Ich sagte, er möge es sich selber zuschreiben, daß ich ihn schon so früh im Jahre in seinem Hause über¬ falle; er habe mich so wohlwollend eingeladen, und ich habe mir es nicht versagen können, hieher zu kom¬ men, ehe die Thäler und die Fußwege in dem Gebirge so frei wären, daß ich meine Beschäftigungen in ihnen anfangen könnte.
"Wir haben eine ganze Reihe von Gastzimmern, wie ihr wißt," sagte er, "wir sehen Gäste sehr gerne, und ihr seid gewiß kein unlieber unter ihnen, wie ich euch schon im vergangenen Sommer gesagt habe."
Er wollte mich in das Haus geleiten, ich sagte aber, daß ich heute erst drei Stunden gegangen sei, daß meine Kräfte sich noch in sehr gutem Zustande befänden, und daß er erlauben möge, daß ich hier bei ihm in dem Garten bleibe. Ich bitte ihn nur um das Einzige, daß er mein Ränzlein und meinen Stock in mein Zimmer tragen lasse.
Er nahm das silberne Glöcklein, das er bei sich trug, aus der Tasche und läutete. Der Klang war selbst im Freien sehr durchdringend, und es erschien auf ihn eine Magd aus dem Hause, welcher er auf¬ trug, mein Ränzlein, das ich mittlerweile abgenom¬ men hatte, und meinen Stock, den ich ihr darreichte,
Ich ſagte, er möge es ſich ſelber zuſchreiben, daß ich ihn ſchon ſo früh im Jahre in ſeinem Hauſe über¬ falle; er habe mich ſo wohlwollend eingeladen, und ich habe mir es nicht verſagen können, hieher zu kom¬ men, ehe die Thäler und die Fußwege in dem Gebirge ſo frei wären, daß ich meine Beſchäftigungen in ihnen anfangen könnte.
„Wir haben eine ganze Reihe von Gaſtzimmern, wie ihr wißt,“ ſagte er, „wir ſehen Gäſte ſehr gerne, und ihr ſeid gewiß kein unlieber unter ihnen, wie ich euch ſchon im vergangenen Sommer geſagt habe.“
Er wollte mich in das Haus geleiten, ich ſagte aber, daß ich heute erſt drei Stunden gegangen ſei, daß meine Kräfte ſich noch in ſehr gutem Zuſtande befänden, und daß er erlauben möge, daß ich hier bei ihm in dem Garten bleibe. Ich bitte ihn nur um das Einzige, daß er mein Ränzlein und meinen Stock in mein Zimmer tragen laſſe.
Er nahm das ſilberne Glöcklein, das er bei ſich trug, aus der Taſche und läutete. Der Klang war ſelbſt im Freien ſehr durchdringend, und es erſchien auf ihn eine Magd aus dem Hauſe, welcher er auf¬ trug, mein Ränzlein, das ich mittlerweile abgenom¬ men hatte, und meinen Stock, den ich ihr darreichte,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0339"n="325"/><p>Ich ſagte, er möge es ſich ſelber zuſchreiben, daß<lb/>
ich ihn ſchon ſo früh im Jahre in ſeinem Hauſe über¬<lb/>
falle; er habe mich ſo wohlwollend eingeladen, und<lb/>
ich habe mir es nicht verſagen können, hieher zu kom¬<lb/>
men, ehe die Thäler und die Fußwege in dem Gebirge<lb/>ſo frei wären, daß ich meine Beſchäftigungen in ihnen<lb/>
anfangen könnte.</p><lb/><p>„Wir haben eine ganze Reihe von Gaſtzimmern,<lb/>
wie ihr wißt,“ſagte er, „wir ſehen Gäſte ſehr gerne,<lb/>
und ihr ſeid gewiß kein unlieber unter ihnen, wie ich<lb/>
euch ſchon im vergangenen Sommer geſagt habe.“</p><lb/><p>Er wollte mich in das Haus geleiten, ich ſagte<lb/>
aber, daß ich heute erſt drei Stunden gegangen ſei,<lb/>
daß meine Kräfte ſich noch in ſehr gutem Zuſtande<lb/>
befänden, und daß er erlauben möge, daß ich hier bei<lb/>
ihm in dem Garten bleibe. Ich bitte ihn nur um das<lb/>
Einzige, daß er mein Ränzlein und meinen Stock in<lb/>
mein Zimmer tragen laſſe.</p><lb/><p>Er nahm das ſilberne Glöcklein, das er bei ſich<lb/>
trug, aus der Taſche und läutete. Der Klang war<lb/>ſelbſt im Freien ſehr durchdringend, und es erſchien<lb/>
auf ihn eine Magd aus dem Hauſe, welcher er auf¬<lb/>
trug, mein Ränzlein, das ich mittlerweile abgenom¬<lb/>
men hatte, und meinen Stock, den ich ihr darreichte,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[325/0339]
Ich ſagte, er möge es ſich ſelber zuſchreiben, daß
ich ihn ſchon ſo früh im Jahre in ſeinem Hauſe über¬
falle; er habe mich ſo wohlwollend eingeladen, und
ich habe mir es nicht verſagen können, hieher zu kom¬
men, ehe die Thäler und die Fußwege in dem Gebirge
ſo frei wären, daß ich meine Beſchäftigungen in ihnen
anfangen könnte.
„Wir haben eine ganze Reihe von Gaſtzimmern,
wie ihr wißt,“ ſagte er, „wir ſehen Gäſte ſehr gerne,
und ihr ſeid gewiß kein unlieber unter ihnen, wie ich
euch ſchon im vergangenen Sommer geſagt habe.“
Er wollte mich in das Haus geleiten, ich ſagte
aber, daß ich heute erſt drei Stunden gegangen ſei,
daß meine Kräfte ſich noch in ſehr gutem Zuſtande
befänden, und daß er erlauben möge, daß ich hier bei
ihm in dem Garten bleibe. Ich bitte ihn nur um das
Einzige, daß er mein Ränzlein und meinen Stock in
mein Zimmer tragen laſſe.
Er nahm das ſilberne Glöcklein, das er bei ſich
trug, aus der Taſche und läutete. Der Klang war
ſelbſt im Freien ſehr durchdringend, und es erſchien
auf ihn eine Magd aus dem Hauſe, welcher er auf¬
trug, mein Ränzlein, das ich mittlerweile abgenom¬
men hatte, und meinen Stock, den ich ihr darreichte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/339>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.