dete. Plözlich war es mir, als ob sich meinen Blicken, die auf den Ausgang gerichtet waren, ganz nahe et¬ was zur Betrachtung aufdrängte. Ich zog sie zurück, und in der That hatte ich zwei große schöne Augen den meinigen gegenüber, und das Angesicht des Mäd¬ chens aus der ebenerdigen Loge war ganz nahe an dem meinigen. Ich blickte sie fest an, und es war mir, als ob sie mich freundlich ansähe, und mir lieblich zulächelte. Aber in dem Augenblicke war sie vorüber. Sie war mit einem Menschenstrome aus dem Logen¬ gange gekommen, dieser Strom hatte unseren Zug ge¬ kreuzt, und strebte bei einem Seitengange hinaus. Ich sah sie nur noch von rückwärts, und sah, daß sie in einen schwarzseidenen Mantel gehüllt war. Ich war endlich auch bei dem Hauptausgange hinausgekom¬ men. Dort zog ich erst meine Kappe aus der Tasche des Überrockes, sezte sie auf, und blieb noch einen Augenblick stehen, und sah den abfahrenden Wägen nach, die ihre rothen Laternenlichter in die trübe Nacht hinaustrugen. Es regnete noch viel dichter als bei meinem Hereingehen. Ich schlug den Weg nach Hause ein. Ich gelangte aus den fahrenden Wägen, ich gelangte aus dem größeren Strome der Menschen, und bog in den vereinsamteren Weg ein, der im Freien
dete. Plözlich war es mir, als ob ſich meinen Blicken, die auf den Ausgang gerichtet waren, ganz nahe et¬ was zur Betrachtung aufdrängte. Ich zog ſie zurück, und in der That hatte ich zwei große ſchöne Augen den meinigen gegenüber, und das Angeſicht des Mäd¬ chens aus der ebenerdigen Loge war ganz nahe an dem meinigen. Ich blickte ſie feſt an, und es war mir, als ob ſie mich freundlich anſähe, und mir lieblich zulächelte. Aber in dem Augenblicke war ſie vorüber. Sie war mit einem Menſchenſtrome aus dem Logen¬ gange gekommen, dieſer Strom hatte unſeren Zug ge¬ kreuzt, und ſtrebte bei einem Seitengange hinaus. Ich ſah ſie nur noch von rückwärts, und ſah, daß ſie in einen ſchwarzſeidenen Mantel gehüllt war. Ich war endlich auch bei dem Hauptausgange hinausgekom¬ men. Dort zog ich erſt meine Kappe aus der Taſche des Überrockes, ſezte ſie auf, und blieb noch einen Augenblick ſtehen, und ſah den abfahrenden Wägen nach, die ihre rothen Laternenlichter in die trübe Nacht hinaustrugen. Es regnete noch viel dichter als bei meinem Hereingehen. Ich ſchlug den Weg nach Hauſe ein. Ich gelangte aus den fahrenden Wägen, ich gelangte aus dem größeren Strome der Menſchen, und bog in den vereinſamteren Weg ein, der im Freien
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dete. Plözlich war es mir, als ob ſich meinen Blicken,
die auf den Ausgang gerichtet waren, ganz nahe et¬
was zur Betrachtung aufdrängte. Ich zog ſie zurück,
und in der That hatte ich zwei große ſchöne Augen
den meinigen gegenüber, und das Angeſicht des Mäd¬
chens aus der ebenerdigen Loge war ganz nahe an
dem meinigen. Ich blickte ſie feſt an, und es war mir,
als ob ſie mich freundlich anſähe, und mir lieblich
zulächelte. Aber in dem Augenblicke war ſie vorüber.
Sie war mit einem Menſchenſtrome aus dem Logen¬
gange gekommen, dieſer Strom hatte unſeren Zug ge¬
kreuzt, und ſtrebte bei einem Seitengange hinaus.
Ich ſah ſie nur noch von rückwärts, und ſah, daß ſie
in einen ſchwarzſeidenen Mantel gehüllt war. Ich war
endlich auch bei dem Hauptausgange hinausgekom¬
men. Dort zog ich erſt meine Kappe aus der Taſche
des Überrockes, ſezte ſie auf, und blieb noch einen
Augenblick ſtehen, und ſah den abfahrenden Wägen
nach, die ihre rothen Laternenlichter in die trübe
Nacht hinaustrugen. Es regnete noch viel dichter als
bei meinem Hereingehen. Ich ſchlug den Weg nach
Hauſe ein. Ich gelangte aus den fahrenden Wägen,
ich gelangte aus dem größeren Strome der Menſchen,
und bog in den vereinſamteren Weg ein, der im Freien
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/320>, abgerufen am 22.11.2024.
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