tiefung des Epheus stand, von dem frischen Wasser, welches sich aus dem Gefäße ergoß.
Hierauf gingen wir hinter der Eppichwand über eine Steintreppe empor, und erstiegen einen kleinen Hügel, auf welchem sich wieder Size befanden, die von verschiedenen Gebüschen beschattet waren. Gegen das Haus zu aber gewährten sie die Aussicht. Wir mußten uns hier wieder ein wenig sezen. Zwischen den Eichen gleichsam wie in einem grünen knorrigen Rahmen erschien das Haus. Mit seinem hohen stei¬ len Dache von alterthümlichen Ziegeln und mit seinen breiten und hochgeführten Rauchfängen glich es einer Burg, zwar nicht einer Burg aus den Ritterzeiten, aber doch aus den Jahren, in denen man noch den Harnisch trug, aber schon die weichen Locken der Pe¬ rücke auf ihn herabfallen ließ. Die Schwere einer solchen Erscheinung sprach sich auch in dem ganzen Bauwerke aus. Zu beiden Seiten des Schlosses sah man die Landschaft und hinten das liebliche Blau der Gebirge. Die dunkeln Gestalten der Linden, unter denen wir gesessen waren, befanden sich weiter links, und störten die Aussicht nicht.
"Man hat sehr mit Unrecht in neuerer Zeit die Mauern dieses Schlosses mit der weißgrauen Tünche
tiefung des Epheus ſtand, von dem friſchen Waſſer, welches ſich aus dem Gefäße ergoß.
Hierauf gingen wir hinter der Eppichwand über eine Steintreppe empor, und erſtiegen einen kleinen Hügel, auf welchem ſich wieder Size befanden, die von verſchiedenen Gebüſchen beſchattet waren. Gegen das Haus zu aber gewährten ſie die Ausſicht. Wir mußten uns hier wieder ein wenig ſezen. Zwiſchen den Eichen gleichſam wie in einem grünen knorrigen Rahmen erſchien das Haus. Mit ſeinem hohen ſtei¬ len Dache von alterthümlichen Ziegeln und mit ſeinen breiten und hochgeführten Rauchfängen glich es einer Burg, zwar nicht einer Burg aus den Ritterzeiten, aber doch aus den Jahren, in denen man noch den Harniſch trug, aber ſchon die weichen Locken der Pe¬ rücke auf ihn herabfallen ließ. Die Schwere einer ſolchen Erſcheinung ſprach ſich auch in dem ganzen Bauwerke aus. Zu beiden Seiten des Schloſſes ſah man die Landſchaft und hinten das liebliche Blau der Gebirge. Die dunkeln Geſtalten der Linden, unter denen wir geſeſſen waren, befanden ſich weiter links, und ſtörten die Ausſicht nicht.
„Man hat ſehr mit Unrecht in neuerer Zeit die Mauern dieſes Schloſſes mit der weißgrauen Tünche
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tiefung des Epheus ſtand, von dem friſchen Waſſer,
welches ſich aus dem Gefäße ergoß.
Hierauf gingen wir hinter der Eppichwand über
eine Steintreppe empor, und erſtiegen einen kleinen
Hügel, auf welchem ſich wieder Size befanden, die
von verſchiedenen Gebüſchen beſchattet waren. Gegen
das Haus zu aber gewährten ſie die Ausſicht. Wir
mußten uns hier wieder ein wenig ſezen. Zwiſchen
den Eichen gleichſam wie in einem grünen knorrigen
Rahmen erſchien das Haus. Mit ſeinem hohen ſtei¬
len Dache von alterthümlichen Ziegeln und mit ſeinen
breiten und hochgeführten Rauchfängen glich es einer
Burg, zwar nicht einer Burg aus den Ritterzeiten,
aber doch aus den Jahren, in denen man noch den
Harniſch trug, aber ſchon die weichen Locken der Pe¬
rücke auf ihn herabfallen ließ. Die Schwere einer
ſolchen Erſcheinung ſprach ſich auch in dem ganzen
Bauwerke aus. Zu beiden Seiten des Schloſſes ſah
man die Landſchaft und hinten das liebliche Blau der
Gebirge. Die dunkeln Geſtalten der Linden, unter
denen wir geſeſſen waren, befanden ſich weiter links,
und ſtörten die Ausſicht nicht.
„Man hat ſehr mit Unrecht in neuerer Zeit die
Mauern dieſes Schloſſes mit der weißgrauen Tünche
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/489>, abgerufen am 25.11.2024.
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