Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

wir auf dem Gange waren, und gegen Gustavs Zim¬
mer gingen, sagte er: "daß auch unnüze Glieder her¬
beikommen, Müssiggänger Störefriede, das begreift
sich. Ein großer Händelmacher ist der Sperling. Er
geht in fremde Wohnungen, balgt sich mit Freund und
Feind, ist zudringlich zu unsern Sämereien und Kir¬
schen. Wenn die Gesellschaft nicht groß ist, lasse ich
sie gelten, und streue ihnen sogar Getreide. Sollten
sie hier aber doch zu viel werden, so hilft die Wind¬
büchse, und sie werden in den Meierhof hinabge¬
scheucht. Als einen bösen Feind zeigte sich der Roth¬
schwanz. Er flog zu dem Bienenhause, und schnappte
die Thierchen weg. Da half nichts als ihn ohne
Gnade mit der Windbüchse zu tödten. Wir ließen bei¬
nahe in Ordnung Wache halten, und die Verfolgung
fortsezen, bis dieses Geschlecht ausblieb. Sie waren
so klug, zu wissen, wo Gefahr ist, und gingen in die
Scheunen in die Holzhütte des Meierhofes und die
Ziegelhütte, wo die großen Wespennester unter dem
Dache sind. Wir lassen auch darum im Meierhofe und
anderen entfernteren Orten die grauen Kugeln solcher
Nester, die sich unter den Latten und Sparren der
Dächer oder Dachvorsprünge ansiedeln, nicht zerstö¬
ren, damit sie diese Vögel hinziehen."

17 *

wir auf dem Gange waren, und gegen Guſtavs Zim¬
mer gingen, ſagte er: „daß auch unnüze Glieder her¬
beikommen, Müſſiggänger Störefriede, das begreift
ſich. Ein großer Händelmacher iſt der Sperling. Er
geht in fremde Wohnungen, balgt ſich mit Freund und
Feind, iſt zudringlich zu unſern Sämereien und Kir¬
ſchen. Wenn die Geſellſchaft nicht groß iſt, laſſe ich
ſie gelten, und ſtreue ihnen ſogar Getreide. Sollten
ſie hier aber doch zu viel werden, ſo hilft die Wind¬
büchſe, und ſie werden in den Meierhof hinabge¬
ſcheucht. Als einen böſen Feind zeigte ſich der Roth¬
ſchwanz. Er flog zu dem Bienenhauſe, und ſchnappte
die Thierchen weg. Da half nichts als ihn ohne
Gnade mit der Windbüchſe zu tödten. Wir ließen bei¬
nahe in Ordnung Wache halten, und die Verfolgung
fortſezen, bis dieſes Geſchlecht ausblieb. Sie waren
ſo klug, zu wiſſen, wo Gefahr iſt, und gingen in die
Scheunen in die Holzhütte des Meierhofes und die
Ziegelhütte, wo die großen Weſpenneſter unter dem
Dache ſind. Wir laſſen auch darum im Meierhofe und
anderen entfernteren Orten die grauen Kugeln ſolcher
Neſter, die ſich unter den Latten und Sparren der
Dächer oder Dachvorſprünge anſiedeln, nicht zerſtö¬
ren, damit ſie dieſe Vögel hinziehen.“

17 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0273" n="259"/>
wir auf dem Gange waren, und gegen Gu&#x017F;tavs Zim¬<lb/>
mer gingen, &#x017F;agte er: &#x201E;daß auch unnüze Glieder her¬<lb/>
beikommen, Mü&#x017F;&#x017F;iggänger Störefriede, das begreift<lb/>
&#x017F;ich. Ein großer Händelmacher i&#x017F;t der Sperling. Er<lb/>
geht in fremde Wohnungen, balgt &#x017F;ich mit Freund und<lb/>
Feind, i&#x017F;t zudringlich zu un&#x017F;ern Sämereien und Kir¬<lb/>
&#x017F;chen. Wenn die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft nicht groß i&#x017F;t, la&#x017F;&#x017F;e ich<lb/>
&#x017F;ie gelten, und &#x017F;treue ihnen &#x017F;ogar Getreide. Sollten<lb/>
&#x017F;ie hier aber doch zu viel werden, &#x017F;o hilft die Wind¬<lb/>
büch&#x017F;e, und &#x017F;ie werden in den Meierhof hinabge¬<lb/>
&#x017F;cheucht. Als einen bö&#x017F;en Feind zeigte &#x017F;ich der Roth¬<lb/>
&#x017F;chwanz. Er flog zu dem Bienenhau&#x017F;e, und &#x017F;chnappte<lb/>
die Thierchen weg. Da half nichts als ihn ohne<lb/>
Gnade mit der Windbüch&#x017F;e zu tödten. Wir ließen bei¬<lb/>
nahe in Ordnung Wache halten, und die Verfolgung<lb/>
fort&#x017F;ezen, bis die&#x017F;es Ge&#x017F;chlecht ausblieb. Sie waren<lb/>
&#x017F;o klug, zu wi&#x017F;&#x017F;en, wo Gefahr i&#x017F;t, und gingen in die<lb/>
Scheunen in die Holzhütte des Meierhofes und die<lb/>
Ziegelhütte, wo die großen We&#x017F;penne&#x017F;ter unter dem<lb/>
Dache &#x017F;ind. Wir la&#x017F;&#x017F;en auch darum im Meierhofe und<lb/>
anderen entfernteren Orten die grauen Kugeln &#x017F;olcher<lb/>
Ne&#x017F;ter, die &#x017F;ich unter den Latten und Sparren der<lb/>
Dächer oder Dachvor&#x017F;prünge an&#x017F;iedeln, nicht zer&#x017F;tö¬<lb/>
ren, damit &#x017F;ie die&#x017F;e Vögel hinziehen.&#x201C;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">17 *<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0273] wir auf dem Gange waren, und gegen Guſtavs Zim¬ mer gingen, ſagte er: „daß auch unnüze Glieder her¬ beikommen, Müſſiggänger Störefriede, das begreift ſich. Ein großer Händelmacher iſt der Sperling. Er geht in fremde Wohnungen, balgt ſich mit Freund und Feind, iſt zudringlich zu unſern Sämereien und Kir¬ ſchen. Wenn die Geſellſchaft nicht groß iſt, laſſe ich ſie gelten, und ſtreue ihnen ſogar Getreide. Sollten ſie hier aber doch zu viel werden, ſo hilft die Wind¬ büchſe, und ſie werden in den Meierhof hinabge¬ ſcheucht. Als einen böſen Feind zeigte ſich der Roth¬ ſchwanz. Er flog zu dem Bienenhauſe, und ſchnappte die Thierchen weg. Da half nichts als ihn ohne Gnade mit der Windbüchſe zu tödten. Wir ließen bei¬ nahe in Ordnung Wache halten, und die Verfolgung fortſezen, bis dieſes Geſchlecht ausblieb. Sie waren ſo klug, zu wiſſen, wo Gefahr iſt, und gingen in die Scheunen in die Holzhütte des Meierhofes und die Ziegelhütte, wo die großen Weſpenneſter unter dem Dache ſind. Wir laſſen auch darum im Meierhofe und anderen entfernteren Orten die grauen Kugeln ſolcher Neſter, die ſich unter den Latten und Sparren der Dächer oder Dachvorſprünge anſiedeln, nicht zerſtö¬ ren, damit ſie dieſe Vögel hinziehen.“ 17 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/273
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/273>, abgerufen am 25.11.2024.