Hause zubringen, und wir werden erwarten, wie sich unser Leben entwickeln wird. Wollt ihr euch nicht ein wenig zu mir sezen, und abwarten, bis der Willkom¬ mensgruß von allen, die da stehen, vorüber ist?"
Er ging wieder um den Tisch herum zurück, und ich folgte ihm. Gustav machte mir Plaz neben seinem Ziehvater, und sah mich mit der Freude an, welche ein Sohn empfindet, der in der Fremde den Besuch der Mutter empfängt.
Natalie hatte kein Wort gesprochen.
Ich konnte jezt, da ich ein wenig gegen die Frauen hin zu blicken vermochte, recht deutlich sehen, daß hier Gustavs Mutter und Schwester zugegen seien; denn beide hatten dieselben großen schwarzen Augen wie Gustav, beide dieselben Züge des Angesichtes, und Natalie hatte auch die braunen Locken Gustavs, wäh¬ rend die der Mutter die Silberfarbe des Alters tru¬ gen. Sie gingen nun recht schön geordnet in einem viel breiteren Bande an beiden Seiten der Stirne herab, als sie es unter dem Reisestrohhute gethan hatten.
Vor Mathilde war, während wir unsere Size eingenommen hatten, die Haushälterin Katharina getreten.
Die Frau sagte: "Sei mir vielmal gegrüßt, Ka¬
Hauſe zubringen, und wir werden erwarten, wie ſich unſer Leben entwickeln wird. Wollt ihr euch nicht ein wenig zu mir ſezen, und abwarten, bis der Willkom¬ mensgruß von allen, die da ſtehen, vorüber iſt?“
Er ging wieder um den Tiſch herum zurück, und ich folgte ihm. Guſtav machte mir Plaz neben ſeinem Ziehvater, und ſah mich mit der Freude an, welche ein Sohn empfindet, der in der Fremde den Beſuch der Mutter empfängt.
Natalie hatte kein Wort geſprochen.
Ich konnte jezt, da ich ein wenig gegen die Frauen hin zu blicken vermochte, recht deutlich ſehen, daß hier Guſtavs Mutter und Schweſter zugegen ſeien; denn beide hatten dieſelben großen ſchwarzen Augen wie Guſtav, beide dieſelben Züge des Angeſichtes, und Natalie hatte auch die braunen Locken Guſtavs, wäh¬ rend die der Mutter die Silberfarbe des Alters tru¬ gen. Sie gingen nun recht ſchön geordnet in einem viel breiteren Bande an beiden Seiten der Stirne herab, als ſie es unter dem Reiſeſtrohhute gethan hatten.
Vor Mathilde war, während wir unſere Size eingenommen hatten, die Haushälterin Katharina getreten.
Die Frau ſagte: „Sei mir vielmal gegrüßt, Ka¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0393"n="379"/>
Hauſe zubringen, und wir werden erwarten, wie ſich<lb/>
unſer Leben entwickeln wird. Wollt ihr euch nicht ein<lb/>
wenig zu mir ſezen, und abwarten, bis der Willkom¬<lb/>
mensgruß von allen, die da ſtehen, vorüber iſt?“</p><lb/><p>Er ging wieder um den Tiſch herum zurück, und<lb/>
ich folgte ihm. Guſtav machte mir Plaz neben ſeinem<lb/>
Ziehvater, und ſah mich mit der Freude an, welche<lb/>
ein Sohn empfindet, der in der Fremde den Beſuch<lb/>
der Mutter empfängt.</p><lb/><p>Natalie hatte kein Wort geſprochen.</p><lb/><p>Ich konnte jezt, da ich ein wenig gegen die Frauen<lb/>
hin zu blicken vermochte, recht deutlich ſehen, daß hier<lb/>
Guſtavs Mutter und Schweſter zugegen ſeien; denn<lb/>
beide hatten dieſelben großen ſchwarzen Augen wie<lb/>
Guſtav, beide dieſelben Züge des Angeſichtes, und<lb/>
Natalie hatte auch die braunen Locken Guſtavs, wäh¬<lb/>
rend die der Mutter die Silberfarbe des Alters tru¬<lb/>
gen. Sie gingen nun recht ſchön geordnet in einem viel<lb/>
breiteren Bande an beiden Seiten der Stirne herab,<lb/>
als ſie es unter dem Reiſeſtrohhute gethan hatten.</p><lb/><p>Vor Mathilde war, während wir unſere Size<lb/>
eingenommen hatten, die Haushälterin Katharina<lb/>
getreten.</p><lb/><p>Die Frau ſagte: „Sei mir vielmal gegrüßt, Ka¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[379/0393]
Hauſe zubringen, und wir werden erwarten, wie ſich
unſer Leben entwickeln wird. Wollt ihr euch nicht ein
wenig zu mir ſezen, und abwarten, bis der Willkom¬
mensgruß von allen, die da ſtehen, vorüber iſt?“
Er ging wieder um den Tiſch herum zurück, und
ich folgte ihm. Guſtav machte mir Plaz neben ſeinem
Ziehvater, und ſah mich mit der Freude an, welche
ein Sohn empfindet, der in der Fremde den Beſuch
der Mutter empfängt.
Natalie hatte kein Wort geſprochen.
Ich konnte jezt, da ich ein wenig gegen die Frauen
hin zu blicken vermochte, recht deutlich ſehen, daß hier
Guſtavs Mutter und Schweſter zugegen ſeien; denn
beide hatten dieſelben großen ſchwarzen Augen wie
Guſtav, beide dieſelben Züge des Angeſichtes, und
Natalie hatte auch die braunen Locken Guſtavs, wäh¬
rend die der Mutter die Silberfarbe des Alters tru¬
gen. Sie gingen nun recht ſchön geordnet in einem viel
breiteren Bande an beiden Seiten der Stirne herab,
als ſie es unter dem Reiſeſtrohhute gethan hatten.
Vor Mathilde war, während wir unſere Size
eingenommen hatten, die Haushälterin Katharina
getreten.
Die Frau ſagte: „Sei mir vielmal gegrüßt, Ka¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/393>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.