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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Ich kleidete mich an, richtete meine Gedanken zu
Gott, und sezte mich zu meiner Arbeit.

Nach geraumer Zeit hörte ich durch meine Fen¬
ster, welche ich bei weiter fortschreitendem Morgen
geöffnet hatte, daß auch am äußersten Ende des Hau¬
ses gegen Osten Fenster erklangen, welche geöffnet
wurden. In jener Gegend wohnten die Frauen in den
schönen nach weiblicher Art eingerichteten Gemächern.
Ich ging zu meinem Fenster, schaute hinaus, und sah
wirklich, daß alle Fensterflügel an jenem Theile des
Hauses offen standen. Nach einer Zeit, da es bereits
zur Stunde des Frühmales ging, hörte ich weibliche
Schritte an meiner Thür vorüber der Marmortreppe
zugehen, welche mit einem weichen Teppiche belegt
war. Ich hatte auch, obwohl sie gedämpft war,
wahrscheinlich, um mich nicht zu stören, Gustavs
Stimme erkannt.

Ich ging nach einer kleinen Weile auch über die
Marmortreppe an dem Marmorbilde der Muse vor¬
über in das Speisezimmer hinunter.

Der Tag verging ungefähr wie der vorige, und
so verflossen nach und nach mehrere.

Die Ordnung des Hauses war durch die Ankunft
der Frauen fast gar nicht gestört worden, nur daß solche

Ich kleidete mich an, richtete meine Gedanken zu
Gott, und ſezte mich zu meiner Arbeit.

Nach geraumer Zeit hörte ich durch meine Fen¬
ſter, welche ich bei weiter fortſchreitendem Morgen
geöffnet hatte, daß auch am äußerſten Ende des Hau¬
ſes gegen Oſten Fenſter erklangen, welche geöffnet
wurden. In jener Gegend wohnten die Frauen in den
ſchönen nach weiblicher Art eingerichteten Gemächern.
Ich ging zu meinem Fenſter, ſchaute hinaus, und ſah
wirklich, daß alle Fenſterflügel an jenem Theile des
Hauſes offen ſtanden. Nach einer Zeit, da es bereits
zur Stunde des Frühmales ging, hörte ich weibliche
Schritte an meiner Thür vorüber der Marmortreppe
zugehen, welche mit einem weichen Teppiche belegt
war. Ich hatte auch, obwohl ſie gedämpft war,
wahrſcheinlich, um mich nicht zu ſtören, Guſtavs
Stimme erkannt.

Ich ging nach einer kleinen Weile auch über die
Marmortreppe an dem Marmorbilde der Muſe vor¬
über in das Speiſezimmer hinunter.

Der Tag verging ungefähr wie der vorige, und
ſo verfloſſen nach und nach mehrere.

Die Ordnung des Hauſes war durch die Ankunft
der Frauen faſt gar nicht geſtört worden, nur daß ſolche

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[397/0411] Ich kleidete mich an, richtete meine Gedanken zu Gott, und ſezte mich zu meiner Arbeit. Nach geraumer Zeit hörte ich durch meine Fen¬ ſter, welche ich bei weiter fortſchreitendem Morgen geöffnet hatte, daß auch am äußerſten Ende des Hau¬ ſes gegen Oſten Fenſter erklangen, welche geöffnet wurden. In jener Gegend wohnten die Frauen in den ſchönen nach weiblicher Art eingerichteten Gemächern. Ich ging zu meinem Fenſter, ſchaute hinaus, und ſah wirklich, daß alle Fenſterflügel an jenem Theile des Hauſes offen ſtanden. Nach einer Zeit, da es bereits zur Stunde des Frühmales ging, hörte ich weibliche Schritte an meiner Thür vorüber der Marmortreppe zugehen, welche mit einem weichen Teppiche belegt war. Ich hatte auch, obwohl ſie gedämpft war, wahrſcheinlich, um mich nicht zu ſtören, Guſtavs Stimme erkannt. Ich ging nach einer kleinen Weile auch über die Marmortreppe an dem Marmorbilde der Muſe vor¬ über in das Speiſezimmer hinunter. Der Tag verging ungefähr wie der vorige, und ſo verfloſſen nach und nach mehrere. Die Ordnung des Hauſes war durch die Ankunft der Frauen faſt gar nicht geſtört worden, nur daß ſolche

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/411>, abgerufen am 22.11.2024.