Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

tummeln konnten. Wir besuchten auch die Wohnun¬
gen der Leute. Hier fielen mir die großen schönen
Steinrahmen auf, die an den Fenstern gesezt wa¬
ren, auch konnte man leicht die bedeutende Vergrö¬
ßerung der Fenster sehen. In der Wagenhalle waren
nicht blos die Wägen und anderen Fahrzeuge sondern
auch die übrigen Landwirthschaftsgeräthe in Vorrathe
vorhanden. Die Düngerstätte, welche auch hier wie
in den meisten Wirthschaftshäusern unseres Landes
in dem Hofe gewesen war, ist auf einen Plaz hinter
dem Hause verwiesen worden, den ringsum hohe
Gebüsche umfingen.

"Es ist hier noch vieles im Entstehen und Wer¬
den begriffen," sagte mein Gastfreund, "aber es geht
langsam vorwärts. Man muß die Vorurtheile der
Leute schonen, die unter anderen Umgebungen heran¬
gewachsen und sie gewohnt sind, damit sie nicht durch
das Neue beirrt werden, und ihre Liebe zur Arbeit
verlieren. Wir müssen uns beruhigen, daß schon so
vieles geschehen ist, und auf das Weitere hoffen."

Die Leute, welche dieses Haus bewohnten, waren
damit beschäftigt, das Heu, welches gestern gemäht
worden war, einzubringen, oder, wo es noth that,
vollkommen zu trocknen. Mein Gastfreund redete mit

tummeln konnten. Wir beſuchten auch die Wohnun¬
gen der Leute. Hier fielen mir die großen ſchönen
Steinrahmen auf, die an den Fenſtern geſezt wa¬
ren, auch konnte man leicht die bedeutende Vergrö¬
ßerung der Fenſter ſehen. In der Wagenhalle waren
nicht blos die Wägen und anderen Fahrzeuge ſondern
auch die übrigen Landwirthſchaftsgeräthe in Vorrathe
vorhanden. Die Düngerſtätte, welche auch hier wie
in den meiſten Wirthſchaftshäuſern unſeres Landes
in dem Hofe geweſen war, iſt auf einen Plaz hinter
dem Hauſe verwieſen worden, den ringsum hohe
Gebüſche umfingen.

„Es iſt hier noch vieles im Entſtehen und Wer¬
den begriffen,“ ſagte mein Gaſtfreund, „aber es geht
langſam vorwärts. Man muß die Vorurtheile der
Leute ſchonen, die unter anderen Umgebungen heran¬
gewachſen und ſie gewohnt ſind, damit ſie nicht durch
das Neue beirrt werden, und ihre Liebe zur Arbeit
verlieren. Wir müſſen uns beruhigen, daß ſchon ſo
vieles geſchehen iſt, und auf das Weitere hoffen.“

Die Leute, welche dieſes Haus bewohnten, waren
damit beſchäftigt, das Heu, welches geſtern gemäht
worden war, einzubringen, oder, wo es noth that,
vollkommen zu trocknen. Mein Gaſtfreund redete mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0221" n="207"/>
tummeln konnten. Wir be&#x017F;uchten auch die Wohnun¬<lb/>
gen der Leute. Hier fielen mir die großen &#x017F;chönen<lb/>
Steinrahmen auf, die an den Fen&#x017F;tern ge&#x017F;ezt wa¬<lb/>
ren, auch konnte man leicht die bedeutende Vergrö¬<lb/>
ßerung der Fen&#x017F;ter &#x017F;ehen. In der Wagenhalle waren<lb/>
nicht blos die Wägen und anderen Fahrzeuge &#x017F;ondern<lb/>
auch die übrigen Landwirth&#x017F;chaftsgeräthe in Vorrathe<lb/>
vorhanden. Die Dünger&#x017F;tätte, welche auch hier wie<lb/>
in den mei&#x017F;ten Wirth&#x017F;chaftshäu&#x017F;ern un&#x017F;eres Landes<lb/>
in dem Hofe gewe&#x017F;en war, i&#x017F;t auf einen Plaz hinter<lb/>
dem Hau&#x017F;e verwie&#x017F;en worden, den ringsum hohe<lb/>
Gebü&#x017F;che umfingen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Es i&#x017F;t hier noch vieles im Ent&#x017F;tehen und Wer¬<lb/>
den begriffen,&#x201C; &#x017F;agte mein Ga&#x017F;tfreund, &#x201E;aber es geht<lb/>
lang&#x017F;am vorwärts. Man muß die Vorurtheile der<lb/>
Leute &#x017F;chonen, die unter anderen Umgebungen heran¬<lb/>
gewach&#x017F;en und &#x017F;ie gewohnt &#x017F;ind, damit &#x017F;ie nicht durch<lb/>
das Neue beirrt werden, und ihre Liebe zur Arbeit<lb/>
verlieren. Wir mü&#x017F;&#x017F;en uns beruhigen, daß &#x017F;chon &#x017F;o<lb/>
vieles ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, und auf das Weitere hoffen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Leute, welche die&#x017F;es Haus bewohnten, waren<lb/>
damit be&#x017F;chäftigt, das Heu, welches ge&#x017F;tern gemäht<lb/>
worden war, einzubringen, oder, wo es noth that,<lb/>
vollkommen zu trocknen. Mein Ga&#x017F;tfreund redete mit<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0221] tummeln konnten. Wir beſuchten auch die Wohnun¬ gen der Leute. Hier fielen mir die großen ſchönen Steinrahmen auf, die an den Fenſtern geſezt wa¬ ren, auch konnte man leicht die bedeutende Vergrö¬ ßerung der Fenſter ſehen. In der Wagenhalle waren nicht blos die Wägen und anderen Fahrzeuge ſondern auch die übrigen Landwirthſchaftsgeräthe in Vorrathe vorhanden. Die Düngerſtätte, welche auch hier wie in den meiſten Wirthſchaftshäuſern unſeres Landes in dem Hofe geweſen war, iſt auf einen Plaz hinter dem Hauſe verwieſen worden, den ringsum hohe Gebüſche umfingen. „Es iſt hier noch vieles im Entſtehen und Wer¬ den begriffen,“ ſagte mein Gaſtfreund, „aber es geht langſam vorwärts. Man muß die Vorurtheile der Leute ſchonen, die unter anderen Umgebungen heran¬ gewachſen und ſie gewohnt ſind, damit ſie nicht durch das Neue beirrt werden, und ihre Liebe zur Arbeit verlieren. Wir müſſen uns beruhigen, daß ſchon ſo vieles geſchehen iſt, und auf das Weitere hoffen.“ Die Leute, welche dieſes Haus bewohnten, waren damit beſchäftigt, das Heu, welches geſtern gemäht worden war, einzubringen, oder, wo es noth that, vollkommen zu trocknen. Mein Gaſtfreund redete mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/221
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/221>, abgerufen am 26.11.2024.