schaffen, und mit unübertrefflicher Weisheit ausge¬ stattet worden ist.
Ich beschloß daher, da ich diese Umstände erfah¬ ren hatte, der nächsten Vorstellung des Königs Lear auf unserer Hofbühne beizuwohnen.
Eines Tages war in den Zeitungen, die täglich zu dem Frühmahle des Vaters kamen, für die Hof¬ bühne die Aufführung des König Lear angekündigt, und als Darsteller des Lear der Mann genannt, von dem ich gesprochen habe, und der jezt schon dem Grei¬ senalter entgegen geht. Die Jahreszeit war bereits in den Winter hinein vorgerückt. Ich richtete meine Ge¬ schäfte so ein, daß ich in der Abendzeit den Weg zu dem Hoftheater einschlagen konnte. Da ich gerne das Treiben der Stadt ansehen wollte, wie ich auf mei¬ nen Reisen die Dinge im Gebirge untersuchte, ging ich früher fort, um langsam den Weg zwischen der Vorstadt und der Stadt zurück zu legen. Ich hatte einen einfachen Anzug angelegt, wie ich ihn gerne auf Spaziergängen hatte, und eine Kappe genommen, die ich bei meinen Reisen trug. Es fiel ein feiner Regen nieder, obwohl es in der unteren Luft ziemlich kalt war. Der Regen war mir nicht unangenehm, sondern eher willkommen, wenn er mir auch auf meinen An¬
ſchaffen, und mit unübertrefflicher Weisheit ausge¬ ſtattet worden iſt.
Ich beſchloß daher, da ich dieſe Umſtände erfah¬ ren hatte, der nächſten Vorſtellung des Königs Lear auf unſerer Hofbühne beizuwohnen.
Eines Tages war in den Zeitungen, die täglich zu dem Frühmahle des Vaters kamen, für die Hof¬ bühne die Aufführung des König Lear angekündigt, und als Darſteller des Lear der Mann genannt, von dem ich geſprochen habe, und der jezt ſchon dem Grei¬ ſenalter entgegen geht. Die Jahreszeit war bereits in den Winter hinein vorgerückt. Ich richtete meine Ge¬ ſchäfte ſo ein, daß ich in der Abendzeit den Weg zu dem Hoftheater einſchlagen konnte. Da ich gerne das Treiben der Stadt anſehen wollte, wie ich auf mei¬ nen Reiſen die Dinge im Gebirge unterſuchte, ging ich früher fort, um langſam den Weg zwiſchen der Vorſtadt und der Stadt zurück zu legen. Ich hatte einen einfachen Anzug angelegt, wie ich ihn gerne auf Spaziergängen hatte, und eine Kappe genommen, die ich bei meinen Reiſen trug. Es fiel ein feiner Regen nieder, obwohl es in der unteren Luft ziemlich kalt war. Der Regen war mir nicht unangenehm, ſondern eher willkommen, wenn er mir auch auf meinen An¬
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ſchaffen, und mit unübertrefflicher Weisheit ausge¬
ſtattet worden iſt.
Ich beſchloß daher, da ich dieſe Umſtände erfah¬
ren hatte, der nächſten Vorſtellung des Königs Lear
auf unſerer Hofbühne beizuwohnen.
Eines Tages war in den Zeitungen, die täglich
zu dem Frühmahle des Vaters kamen, für die Hof¬
bühne die Aufführung des König Lear angekündigt,
und als Darſteller des Lear der Mann genannt, von
dem ich geſprochen habe, und der jezt ſchon dem Grei¬
ſenalter entgegen geht. Die Jahreszeit war bereits in
den Winter hinein vorgerückt. Ich richtete meine Ge¬
ſchäfte ſo ein, daß ich in der Abendzeit den Weg zu
dem Hoftheater einſchlagen konnte. Da ich gerne das
Treiben der Stadt anſehen wollte, wie ich auf mei¬
nen Reiſen die Dinge im Gebirge unterſuchte, ging
ich früher fort, um langſam den Weg zwiſchen der
Vorſtadt und der Stadt zurück zu legen. Ich hatte
einen einfachen Anzug angelegt, wie ich ihn gerne auf
Spaziergängen hatte, und eine Kappe genommen, die
ich bei meinen Reiſen trug. Es fiel ein feiner Regen
nieder, obwohl es in der unteren Luft ziemlich kalt
war. Der Regen war mir nicht unangenehm, ſondern
eher willkommen, wenn er mir auch auf meinen An¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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