ein Meier?" fragte ich; denn mir war wohlbekannt, daß man in der Gegend jeden größeren Bauern einen Meier nannte.
"Er ist Anfangs nicht der Aspermeier gewesen," antwortete der Mann, "aber er hat von dem alten As¬ permeier den Asperhof gekauft, und das Haus hat er gebaut, welches in dem Garten steht, und zu dem Asperhof gehört, und jezt ist er der Aspermeier; denn der alte ist längst gestorben."
"Hat er denn nicht auch einen andern Namen?" fragte ich.
"Nein, wir heißen ihn den Aspermeier," antwor¬ tete er.
Ich sah, daß der Mann nichts Weiteres von mei¬ nem Gastfreunde wisse, und sich nicht um denselben gekümmert habe, ich gab daher bei ihm jedes weitere Forschen auf.
Es begegneten mir noch mehrere Menschen, von denen ich dieselbe Antwort erhielt. Alle kehrten das Verhältniß um, und sagten, das Haus im Garten gehöre zu dem Asperhofe. Ich beschloß daher, vor¬ läufig jedes Forschen zu unterlassen, bis ich zu einem Menschen gekommen sein würde, von dem ich berech¬ tigt war, eine bessere Auskunft zu erwarten.
ein Meier?" fragte ich; denn mir war wohlbekannt, daß man in der Gegend jeden größeren Bauern einen Meier nannte.
„Er iſt Anfangs nicht der Aspermeier geweſen," antwortete der Mann, „aber er hat von dem alten As¬ permeier den Asperhof gekauft, und das Haus hat er gebaut, welches in dem Garten ſteht, und zu dem Asperhof gehört, und jezt iſt er der Aspermeier; denn der alte iſt längſt geſtorben."
„Hat er denn nicht auch einen andern Namen?" fragte ich.
„Nein, wir heißen ihn den Aspermeier," antwor¬ tete er.
Ich ſah, daß der Mann nichts Weiteres von mei¬ nem Gaſtfreunde wiſſe, und ſich nicht um denſelben gekümmert habe, ich gab daher bei ihm jedes weitere Forſchen auf.
Es begegneten mir noch mehrere Menſchen, von denen ich dieſelbe Antwort erhielt. Alle kehrten das Verhältniß um, und ſagten, das Haus im Garten gehöre zu dem Asperhofe. Ich beſchloß daher, vor¬ läufig jedes Forſchen zu unterlaſſen, bis ich zu einem Menſchen gekommen ſein würde, von dem ich berech¬ tigt war, eine beſſere Auskunft zu erwarten.
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[271/0285]
ein Meier?" fragte ich; denn mir war wohlbekannt,
daß man in der Gegend jeden größeren Bauern einen
Meier nannte.
„Er iſt Anfangs nicht der Aspermeier geweſen,"
antwortete der Mann, „aber er hat von dem alten As¬
permeier den Asperhof gekauft, und das Haus hat er
gebaut, welches in dem Garten ſteht, und zu dem
Asperhof gehört, und jezt iſt er der Aspermeier; denn
der alte iſt längſt geſtorben."
„Hat er denn nicht auch einen andern Namen?"
fragte ich.
„Nein, wir heißen ihn den Aspermeier," antwor¬
tete er.
Ich ſah, daß der Mann nichts Weiteres von mei¬
nem Gaſtfreunde wiſſe, und ſich nicht um denſelben
gekümmert habe, ich gab daher bei ihm jedes weitere
Forſchen auf.
Es begegneten mir noch mehrere Menſchen, von
denen ich dieſelbe Antwort erhielt. Alle kehrten das
Verhältniß um, und ſagten, das Haus im Garten
gehöre zu dem Asperhofe. Ich beſchloß daher, vor¬
läufig jedes Forſchen zu unterlaſſen, bis ich zu einem
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tigt war, eine beſſere Auskunft zu erwarten.
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/285>, abgerufen am 22.11.2024.
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