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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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frei in der winterlichen Luft. Der Überrock war ein
wenig offen, und unter ihm waren Ordenssterne
sichtbar. Als der Wagen bei mir vorüberfuhr, sah
ich deutlich, daß mein alter Gastfreund, der mich in
dem Rosenhause so wohlwollend aufgenommen hatte,
in demselben size. Er fuhr schnell vorbei, wie es bei
Wägen dieser Art Sitte ist, und schlug die Richtung
nach der Stadt ein. Er fuhr bei dem Thore aus der
Burg, an welchem die zwei Riesen als Simsträger
angebracht sind. Ich wollte jemand von meinen Nach¬
baren fragen, wer der Mann sei; aber da von den
Wägen, welche die Fußgänger aufgehalten hatten, der
seinige der lezte gewesen, und der Weg sodann frei
war, so waren alle Nachbaren bereits ihrer Wege ge¬
gangen, und diejenigen, welche jezt neben mir waren,
hatten die Wägen nicht in der Nähe gesehen.

Ich ging daher über den Hof, und stieg über die
sogenannte Reichskanzleitreppe empor.

Ich traf die alte Frau allein, übergab ihr das
Buch, und sagte meine Entschuldigungen.

Im Verlaufe des Gespräches erwähnte ich des
Mannes, den ich in dem Wagen gesehen hatte, und
fragte, ob sie nicht wisse, wer er sei. Sie wußte von
gar nichts.

frei in der winterlichen Luft. Der Überrock war ein
wenig offen, und unter ihm waren Ordensſterne
ſichtbar. Als der Wagen bei mir vorüberfuhr, ſah
ich deutlich, daß mein alter Gaſtfreund, der mich in
dem Roſenhauſe ſo wohlwollend aufgenommen hatte,
in demſelben ſize. Er fuhr ſchnell vorbei, wie es bei
Wägen dieſer Art Sitte iſt, und ſchlug die Richtung
nach der Stadt ein. Er fuhr bei dem Thore aus der
Burg, an welchem die zwei Rieſen als Simsträger
angebracht ſind. Ich wollte jemand von meinen Nach¬
baren fragen, wer der Mann ſei; aber da von den
Wägen, welche die Fußgänger aufgehalten hatten, der
ſeinige der lezte geweſen, und der Weg ſodann frei
war, ſo waren alle Nachbaren bereits ihrer Wege ge¬
gangen, und diejenigen, welche jezt neben mir waren,
hatten die Wägen nicht in der Nähe geſehen.

Ich ging daher über den Hof, und ſtieg über die
ſogenannte Reichskanzleitreppe empor.

Ich traf die alte Frau allein, übergab ihr das
Buch, und ſagte meine Entſchuldigungen.

Im Verlaufe des Geſpräches erwähnte ich des
Mannes, den ich in dem Wagen geſehen hatte, und
fragte, ob ſie nicht wiſſe, wer er ſei. Sie wußte von
gar nichts.

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[314/0328] frei in der winterlichen Luft. Der Überrock war ein wenig offen, und unter ihm waren Ordensſterne ſichtbar. Als der Wagen bei mir vorüberfuhr, ſah ich deutlich, daß mein alter Gaſtfreund, der mich in dem Roſenhauſe ſo wohlwollend aufgenommen hatte, in demſelben ſize. Er fuhr ſchnell vorbei, wie es bei Wägen dieſer Art Sitte iſt, und ſchlug die Richtung nach der Stadt ein. Er fuhr bei dem Thore aus der Burg, an welchem die zwei Rieſen als Simsträger angebracht ſind. Ich wollte jemand von meinen Nach¬ baren fragen, wer der Mann ſei; aber da von den Wägen, welche die Fußgänger aufgehalten hatten, der ſeinige der lezte geweſen, und der Weg ſodann frei war, ſo waren alle Nachbaren bereits ihrer Wege ge¬ gangen, und diejenigen, welche jezt neben mir waren, hatten die Wägen nicht in der Nähe geſehen. Ich ging daher über den Hof, und ſtieg über die ſogenannte Reichskanzleitreppe empor. Ich traf die alte Frau allein, übergab ihr das Buch, und ſagte meine Entſchuldigungen. Im Verlaufe des Geſpräches erwähnte ich des Mannes, den ich in dem Wagen geſehen hatte, und fragte, ob ſie nicht wiſſe, wer er ſei. Sie wußte von gar nichts.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/328>, abgerufen am 22.11.2024.