Büchergestelle, um die Bücher anzusehen. Es waren aber blos beinahe lauter Dichter. Ich fand Bände von Herder Lessing Göthe Schiller, Übersetzungen Shakspeares von Schlegel und Tieck, einen griechischen Odysseus, dann aber auch etwas aus Ritters Erd¬ beschreibung aus Johannes Müllers Geschichte der Menschheit, und aus Alexander und Wilhelm Hum¬ boldt. Ich that die Dichter bei Seite, und nahm Alexander Humboldts Reise in die Äquinoctialländer, die ich zwar schon kannte, in der ich aber immer gerne las. Ich begab mich mit meinem Buche wieder zu meinem Size zurück.
Als ich nicht gar kurze Zeit gelesen hatte, trat mein Beherberger herein.
Ich hatte, weil er so lange abwesend war, gedacht, er werde sich etwa auch umgekleidet haben, weil er doch nun einmal einen Gast habe, und weil sein An¬ zug so gar unbedeutend war. Aber er kam in den nehmlichen Kleidern zurük, in welchen er vor mir an dem Gitterthore gestanden war.
Er entschuldigte sein Außenbleiben nicht, sondern sagte, ich möchte, wenn ich ausgeruht hätte, und es mir genehm wäre, zu speisen, ihm in das Speisezimmer folgen, es würde dort für mich aufgetragen werden.
Büchergeſtelle, um die Bücher anzuſehen. Es waren aber blos beinahe lauter Dichter. Ich fand Bände von Herder Leſſing Göthe Schiller, Überſetzungen Shakspeares von Schlegel und Tieck, einen griechiſchen Odyſſeus, dann aber auch etwas aus Ritters Erd¬ beſchreibung aus Johannes Müllers Geſchichte der Menſchheit, und aus Alexander und Wilhelm Hum¬ boldt. Ich that die Dichter bei Seite, und nahm Alexander Humboldts Reiſe in die Äquinoctialländer, die ich zwar ſchon kannte, in der ich aber immer gerne las. Ich begab mich mit meinem Buche wieder zu meinem Size zurück.
Als ich nicht gar kurze Zeit geleſen hatte, trat mein Beherberger herein.
Ich hatte, weil er ſo lange abweſend war, gedacht, er werde ſich etwa auch umgekleidet haben, weil er doch nun einmal einen Gaſt habe, und weil ſein An¬ zug ſo gar unbedeutend war. Aber er kam in den nehmlichen Kleidern zurük, in welchen er vor mir an dem Gitterthore geſtanden war.
Er entſchuldigte ſein Außenbleiben nicht, ſondern ſagte, ich möchte, wenn ich ausgeruht hätte, und es mir genehm wäre, zu ſpeiſen, ihm in das Speiſezimmer folgen, es würde dort für mich aufgetragen werden.
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Büchergeſtelle, um die Bücher anzuſehen. Es waren
aber blos beinahe lauter Dichter. Ich fand Bände
von Herder Leſſing Göthe Schiller, Überſetzungen
Shakspeares von Schlegel und Tieck, einen griechiſchen
Odyſſeus, dann aber auch etwas aus Ritters Erd¬
beſchreibung aus Johannes Müllers Geſchichte der
Menſchheit, und aus Alexander und Wilhelm Hum¬
boldt. Ich that die Dichter bei Seite, und nahm
Alexander Humboldts Reiſe in die Äquinoctialländer,
die ich zwar ſchon kannte, in der ich aber immer gerne
las. Ich begab mich mit meinem Buche wieder zu
meinem Size zurück.
Als ich nicht gar kurze Zeit geleſen hatte, trat
mein Beherberger herein.
Ich hatte, weil er ſo lange abweſend war, gedacht,
er werde ſich etwa auch umgekleidet haben, weil er
doch nun einmal einen Gaſt habe, und weil ſein An¬
zug ſo gar unbedeutend war. Aber er kam in den
nehmlichen Kleidern zurük, in welchen er vor mir an
dem Gitterthore geſtanden war.
Er entſchuldigte ſein Außenbleiben nicht, ſondern
ſagte, ich möchte, wenn ich ausgeruht hätte, und es
mir genehm wäre, zu ſpeiſen, ihm in das Speiſezimmer
folgen, es würde dort für mich aufgetragen werden.
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/93>, abgerufen am 21.11.2024.
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