sowohl jezt geehrt, als sie in der Vergangenheit ge¬ ehrt wurde. Ihr Bild ist zu Vergleichen das ge¬ bräuchlichste, mit ihrer Farbe wird die Jugend und Schönheit geschmückt, man umringt Wohnungen mit ihr, ihr Geruch wird für ein Kleinod gehalten, und als etwas Köstliches versendet, und es hat Völker gegeben, die die Rosenpflege besonders schüzten, wie ja die waffenkundigen Römer sich mit Rosen kränzten. Besonders liebenswerth ist sie, wenn sie so zur An¬ schauung gebracht wird wie hier, wenn sie durch eigen¬ thümliche Mannigfaltigkeit und Zusammenstellung er¬ höht, und ihr gleichsam geschmeichelt wird. Erstens ist hier eine wahre Gewalt von Rosen, dann sind sie an der großen weißen Fläche des Hauses vertheilt, von der sie sich abheben; vor ihnen ist die weiße Fläche des Sandes, und diese wird wieder durch das grüne Rasenband und die Hecke wie durch ein grünes Samt¬ band und eine grüne Verzierung von dem Getreide¬ felde getrennt."
"Ich habe aus diesen Umstand nicht eigens ge¬ dacht," sagte er, "als ich sie pflanzte, obwohl ich dar¬ auf sah, daß sie sich auch so schön als möglich dar¬ stellten."
"Aber ich begreife nicht, wie sie hier so gut ge¬
ſowohl jezt geehrt, als ſie in der Vergangenheit ge¬ ehrt wurde. Ihr Bild iſt zu Vergleichen das ge¬ bräuchlichſte, mit ihrer Farbe wird die Jugend und Schönheit geſchmückt, man umringt Wohnungen mit ihr, ihr Geruch wird für ein Kleinod gehalten, und als etwas Köſtliches verſendet, und es hat Völker gegeben, die die Roſenpflege beſonders ſchüzten, wie ja die waffenkundigen Römer ſich mit Roſen kränzten. Beſonders liebenswerth iſt ſie, wenn ſie ſo zur An¬ ſchauung gebracht wird wie hier, wenn ſie durch eigen¬ thümliche Mannigfaltigkeit und Zuſammenſtellung er¬ höht, und ihr gleichſam geſchmeichelt wird. Erſtens iſt hier eine wahre Gewalt von Roſen, dann ſind ſie an der großen weißen Fläche des Hauſes vertheilt, von der ſie ſich abheben; vor ihnen iſt die weiße Fläche des Sandes, und dieſe wird wieder durch das grüne Raſenband und die Hecke wie durch ein grünes Samt¬ band und eine grüne Verzierung von dem Getreide¬ felde getrennt.“
„Ich habe aus dieſen Umſtand nicht eigens ge¬ dacht,“ ſagte er, „als ich ſie pflanzte, obwohl ich dar¬ auf ſah, daß ſie ſich auch ſo ſchön als möglich dar¬ ſtellten.“
„Aber ich begreife nicht, wie ſie hier ſo gut ge¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0229"n="215"/>ſowohl jezt geehrt, als ſie in der Vergangenheit ge¬<lb/>
ehrt wurde. Ihr Bild iſt zu Vergleichen das ge¬<lb/>
bräuchlichſte, mit ihrer Farbe wird die Jugend und<lb/>
Schönheit geſchmückt, man umringt Wohnungen mit<lb/>
ihr, ihr Geruch wird für ein Kleinod gehalten, und<lb/>
als etwas Köſtliches verſendet, und es hat Völker<lb/>
gegeben, die die Roſenpflege beſonders ſchüzten, wie<lb/>
ja die waffenkundigen Römer ſich mit Roſen kränzten.<lb/>
Beſonders liebenswerth iſt ſie, wenn ſie ſo zur An¬<lb/>ſchauung gebracht wird wie hier, wenn ſie durch eigen¬<lb/>
thümliche Mannigfaltigkeit und Zuſammenſtellung er¬<lb/>
höht, und ihr gleichſam geſchmeichelt wird. Erſtens<lb/>
iſt hier eine wahre Gewalt von Roſen, dann ſind ſie<lb/>
an der großen weißen Fläche des Hauſes vertheilt,<lb/>
von der ſie ſich abheben; vor ihnen iſt die weiße Fläche<lb/>
des Sandes, und dieſe wird wieder durch das grüne<lb/>
Raſenband und die Hecke wie durch ein grünes Samt¬<lb/>
band und eine grüne Verzierung von dem Getreide¬<lb/>
felde getrennt.“</p><lb/><p>„Ich habe aus dieſen Umſtand nicht eigens ge¬<lb/>
dacht,“ſagte er, „als ich ſie pflanzte, obwohl ich dar¬<lb/>
auf ſah, daß ſie ſich auch ſo ſchön als möglich dar¬<lb/>ſtellten.“</p><lb/><p>„Aber ich begreife nicht, wie ſie hier ſo gut ge¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[215/0229]
ſowohl jezt geehrt, als ſie in der Vergangenheit ge¬
ehrt wurde. Ihr Bild iſt zu Vergleichen das ge¬
bräuchlichſte, mit ihrer Farbe wird die Jugend und
Schönheit geſchmückt, man umringt Wohnungen mit
ihr, ihr Geruch wird für ein Kleinod gehalten, und
als etwas Köſtliches verſendet, und es hat Völker
gegeben, die die Roſenpflege beſonders ſchüzten, wie
ja die waffenkundigen Römer ſich mit Roſen kränzten.
Beſonders liebenswerth iſt ſie, wenn ſie ſo zur An¬
ſchauung gebracht wird wie hier, wenn ſie durch eigen¬
thümliche Mannigfaltigkeit und Zuſammenſtellung er¬
höht, und ihr gleichſam geſchmeichelt wird. Erſtens
iſt hier eine wahre Gewalt von Roſen, dann ſind ſie
an der großen weißen Fläche des Hauſes vertheilt,
von der ſie ſich abheben; vor ihnen iſt die weiße Fläche
des Sandes, und dieſe wird wieder durch das grüne
Raſenband und die Hecke wie durch ein grünes Samt¬
band und eine grüne Verzierung von dem Getreide¬
felde getrennt.“
„Ich habe aus dieſen Umſtand nicht eigens ge¬
dacht,“ ſagte er, „als ich ſie pflanzte, obwohl ich dar¬
auf ſah, daß ſie ſich auch ſo ſchön als möglich dar¬
ſtellten.“
„Aber ich begreife nicht, wie ſie hier ſo gut ge¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/229>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.