ihre Stoffe waren geschichtet, um zu dem neuen Baue verwendet zu werden. Die Schlinggewächse und Re¬ ben waren ausgerottet, die Gesträuche vor dem Plaze vernichtet, und man ebnete ihre Stelle, um dort Ra¬ sen anzulegen. Auf der Südseite baute man schon die Sockelmauern, auf welche die Säulen von Ziegeln zu stehen kommen sollten. Die Gestalt des Mädchens, von der man die Balkenverhüllung weggenommen hatte, lag in einer Hütte, welche größtentheils Bau¬ geräthe enthielt. Neben ihr lagen der Herkules der Stier und die Köpfe, die, wie ich jezt sah, alte Rö¬ mer darstellten. Mir gefiel nun auch die früher nicht gesehene übrige Gestalt des Mädchens, die nicht we¬ sentlich verlezt war, außerordentlich, und ich erhan¬ delte sie, da die Dinge zum Zwecke des Verkaufes in der Bretterhütte lagen. Aber der Verkäufer sagte, er gebe von der Sammlung nichts einzeln weg, und ich mußte den Stier den Herkules und die Köpfe mit kaufen. Der Kaufschilling war nicht geringe, da mein Gegenmann die Schönheit der Gestalt recht gut kannte und sie geltend machte; aber ich fügte mich. Ich ließ Kisten machen, um die Dinge fortzuschaffen. Den Stier den Herkules und die Köpfe verkaufte ich in Italien um ein Geringes, die Mädchengestalt sendete
ihre Stoffe waren geſchichtet, um zu dem neuen Baue verwendet zu werden. Die Schlinggewächſe und Re¬ ben waren ausgerottet, die Geſträuche vor dem Plaze vernichtet, und man ebnete ihre Stelle, um dort Ra¬ ſen anzulegen. Auf der Südſeite baute man ſchon die Sockelmauern, auf welche die Säulen von Ziegeln zu ſtehen kommen ſollten. Die Geſtalt des Mädchens, von der man die Balkenverhüllung weggenommen hatte, lag in einer Hütte, welche größtentheils Bau¬ geräthe enthielt. Neben ihr lagen der Herkules der Stier und die Köpfe, die, wie ich jezt ſah, alte Rö¬ mer darſtellten. Mir gefiel nun auch die früher nicht geſehene übrige Geſtalt des Mädchens, die nicht we¬ ſentlich verlezt war, außerordentlich, und ich erhan¬ delte ſie, da die Dinge zum Zwecke des Verkaufes in der Bretterhütte lagen. Aber der Verkäufer ſagte, er gebe von der Sammlung nichts einzeln weg, und ich mußte den Stier den Herkules und die Köpfe mit kaufen. Der Kaufſchilling war nicht geringe, da mein Gegenmann die Schönheit der Geſtalt recht gut kannte und ſie geltend machte; aber ich fügte mich. Ich ließ Kiſten machen, um die Dinge fortzuſchaffen. Den Stier den Herkules und die Köpfe verkaufte ich in Italien um ein Geringes, die Mädchengeſtalt ſendete
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ihre Stoffe waren geſchichtet, um zu dem neuen Baue
verwendet zu werden. Die Schlinggewächſe und Re¬
ben waren ausgerottet, die Geſträuche vor dem Plaze
vernichtet, und man ebnete ihre Stelle, um dort Ra¬
ſen anzulegen. Auf der Südſeite baute man ſchon die
Sockelmauern, auf welche die Säulen von Ziegeln zu
ſtehen kommen ſollten. Die Geſtalt des Mädchens,
von der man die Balkenverhüllung weggenommen
hatte, lag in einer Hütte, welche größtentheils Bau¬
geräthe enthielt. Neben ihr lagen der Herkules der
Stier und die Köpfe, die, wie ich jezt ſah, alte Rö¬
mer darſtellten. Mir gefiel nun auch die früher nicht
geſehene übrige Geſtalt des Mädchens, die nicht we¬
ſentlich verlezt war, außerordentlich, und ich erhan¬
delte ſie, da die Dinge zum Zwecke des Verkaufes in
der Bretterhütte lagen. Aber der Verkäufer ſagte, er
gebe von der Sammlung nichts einzeln weg, und ich
mußte den Stier den Herkules und die Köpfe mit
kaufen. Der Kaufſchilling war nicht geringe, da mein
Gegenmann die Schönheit der Geſtalt recht gut kannte
und ſie geltend machte; aber ich fügte mich. Ich ließ
Kiſten machen, um die Dinge fortzuſchaffen. Den
Stier den Herkules und die Köpfe verkaufte ich in
Italien um ein Geringes, die Mädchengeſtalt ſendete
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/126>, abgerufen am 22.11.2024.
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