den Büchern und Bildern. Sie kamen mir beinahe unscheinbar vor.
Nach einiger Zeit kam auch der Vater. Es war heute in dem Stübchen, in welchem die alten Waffen hingen, und um welches der Epheu rankte, zum Abendessen aufgedeckt worden. Man hatte sogar bis gegen Abend die Fenster offen lassen können. Da wäh¬ rend meines Ganges in die Stadt mein Koffer und meine Kisten von dem Schiffe gekommen waren, konnte ich die Geschenke, welche ich von der Reise mitgebracht hatte, in das Stübchen schaffen lassen: für die Mut¬ ter einige seltsame Töpfe und Geschirre, für den Va¬ ter ein Amonshorn von besonderer Größe und Schön¬ heit andere Marmorstücke und eine Uhr aus dem sie¬ benzehnten Jahrhunderte, und für die Schwester das gewöhnliche Edelweis getrockneten Enzian ein seidenes Bauertüchlein und silberne Brustkettlein, wie man sie in einigen Theilen des Gebirges trägt. Auch was man mir als Geschenke vorbereitet hatte, kam in das Stüblein: von der Mutter und Schwester verfertigte Arbeiten, darunter eine Reisetasche von besonderer Schönheit, dann sämmtliche Arten guter Bleifedern nach den Abstufungen der Härte in einem Fache ge¬ ordnet, besonders treffliche Federkiele, glattes Papier,
den Büchern und Bildern. Sie kamen mir beinahe unſcheinbar vor.
Nach einiger Zeit kam auch der Vater. Es war heute in dem Stübchen, in welchem die alten Waffen hingen, und um welches der Epheu rankte, zum Abendeſſen aufgedeckt worden. Man hatte ſogar bis gegen Abend die Fenſter offen laſſen können. Da wäh¬ rend meines Ganges in die Stadt mein Koffer und meine Kiſten von dem Schiffe gekommen waren, konnte ich die Geſchenke, welche ich von der Reiſe mitgebracht hatte, in das Stübchen ſchaffen laſſen: für die Mut¬ ter einige ſeltſame Töpfe und Geſchirre, für den Va¬ ter ein Amonshorn von beſonderer Größe und Schön¬ heit andere Marmorſtücke und eine Uhr aus dem ſie¬ benzehnten Jahrhunderte, und für die Schweſter das gewöhnliche Edelweis getrockneten Enzian ein ſeidenes Bauertüchlein und ſilberne Bruſtkettlein, wie man ſie in einigen Theilen des Gebirges trägt. Auch was man mir als Geſchenke vorbereitet hatte, kam in das Stüblein: von der Mutter und Schweſter verfertigte Arbeiten, darunter eine Reiſetaſche von beſonderer Schönheit, dann ſämmtliche Arten guter Bleifedern nach den Abſtufungen der Härte in einem Fache ge¬ ordnet, beſonders treffliche Federkiele, glattes Papier,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0294"n="280"/>
den Büchern und Bildern. Sie kamen mir beinahe<lb/>
unſcheinbar vor.</p><lb/><p>Nach einiger Zeit kam auch der Vater. Es war<lb/>
heute in dem Stübchen, in welchem die alten Waffen<lb/>
hingen, und um welches der Epheu rankte, zum<lb/>
Abendeſſen aufgedeckt worden. Man hatte ſogar bis<lb/>
gegen Abend die Fenſter offen laſſen können. Da wäh¬<lb/>
rend meines Ganges in die Stadt mein Koffer und<lb/>
meine Kiſten von dem Schiffe gekommen waren, konnte<lb/>
ich die Geſchenke, welche ich von der Reiſe mitgebracht<lb/>
hatte, in das Stübchen ſchaffen laſſen: für die Mut¬<lb/>
ter einige ſeltſame Töpfe und Geſchirre, für den Va¬<lb/>
ter ein Amonshorn von beſonderer Größe und Schön¬<lb/>
heit andere Marmorſtücke und eine Uhr aus dem ſie¬<lb/>
benzehnten Jahrhunderte, und für die Schweſter das<lb/>
gewöhnliche Edelweis getrockneten Enzian ein ſeidenes<lb/>
Bauertüchlein und ſilberne Bruſtkettlein, wie man ſie<lb/>
in einigen Theilen des Gebirges trägt. Auch was<lb/>
man mir als Geſchenke vorbereitet hatte, kam in das<lb/>
Stüblein: von der Mutter und Schweſter verfertigte<lb/>
Arbeiten, darunter eine Reiſetaſche von beſonderer<lb/>
Schönheit, dann ſämmtliche Arten guter Bleifedern<lb/>
nach den Abſtufungen der Härte in einem Fache ge¬<lb/>
ordnet, beſonders treffliche Federkiele, glattes Papier,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[280/0294]
den Büchern und Bildern. Sie kamen mir beinahe
unſcheinbar vor.
Nach einiger Zeit kam auch der Vater. Es war
heute in dem Stübchen, in welchem die alten Waffen
hingen, und um welches der Epheu rankte, zum
Abendeſſen aufgedeckt worden. Man hatte ſogar bis
gegen Abend die Fenſter offen laſſen können. Da wäh¬
rend meines Ganges in die Stadt mein Koffer und
meine Kiſten von dem Schiffe gekommen waren, konnte
ich die Geſchenke, welche ich von der Reiſe mitgebracht
hatte, in das Stübchen ſchaffen laſſen: für die Mut¬
ter einige ſeltſame Töpfe und Geſchirre, für den Va¬
ter ein Amonshorn von beſonderer Größe und Schön¬
heit andere Marmorſtücke und eine Uhr aus dem ſie¬
benzehnten Jahrhunderte, und für die Schweſter das
gewöhnliche Edelweis getrockneten Enzian ein ſeidenes
Bauertüchlein und ſilberne Bruſtkettlein, wie man ſie
in einigen Theilen des Gebirges trägt. Auch was
man mir als Geſchenke vorbereitet hatte, kam in das
Stüblein: von der Mutter und Schweſter verfertigte
Arbeiten, darunter eine Reiſetaſche von beſonderer
Schönheit, dann ſämmtliche Arten guter Bleifedern
nach den Abſtufungen der Härte in einem Fache ge¬
ordnet, beſonders treffliche Federkiele, glattes Papier,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/294>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.