Gastfreunde abgedungen hatte, beinahe schon er¬ schöpft. Das, was ich mir in dem Rosenhause als Ergänzungsarbeit zu thun auferlegt hatte, rückte auch seiner Vollendung entgegen. Ich ließ mir aber de߬ ohngeachtet einen Aufschub gefallen, weil man verab¬ redet hatte, einen Besuch auf dem Sternenhofe zu machen, was, wie ich einsah, Mathildens Wohnsiz war, und weil ich bei diesem Besuche zugegen sein wollte. Auch war es im Plane, daß wir eine Kirche besuchen wollten, die in dem Hochlande lag, und in welcher sich ein sehr schöner Altar aus dem Mittelal¬ ter befand. Ich nahm mir vor, das, was mir an Zeit entginge, durch ein länger in den Herbst hinein fort¬ geseztes Verweilen im Gebirge wieder einzubringen.
Mein Gastfreund hatte in dem Meierhofe wieder Bauarbeiten beginnen lassen, und beschäftigte dort mehrere Leute. Er ging alle Tage hin, um bei den Arbeiten nachzusehen. Wir begleiteten ihn sehr oft. Es war eben die lezte Einfuhr des Heues aus den höheren in dem Alizwalde gelegenen Wiesen, deren Ertrag später als in der Ebene gemäht wurde, im Gange. Wir erfreuten uns an dieser duftenden wür¬ zigen Nahrung der Thiere, welche aus den Waldwie¬ sen viel besser war als aus den fetten Wiesen der
Gaſtfreunde abgedungen hatte, beinahe ſchon er¬ ſchöpft. Das, was ich mir in dem Roſenhauſe als Ergänzungsarbeit zu thun auferlegt hatte, rückte auch ſeiner Vollendung entgegen. Ich ließ mir aber de߬ ohngeachtet einen Aufſchub gefallen, weil man verab¬ redet hatte, einen Beſuch auf dem Sternenhofe zu machen, was, wie ich einſah, Mathildens Wohnſiz war, und weil ich bei dieſem Beſuche zugegen ſein wollte. Auch war es im Plane, daß wir eine Kirche beſuchen wollten, die in dem Hochlande lag, und in welcher ſich ein ſehr ſchöner Altar aus dem Mittelal¬ ter befand. Ich nahm mir vor, das, was mir an Zeit entginge, durch ein länger in den Herbſt hinein fort¬ geſeztes Verweilen im Gebirge wieder einzubringen.
Mein Gaſtfreund hatte in dem Meierhofe wieder Bauarbeiten beginnen laſſen, und beſchäftigte dort mehrere Leute. Er ging alle Tage hin, um bei den Arbeiten nachzuſehen. Wir begleiteten ihn ſehr oft. Es war eben die lezte Einfuhr des Heues aus den höheren in dem Alizwalde gelegenen Wieſen, deren Ertrag ſpäter als in der Ebene gemäht wurde, im Gange. Wir erfreuten uns an dieſer duftenden wür¬ zigen Nahrung der Thiere, welche aus den Waldwie¬ ſen viel beſſer war als aus den fetten Wieſen der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0451"n="437"/>
Gaſtfreunde abgedungen hatte, beinahe ſchon er¬<lb/>ſchöpft. Das, was ich mir in dem Roſenhauſe als<lb/>
Ergänzungsarbeit zu thun auferlegt hatte, rückte auch<lb/>ſeiner Vollendung entgegen. Ich ließ mir aber de߬<lb/>
ohngeachtet einen Aufſchub gefallen, weil man verab¬<lb/>
redet hatte, einen Beſuch auf dem Sternenhofe zu<lb/>
machen, was, wie ich einſah, Mathildens Wohnſiz<lb/>
war, und weil ich bei dieſem Beſuche zugegen ſein<lb/>
wollte. Auch war es im Plane, daß wir eine Kirche<lb/>
beſuchen wollten, die in dem Hochlande lag, und in<lb/>
welcher ſich ein ſehr ſchöner Altar aus dem Mittelal¬<lb/>
ter befand. Ich nahm mir vor, das, was mir an Zeit<lb/>
entginge, durch ein länger in den Herbſt hinein fort¬<lb/>
geſeztes Verweilen im Gebirge wieder einzubringen.</p><lb/><p>Mein Gaſtfreund hatte in dem Meierhofe wieder<lb/>
Bauarbeiten beginnen laſſen, und beſchäftigte dort<lb/>
mehrere Leute. Er ging alle Tage hin, um bei den<lb/>
Arbeiten nachzuſehen. Wir begleiteten ihn ſehr oft.<lb/>
Es war eben die lezte Einfuhr des Heues aus den<lb/>
höheren in dem Alizwalde gelegenen Wieſen, deren<lb/>
Ertrag ſpäter als in der Ebene gemäht wurde, im<lb/>
Gange. Wir erfreuten uns an dieſer duftenden wür¬<lb/>
zigen Nahrung der Thiere, welche aus den Waldwie¬<lb/>ſen viel beſſer war als aus den fetten Wieſen der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[437/0451]
Gaſtfreunde abgedungen hatte, beinahe ſchon er¬
ſchöpft. Das, was ich mir in dem Roſenhauſe als
Ergänzungsarbeit zu thun auferlegt hatte, rückte auch
ſeiner Vollendung entgegen. Ich ließ mir aber de߬
ohngeachtet einen Aufſchub gefallen, weil man verab¬
redet hatte, einen Beſuch auf dem Sternenhofe zu
machen, was, wie ich einſah, Mathildens Wohnſiz
war, und weil ich bei dieſem Beſuche zugegen ſein
wollte. Auch war es im Plane, daß wir eine Kirche
beſuchen wollten, die in dem Hochlande lag, und in
welcher ſich ein ſehr ſchöner Altar aus dem Mittelal¬
ter befand. Ich nahm mir vor, das, was mir an Zeit
entginge, durch ein länger in den Herbſt hinein fort¬
geſeztes Verweilen im Gebirge wieder einzubringen.
Mein Gaſtfreund hatte in dem Meierhofe wieder
Bauarbeiten beginnen laſſen, und beſchäftigte dort
mehrere Leute. Er ging alle Tage hin, um bei den
Arbeiten nachzuſehen. Wir begleiteten ihn ſehr oft.
Es war eben die lezte Einfuhr des Heues aus den
höheren in dem Alizwalde gelegenen Wieſen, deren
Ertrag ſpäter als in der Ebene gemäht wurde, im
Gange. Wir erfreuten uns an dieſer duftenden wür¬
zigen Nahrung der Thiere, welche aus den Waldwie¬
ſen viel beſſer war als aus den fetten Wieſen der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/451>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.