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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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ist kein Zweifel, daß sie sich nach und nach in das
Verhältniß würden eingelebt haben, besonders die
Jüngeren, bei denen die Erziehung noch wirkt; allein
ich bin so alt, daß das Unternehmen weit über den
Rest meiner Jahre hinausgeht. Ich befreite daher
meine Dienstleute von dem Zwange, und jüngere
Nachfolger mögen den Versuch wieder erneuern, wenn
sie meine Meinung theilen."

Mir fiel bei dieser Rede mein Elternhaus ein,
in welchem es wohlthuend ist, daß wenigstens die
Handlungsdiener meines Vaters mit uns an dem
Mittagstische essen.

Die Zeit nach dem Mittagsessen ward dazu be¬
stimmt, den Meierhof zu besuchen, und Gustav durfte
uns begleiten.

Wir gingen nicht den Weg, der an dem großen
Kirschbaume vorüber und auf der Höhe der Felder
dahin führt. Dieser Weg, sagte mein Gastfreund,
sei mir schon bekannt; sondern wir gingen in der
Nähe der Bienenhütte durch ein Pförtchen in das
Freie, und gingen auf einem Pfade über den sanf¬
ten Abhang hinab, der noch mit hohen Obstbäumen,
die die besseren Arten des Landes trugen, und von
dem Meierhofgarten übrig geblieben waren, bedeckt

iſt kein Zweifel, daß ſie ſich nach und nach in das
Verhältniß würden eingelebt haben, beſonders die
Jüngeren, bei denen die Erziehung noch wirkt; allein
ich bin ſo alt, daß das Unternehmen weit über den
Reſt meiner Jahre hinausgeht. Ich befreite daher
meine Dienſtleute von dem Zwange, und jüngere
Nachfolger mögen den Verſuch wieder erneuern, wenn
ſie meine Meinung theilen.“

Mir fiel bei dieſer Rede mein Elternhaus ein,
in welchem es wohlthuend iſt, daß wenigſtens die
Handlungsdiener meines Vaters mit uns an dem
Mittagstiſche eſſen.

Die Zeit nach dem Mittagseſſen ward dazu be¬
ſtimmt, den Meierhof zu beſuchen, und Guſtav durfte
uns begleiten.

Wir gingen nicht den Weg, der an dem großen
Kirſchbaume vorüber und auf der Höhe der Felder
dahin führt. Dieſer Weg, ſagte mein Gaſtfreund,
ſei mir ſchon bekannt; ſondern wir gingen in der
Nähe der Bienenhütte durch ein Pförtchen in das
Freie, und gingen auf einem Pfade über den ſanf¬
ten Abhang hinab, der noch mit hohen Obſtbäumen,
die die beſſeren Arten des Landes trugen, und von
dem Meierhofgarten übrig geblieben waren, bedeckt

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[205/0219] iſt kein Zweifel, daß ſie ſich nach und nach in das Verhältniß würden eingelebt haben, beſonders die Jüngeren, bei denen die Erziehung noch wirkt; allein ich bin ſo alt, daß das Unternehmen weit über den Reſt meiner Jahre hinausgeht. Ich befreite daher meine Dienſtleute von dem Zwange, und jüngere Nachfolger mögen den Verſuch wieder erneuern, wenn ſie meine Meinung theilen.“ Mir fiel bei dieſer Rede mein Elternhaus ein, in welchem es wohlthuend iſt, daß wenigſtens die Handlungsdiener meines Vaters mit uns an dem Mittagstiſche eſſen. Die Zeit nach dem Mittagseſſen ward dazu be¬ ſtimmt, den Meierhof zu beſuchen, und Guſtav durfte uns begleiten. Wir gingen nicht den Weg, der an dem großen Kirſchbaume vorüber und auf der Höhe der Felder dahin führt. Dieſer Weg, ſagte mein Gaſtfreund, ſei mir ſchon bekannt; ſondern wir gingen in der Nähe der Bienenhütte durch ein Pförtchen in das Freie, und gingen auf einem Pfade über den ſanf¬ ten Abhang hinab, der noch mit hohen Obſtbäumen, die die beſſeren Arten des Landes trugen, und von dem Meierhofgarten übrig geblieben waren, bedeckt

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/219>, abgerufen am 26.11.2024.