhülfe geben. Für tiefer<lb/>
gehende Verunreinigung wurde die Anwendung des<lb/>
Meſſers und der Feile beſchloſſen; nur ſollte die<lb/>
äußerſte Vorſicht beobachtet und lieber eine kleine<lb/>
Verunreinigung gelaſſen werden, als daß eine ſicht¬<lb/>
bare Umgeſtaltung des Stoffes vorgenommen würde.<lb/>
Euſtach machte in meiner Gegenwart Verſuche, und<lb/>
ich billigte ſein Verfahren. Es wurde nun ſogleich<lb/>
ans Werk geſchritten, und die Arbeit in der nächſten<lb/>
Zeit fortgeſezt. Eines Tages kam Euſtach zu mir<lb/>
herauf und ſagte, er müſſe mich auf einen ſonderbaren<lb/>
Umſtand aufmerkſam machen. Er ſei auf dem Schul¬<lb/>
terblatte mit dem feinen Meſſer auf einen Stoff geſto¬<lb/>
ßen, der nicht das Taube des Gipſes habe, ſondern<lb/>
das Meſſer gleiten mache, und etwas wie die Ahnung<lb/>
eines Klanges merken laſſe. Wenn die Sache nicht<lb/>
zu unwahrſcheinlich wäre, würde er ſagen, daß der<lb/>
Stoff Marmor ſei. Ich ging mit ihm in die Bretter¬<lb/>
hütte hinab. Er zeigte mir die Stelle. Es war ein<lb/>
Plaz, mit dem die Geſtalt häufig, wenn ſie gelegt<lb/>
wurde, auf den Boden kam, und der daher durch die¬<lb/>ſen Umſtand und zum Theile durch Verſendungen,<lb/>
denen die Geſtalt ausgeſezt geweſen ſein mochte, mehr<lb/>
abgenüzt war als andere. Ich ließ das Meſſer auf<lb/><fwplace="bottom"type="sig">8*<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[115/0129]
Glätten würde die lezte Nachhülfe geben. Für tiefer
gehende Verunreinigung wurde die Anwendung des
Meſſers und der Feile beſchloſſen; nur ſollte die
äußerſte Vorſicht beobachtet und lieber eine kleine
Verunreinigung gelaſſen werden, als daß eine ſicht¬
bare Umgeſtaltung des Stoffes vorgenommen würde.
Euſtach machte in meiner Gegenwart Verſuche, und
ich billigte ſein Verfahren. Es wurde nun ſogleich
ans Werk geſchritten, und die Arbeit in der nächſten
Zeit fortgeſezt. Eines Tages kam Euſtach zu mir
herauf und ſagte, er müſſe mich auf einen ſonderbaren
Umſtand aufmerkſam machen. Er ſei auf dem Schul¬
terblatte mit dem feinen Meſſer auf einen Stoff geſto¬
ßen, der nicht das Taube des Gipſes habe, ſondern
das Meſſer gleiten mache, und etwas wie die Ahnung
eines Klanges merken laſſe. Wenn die Sache nicht
zu unwahrſcheinlich wäre, würde er ſagen, daß der
Stoff Marmor ſei. Ich ging mit ihm in die Bretter¬
hütte hinab. Er zeigte mir die Stelle. Es war ein
Plaz, mit dem die Geſtalt häufig, wenn ſie gelegt
wurde, auf den Boden kam, und der daher durch die¬
ſen Umſtand und zum Theile durch Verſendungen,
denen die Geſtalt ausgeſezt geweſen ſein mochte, mehr
abgenüzt war als andere. Ich ließ das Meſſer auf
8*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/129>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.