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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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fen Kühen aus meinen Abbildungen nicht nach den
Gestalten suchte, die vor mir wandelten.

Ich schlug jezt einen andern Weg ein. Der Hirsch,
den ich gesehen hatte, schwebte mir immer vor den
Augen. Er war ein edler gefallner Held, und war
ein reines Wesen. Auch die Hunde seine Feinde erschie¬
nen mir berechtigt wie in ihrem Berufe. Die schlan¬
ken springenden und gleichsam geschnellten Gestalten
blieben mir ebenfalls vor den Augen. Nur die Men¬
schen, welche das Thier geschossen hatten, waren mir
widerwärtig, da sie daraus gleichsam ein Fest gemacht
hatten. Ich fing von der Stunde an, Thiere so auf¬
zusuchen und zu betrachten, wie ich bisher Steine und
Pflanzen aufgesucht und betrachtet hatte. Sowohl
jezt, da ich noch in dem Gebirge war, als auch später
zu Hause und bei meinen weiteren Wanderungen be¬
trachtete ich Thiere, und suchte ihre wesentlichen Merk¬
male sowohl an ihrem Leibe als auch an ihrer Lebens¬
art und Bestimmung zu ergründen. Ich schrieb das,
was ich gesehen hatte, auf, und verglich es mit den
Beschreibungen und Eintheilungen, die ich in meinen
Büchern fand. Da geschah es wieder, das, ich mit
diesen Büchern in Zwiespalt gerieth, weil es meinen
Augen widerstrebte, Thiere nach Zehen oder anderen

fen Kühen aus meinen Abbildungen nicht nach den
Geſtalten ſuchte, die vor mir wandelten.

Ich ſchlug jezt einen andern Weg ein. Der Hirſch,
den ich geſehen hatte, ſchwebte mir immer vor den
Augen. Er war ein edler gefallner Held, und war
ein reines Weſen. Auch die Hunde ſeine Feinde erſchie¬
nen mir berechtigt wie in ihrem Berufe. Die ſchlan¬
ken ſpringenden und gleichſam geſchnellten Geſtalten
blieben mir ebenfalls vor den Augen. Nur die Men¬
ſchen, welche das Thier geſchoſſen hatten, waren mir
widerwärtig, da ſie daraus gleichſam ein Feſt gemacht
hatten. Ich fing von der Stunde an, Thiere ſo auf¬
zuſuchen und zu betrachten, wie ich bisher Steine und
Pflanzen aufgeſucht und betrachtet hatte. Sowohl
jezt, da ich noch in dem Gebirge war, als auch ſpäter
zu Hauſe und bei meinen weiteren Wanderungen be¬
trachtete ich Thiere, und ſuchte ihre weſentlichen Merk¬
male ſowohl an ihrem Leibe als auch an ihrer Lebens¬
art und Beſtimmung zu ergründen. Ich ſchrieb das,
was ich geſehen hatte, auf, und verglich es mit den
Beſchreibungen und Eintheilungen, die ich in meinen
Büchern fand. Da geſchah es wieder, das, ich mit
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Augen widerſtrebte, Thiere nach Zehen oder anderen

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[48/0062] fen Kühen aus meinen Abbildungen nicht nach den Geſtalten ſuchte, die vor mir wandelten. Ich ſchlug jezt einen andern Weg ein. Der Hirſch, den ich geſehen hatte, ſchwebte mir immer vor den Augen. Er war ein edler gefallner Held, und war ein reines Weſen. Auch die Hunde ſeine Feinde erſchie¬ nen mir berechtigt wie in ihrem Berufe. Die ſchlan¬ ken ſpringenden und gleichſam geſchnellten Geſtalten blieben mir ebenfalls vor den Augen. Nur die Men¬ ſchen, welche das Thier geſchoſſen hatten, waren mir widerwärtig, da ſie daraus gleichſam ein Feſt gemacht hatten. Ich fing von der Stunde an, Thiere ſo auf¬ zuſuchen und zu betrachten, wie ich bisher Steine und Pflanzen aufgeſucht und betrachtet hatte. Sowohl jezt, da ich noch in dem Gebirge war, als auch ſpäter zu Hauſe und bei meinen weiteren Wanderungen be¬ trachtete ich Thiere, und ſuchte ihre weſentlichen Merk¬ male ſowohl an ihrem Leibe als auch an ihrer Lebens¬ art und Beſtimmung zu ergründen. Ich ſchrieb das, was ich geſehen hatte, auf, und verglich es mit den Beſchreibungen und Eintheilungen, die ich in meinen Büchern fand. Da geſchah es wieder, das, ich mit dieſen Büchern in Zwieſpalt gerieth, weil es meinen Augen widerſtrebte, Thiere nach Zehen oder anderen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/62>, abgerufen am 24.11.2024.