gleichen Alters mit mir waren, und zulezt konnte jezt auch das wirken, daß ich bei meiner Geschäftlosigkeit viel mehr Berührungspunkte mit ihm fand, als es bei meinen früheren Anwesenheiten in dem Rosen¬ hause der Fall gewesen war.
Ich schrieb nun auf dem Asperhofe mehr Briefe als sonst, ich las in Dichtern, betrachtete alles um mich herum, schweifte oft weit in die Gegend hinaus; aber diese Lebensweise wurde mir bald beschwerlich, und ich suchte etwas hervor, was mich tiefer beschäf¬ tigte. Die Dichter als das Edelste, was mir jezt be¬ gegnete, riefen wieder das Malen hervor. Ich rich¬ tete meine Zeichnungsgeräthe und meine Vorrichtun¬ gen zur Malerei in den Stand, und begann wieder meine Übungen im Malen der Landschaft. Ich malte je nach der Laune bald ein Stück Himmel bald eine Wolke bald einen Baum oder Gruppen von Bäu¬ men entfernte Berge Getreidehügel und dergleichen. Auch schloß ich menschliche Gestalten nicht aus, und versuchte Theile derselben. Ich versuchte das Antliz des Gärtners Simon und das seiner Gattin auf die Lein¬ wand zu bringen. Die beiden Leute hatten eine große Freude über das Ding, und ich gab ihnen die Bilder in ihre Stube, nachdem ich vorher nette Rahmen dazu
gleichen Alters mit mir waren, und zulezt konnte jezt auch das wirken, daß ich bei meiner Geſchäftloſigkeit viel mehr Berührungspunkte mit ihm fand, als es bei meinen früheren Anweſenheiten in dem Roſen¬ hauſe der Fall geweſen war.
Ich ſchrieb nun auf dem Asperhofe mehr Briefe als ſonſt, ich las in Dichtern, betrachtete alles um mich herum, ſchweifte oft weit in die Gegend hinaus; aber dieſe Lebensweiſe wurde mir bald beſchwerlich, und ich ſuchte etwas hervor, was mich tiefer beſchäf¬ tigte. Die Dichter als das Edelſte, was mir jezt be¬ gegnete, riefen wieder das Malen hervor. Ich rich¬ tete meine Zeichnungsgeräthe und meine Vorrichtun¬ gen zur Malerei in den Stand, und begann wieder meine Übungen im Malen der Landſchaft. Ich malte je nach der Laune bald ein Stück Himmel bald eine Wolke bald einen Baum oder Gruppen von Bäu¬ men entfernte Berge Getreidehügel und dergleichen. Auch ſchloß ich menſchliche Geſtalten nicht aus, und verſuchte Theile derſelben. Ich verſuchte das Antliz des Gärtners Simon und das ſeiner Gattin auf die Lein¬ wand zu bringen. Die beiden Leute hatten eine große Freude über das Ding, und ich gab ihnen die Bilder in ihre Stube, nachdem ich vorher nette Rahmen dazu
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0112"n="98"/>
gleichen Alters mit mir waren, und zulezt konnte jezt<lb/>
auch das wirken, daß ich bei meiner Geſchäftloſigkeit<lb/>
viel mehr Berührungspunkte mit ihm fand, als es<lb/>
bei meinen früheren Anweſenheiten in dem Roſen¬<lb/>
hauſe der Fall geweſen war.</p><lb/><p>Ich ſchrieb nun auf dem Asperhofe mehr Briefe<lb/>
als ſonſt, ich las in Dichtern, betrachtete alles um<lb/>
mich herum, ſchweifte oft weit in die Gegend hinaus;<lb/>
aber dieſe Lebensweiſe wurde mir bald beſchwerlich,<lb/>
und ich ſuchte etwas hervor, was mich tiefer beſchäf¬<lb/>
tigte. Die Dichter als das Edelſte, was mir jezt be¬<lb/>
gegnete, riefen wieder das Malen hervor. Ich rich¬<lb/>
tete meine Zeichnungsgeräthe und meine Vorrichtun¬<lb/>
gen zur Malerei in den Stand, und begann wieder<lb/>
meine Übungen im Malen der Landſchaft. Ich malte<lb/>
je nach der Laune bald ein Stück Himmel bald eine<lb/>
Wolke bald einen Baum oder Gruppen von Bäu¬<lb/>
men entfernte Berge Getreidehügel und dergleichen.<lb/>
Auch ſchloß ich menſchliche Geſtalten nicht aus, und<lb/>
verſuchte Theile derſelben. Ich verſuchte das Antliz des<lb/>
Gärtners Simon und das ſeiner Gattin auf die Lein¬<lb/>
wand zu bringen. Die beiden Leute hatten eine große<lb/>
Freude über das Ding, und ich gab ihnen die Bilder<lb/>
in ihre Stube, nachdem ich vorher nette Rahmen dazu<lb/></p></div></body></text></TEI>
[98/0112]
gleichen Alters mit mir waren, und zulezt konnte jezt
auch das wirken, daß ich bei meiner Geſchäftloſigkeit
viel mehr Berührungspunkte mit ihm fand, als es
bei meinen früheren Anweſenheiten in dem Roſen¬
hauſe der Fall geweſen war.
Ich ſchrieb nun auf dem Asperhofe mehr Briefe
als ſonſt, ich las in Dichtern, betrachtete alles um
mich herum, ſchweifte oft weit in die Gegend hinaus;
aber dieſe Lebensweiſe wurde mir bald beſchwerlich,
und ich ſuchte etwas hervor, was mich tiefer beſchäf¬
tigte. Die Dichter als das Edelſte, was mir jezt be¬
gegnete, riefen wieder das Malen hervor. Ich rich¬
tete meine Zeichnungsgeräthe und meine Vorrichtun¬
gen zur Malerei in den Stand, und begann wieder
meine Übungen im Malen der Landſchaft. Ich malte
je nach der Laune bald ein Stück Himmel bald eine
Wolke bald einen Baum oder Gruppen von Bäu¬
men entfernte Berge Getreidehügel und dergleichen.
Auch ſchloß ich menſchliche Geſtalten nicht aus, und
verſuchte Theile derſelben. Ich verſuchte das Antliz des
Gärtners Simon und das ſeiner Gattin auf die Lein¬
wand zu bringen. Die beiden Leute hatten eine große
Freude über das Ding, und ich gab ihnen die Bilder
in ihre Stube, nachdem ich vorher nette Rahmen dazu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/112>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.