deinen Kräften ist, und noch mehr, als in deinen Kräften ist; aber es liegt schon so in dem Menschen, daß er um Erfüllung seiner Herzenswünsche bittet, wenn er auch weiß, daß sie ohnehin erfüllt werden, ja daß sie schon erfüllt worden sind."
"Kommt recht gut nach Hause," sagte Katharina, indem sie Mathilden die Hand küßte, und sich mit dem Zipfel ihrer Schürze die Augen trocknete.
Alle drängten sich herzu, und nahmen Abschied. Mathilde hatte für ein jedes liebe Worte. Auch von Natalien beurlaubte man sich, die gleichfalls freund¬ lich dankte.
"Eustach, vergeßt den Sternenhof nicht ganz," sagte Mathilde zu diesem gewendet, "besucht uns mit den anderen. Ich will nicht sagen, daß euch auch die Dinge dort nothwendig haben könnten, ihr sollt un¬ sertwegen kommen."
Nun sprach sie noch einige Worte zu dem Gärtner und seiner Frau, und zu dem Meier, worauf die Leute ein wenig zurück traten.
"Sei gut, mein Kind," sagte sie zu Gustav, indem sie ihm ein Kreuz mit Daumen und Zeigefinger auf
deinen Kräften iſt, und noch mehr, als in deinen Kräften iſt; aber es liegt ſchon ſo in dem Menſchen, daß er um Erfüllung ſeiner Herzenswünſche bittet, wenn er auch weiß, daß ſie ohnehin erfüllt werden, ja daß ſie ſchon erfüllt worden ſind.“
„Kommt recht gut nach Hauſe,“ ſagte Katharina, indem ſie Mathilden die Hand küßte, und ſich mit dem Zipfel ihrer Schürze die Augen trocknete.
Alle drängten ſich herzu, und nahmen Abſchied. Mathilde hatte für ein jedes liebe Worte. Auch von Natalien beurlaubte man ſich, die gleichfalls freund¬ lich dankte.
„Euſtach, vergeßt den Sternenhof nicht ganz,“ ſagte Mathilde zu dieſem gewendet, „beſucht uns mit den anderen. Ich will nicht ſagen, daß euch auch die Dinge dort nothwendig haben könnten, ihr ſollt un¬ ſertwegen kommen.“
Nun ſprach ſie noch einige Worte zu dem Gärtner und ſeiner Frau, und zu dem Meier, worauf die Leute ein wenig zurück traten.
„Sei gut, mein Kind,“ ſagte ſie zu Guſtav, indem ſie ihm ein Kreuz mit Daumen und Zeigefinger auf
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0445"n="431"/>
deinen Kräften iſt, und noch mehr, als in deinen<lb/>
Kräften iſt; aber es liegt ſchon ſo in dem Menſchen,<lb/>
daß er um Erfüllung ſeiner Herzenswünſche bittet,<lb/>
wenn er auch weiß, daß ſie ohnehin erfüllt werden,<lb/>
ja daß ſie ſchon erfüllt worden ſind.“</p><lb/><p>„Kommt recht gut nach Hauſe,“ſagte Katharina,<lb/>
indem ſie Mathilden die Hand küßte, und ſich mit<lb/>
dem Zipfel ihrer Schürze die Augen trocknete.</p><lb/><p>Alle drängten ſich herzu, und nahmen Abſchied.<lb/>
Mathilde hatte für ein jedes liebe Worte. Auch von<lb/>
Natalien beurlaubte man ſich, die gleichfalls freund¬<lb/>
lich dankte.</p><lb/><p>„Euſtach, vergeßt den Sternenhof nicht ganz,“<lb/>ſagte Mathilde zu dieſem gewendet, „beſucht uns mit<lb/>
den anderen. Ich will nicht ſagen, daß euch auch die<lb/>
Dinge dort nothwendig haben könnten, ihr ſollt un¬<lb/>ſertwegen kommen.“</p><lb/><p>„Ich werde kommen, hochverehrte Frau,“ erwie¬<lb/>
derte Euſtach.</p><lb/><p>Nun ſprach ſie noch einige Worte zu dem Gärtner<lb/>
und ſeiner Frau, und zu dem Meier, worauf die Leute<lb/>
ein wenig zurück traten.</p><lb/><p>„Sei gut, mein Kind,“ſagte ſie zu Guſtav, indem<lb/>ſie ihm ein Kreuz mit Daumen und Zeigefinger auf<lb/></p></div></body></text></TEI>
[431/0445]
deinen Kräften iſt, und noch mehr, als in deinen
Kräften iſt; aber es liegt ſchon ſo in dem Menſchen,
daß er um Erfüllung ſeiner Herzenswünſche bittet,
wenn er auch weiß, daß ſie ohnehin erfüllt werden,
ja daß ſie ſchon erfüllt worden ſind.“
„Kommt recht gut nach Hauſe,“ ſagte Katharina,
indem ſie Mathilden die Hand küßte, und ſich mit
dem Zipfel ihrer Schürze die Augen trocknete.
Alle drängten ſich herzu, und nahmen Abſchied.
Mathilde hatte für ein jedes liebe Worte. Auch von
Natalien beurlaubte man ſich, die gleichfalls freund¬
lich dankte.
„Euſtach, vergeßt den Sternenhof nicht ganz,“
ſagte Mathilde zu dieſem gewendet, „beſucht uns mit
den anderen. Ich will nicht ſagen, daß euch auch die
Dinge dort nothwendig haben könnten, ihr ſollt un¬
ſertwegen kommen.“
„Ich werde kommen, hochverehrte Frau,“ erwie¬
derte Euſtach.
Nun ſprach ſie noch einige Worte zu dem Gärtner
und ſeiner Frau, und zu dem Meier, worauf die Leute
ein wenig zurück traten.
„Sei gut, mein Kind,“ ſagte ſie zu Guſtav, indem
ſie ihm ein Kreuz mit Daumen und Zeigefinger auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/445>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.